Lyrik ~ Klinge
    Versuch einer Dichtung            

10 
 Juli 
 
2021


 


Säule 9

Des Herzens Feuerschale
Der Wille ist frei


Aus den Briefen Epiktets [1]fiktiv
an Lucius Flavius Arrianus [2]Zusammenfassung aus: “Handbüchlein der Moral”
Verlage: Ad Fontes, Reclam, Anaconda
Krankheit möge im Leid dich gar beugen, Gicht deine Glieder
lähmen, einzig allein der gefestigte Geist
mag Überwinder nur sein, dem nichts widerstrebet: kein Bollwerk
neid’scher Gesinnung, noch Zwietracht entschäumender Brust.

Lass’ nicht durch äußere Wirren dir hemmen den Lauf, denn beflügelt
hebt des Genius’ Geleit dich über Schluchten hinweg.
→ zu Mnemosynes Geleit
→ Zenons Wandelhalle
Die stoischen Siegessäulen

Fußnoten[+]

 
 
1 
 November 
 
2011


 

Wie jede Blüte welkt
und jede Jugend
dem Alter weicht,
blüht jede Lebensstufe,
blüht jede Weisheit
auch und jede Tugend
zu ihrer Zeit und
darf nicht ewig dauern.

Es muss das Herz bei jedem Lebensrufe
bereit zum Abschied sein und Neubeginne,
um sich in Tapferkeit und ohne Trauern
in and’re, neue Bindungen zu geben.
Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne,
der uns beschützt und der uns hilft zu leben.

Wir sollen heiter Raum um Raum durchschreiten,
an keinem wie an einer Heimat hängen,
der Weltgeist will nicht fesseln uns und engen,
er will uns Stuf’ um Stufe heben, weiten.

Kaum sind wir heimisch einem Lebenskreise
und traulich eingewohnt, so droht Erschlaffen,
nur wer bereit zu Aufbruch ist und Reise,
mag lähmender Gewöhnung sich entraffen.

Es wird vielleicht auch noch die Todesstunde
uns neuen Räumen jung entgegensenden,
des Lebens Ruf an uns wird niemals enden…

Wohlan denn, Herz, nimm Abschied und gesunde!

 

Dichter Hermann Hesse   |   Sprecher Gottfried John

 
 
1 
 Januar 
 
1995


 

Was ist die Liebe
mit ihrem himmlischen Triebe ???

Wie ein Sproß, der im Herzen in mir aufgeht
erbärmlich um nach Erfüllung fleht,

Ich kann mich ihrer nicht verwehren,
soll sie mich denn nun ganz verzehren ???

Da ich so schwach, bin ihrer ich nicht mächtig,
mein’ Lebenskraft ist ja so schmächtig.

Ob hier auf Erden ich Ruhe fände,
ich leg’s herr Jesu in deine Hände !!!

verzehrt die Kraft, raubt mir die Zeit
fügt zu dem lähmt den Schaffensdrang, manch’ oh welch’ Leid.

Ich möchte wirken, atmen frei,
doch der Liebe Tyrannerei [Tyrannei?]
knechtet mich, legt und leget mich in Eisen
ich armer Jüngling muss verdreißen.

Drum kämpf’ ich dagegen aus Leibeskraft
zu sprengen die Ketten der Leidenschaft,
doch all’ mein Hasten ohne Rasten
mein Widerstreben ist vergeben,
ich kann nicht widersteh’n der Liebe Macht,
die mich in diese Sklaverei gebracht.
Ich bin ein Sklave meiner Gedankenwelt,
aus derer doch die Liebe quellt.
Der Herzensbrunn fließt über gar
bewässert die Seel’ so wunderbar.
wie ist es denn um mich bestellt ???