Lyrik ~ Klinge
    Versuch einer Dichtung            

2 
 Juli 
 
2012

abgelegt in
Gedankenschau | Pantheismus

 

Es macht mich müde, in den verschiedensten Religionen für ein und den selben Sachverhalt unterschiedliche Sichtweisen und Zugangsmöglichkeiten gereicht zu bekommen.
Ein Beispiel:
Für die “Erlösung” des Menschen ist im Christentum Jesus Christus Garant, in der griechischen Mythologie Dionysos, bei den alten Römern Bacchus, usw.
Wie das Pendant in der nordischen Mythologie, bei den alten Ägyptern oder den Persern aussieht, weiß ich nicht und es stimmt mich auch nicht heiter, dass dort lediglich eine Gottheit mit anderem Namen benannt wurde, eingebettet in ähnliche, (leicht) modifizierte Legenden.

Sicherlich geht es primär bei all diesen Darstellungen nicht um historische Wahrheiten, sondern vorrangig um die theologische Aussagekraft gefasst in eine metaphorische und damit einprägsamen Bildersprache. Ähnlichkeiten in den Mythen sind keine “Abschreib”-Übungen, sondern geben lediglich Zeugnis für Überlappungen (Gemeinsamkeiten) des menschlichen Erfahrungsschatzes über den eigenen Kulturkreis hinweg.

Oh, wie strebe und sinne ich nach den Urformen, aus denen sich alle religösen Ausprägungen abgeleitet haben.
Mir verlangt es nach universellen Prinzipien, nach Archetypen, nach einem Generalschlüssel!
Ob ich ihn wohl finden werde?

 
 
15 
 April 
 
2012


 

aus: “Sebastian im Traum”

Voll Früchten der Hollunder; ruhig wohnte die Kindheit
In blauer Höhle. Über vergangenen Pfad,
Wo nun bräunlich das wilde Gras saust,
Sinnt das stille Geäst; das Rauschen des Laubs

Ein gleiches, wenn das blaue Wasser im Felsen tönt.
Sanft ist der Amsel Klage. Ein Hirt
Folgt sprachlos der Sonne, die vom herbstlichen Hügel rollt.

Ein blauer Augenblick ist nur mehr Seele.
Am Waldsaum zeigt sich ein scheues Wild und friedlich
Ruhn im Grund die alten Glocken und finsteren Weiler.

Frömmer kennst du den Sinn der dunklen Jahre,
Kühle und Herbst in einsamen Zimmern;
Und in heiliger Bläue läuten leuchtende Schritte fort.

Leise klirrt ein offenes Fenster; zu Tränen
Rührt der Anblick des verfallenen Friedhofs am Hügel,
Erinnerung an erzählte Legenden; doch manchmal erhellt sich die Seele,
Wenn sie frohe Menschen denkt, dunkelgoldene Frühlingstage.

 

Dichtung Georg Trakl
Lesung Frederik Kranemann
Bereitstellung Der Critische Musicus

 
 
31 
 Dezember 
 
2011

abgelegt in
Gedankenschau | Religion

 



 
Ob nun Gott dem Adam den Geist einblies oder Athene des Prometheus’ Tonwerk die Weisheit einhauchte?
Letztlich führte beides zur Aufblähung des Großhirnes, was die Evolutionstheoretiker mit dem Schädelwachstum unserer Vorahnen eindrücklich bewiesen haben.

Unterschiedliche Sichtweisen (wissenschaftlich oder mythologisch ausgeschmückt) für ein und den selben Sachverhalt.

Das eine schließt das andere nicht aus, sondern ergänzt sich.
Ping-Pong auf hohem Niveau: Satz und Sieg für die Vernunft!