8 Juli 2012 |
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Wie dunkel sind Deine Schläfen.
Und Deine Hände so schwer.
Bist Du schon weit von dannen,
Und hörst mich nicht mehr.
Unter dem flackenden Lichte
Bist Du so traurig und alt,
Und Deine Lippen sind grausam
In ewiger Starre gekrallt.
Morgen schon ist hier das Schweigen
Und vielleicht in der Luft
Noch das Rascheln der Kränzen
Und ein verwesender Duft.
Aber die Nächte werden
Leerer nun, Jahr um Jahr.
Hier wo Dein Haupt lag, und leise
Immer Dein Atem war.
Textdichter | Georg Heym | |
Lesung | Katharina Thalbach | |
Bereitstellung | wortlover |
28 Juni 2012 |
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DICHTUNG | Gottfried Benn | |
LESUNG | Gottfried Benn |
Sieh die Sterne, die Faenge
Lichts und Himmel und Meer,
welche Hirtengesaenge,
daemmernde treiben sie her,
du auch die Stimmen gerufen
und deinen Kreis durchdacht,
folge die schweigenden Stufen
abwaerts dem Boten der Nacht.
Wenn du die Mythen und Worte
entleert hast, sollst du gehn,
eine neue Goetterkohorte
wirst du nicht mehr sehen,
nicht ihre Euphratthrone,
nicht ihre Schrift und Wand –
giesse, Myrmidone,
den dunklen Wein ins Land.
Wie dann die Stunden auch hiessen,
Qual und Traenen des Seins,
alles blueht im Verfliessen
dieses naechtigen Weins,
schweigend stroemt die Aeone,
kaum noch von Ufern ein Stueck –
gib nun dem Boten die Krone,
Traum und Goetter zurueck.
12 Mai 2012 |
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Aus “Dir zur Feier”
Das Land ist licht und dunkel ist die Laube,
und du sprichst leise und ein Wunder naht.
Und jedes deiner Worte stellt mein Glaube
als Betbild auf an meinem stillen Pfad.
Ich liebe dich. Du liegst im Gartenstuhle,
und deine Hände ruhen weiß im Schooß.
Mein Leben ruht wie eine Silberspule
in ihrer Macht. Lös meinen Faden los.
Dichtung | Rainer Maria Rilke | |
Lesung | Vera | |
Bereitstellung | RilkeForum |