Lyrik ~ Klinge
    Versuch einer Dichtung            

30 
 Oktober 
 
1998

abgelegt in
Reimgedichte

 

Mein schneekristall’nes Flöckchen,
was zweifelst scheu du noch
an deiner Rede duftender Blüte,
die deiner zagend’ Feder bang entfloss?

Gleich einem schillernden Roß
gallopiert majestästisch sie einher,
all dem Derben trotzend zur Wehr.

Drum zieh’ ich vor diesem erlesenen Adelsgestüte,
abertausend bunte Federhüte.

Sei doch gewiss,
daß meine sanfterschütterten Herzensglöckchen
alleine dir zum Ruhm erklingen,
wenn dein Perlenwort auf leichten Liebesschwingen
im kühnen Segelfluge, sturmerprobt,
nicht an meiner Seele Wächter berstend zerstobt
indes in meines Herzen’s Thronsaal vermag zu dringen.

Du, mein Täubchen,
mit Redekünsten schmuckbehangen,
nach allen Edelsteinen möcht’ ich haschen,
die in deiner Herzenstruhe prangen…

Wie lang willst noch Du zaudern,
wie lange noch gedenkest du zu schaudern?
Bis dein zartbesaitetes Herzchen
an deiner Zweifel Härte gar zerbricht?

Verstehst du nicht,
Du mein flutendes Kerzenlicht,
DU hast mich erreicht,
stets hat Dein lodernder Flammenblick
im Siegeszuge, kampfgewaltig,
mein wächsernes Herzlein schmelzend erweicht.

Meine unverwelkte Herzensblume
sei allein dir gereicht!

 
 
28 
 Oktober 
 
1998

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Reimgedichte | Vertonungen
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Schauer
ummantelt mit düsterem Schein
meines Herzen’s duftenden Sonnengarten,
verwandelt die Pflänzchen in Stein,
die einst sprießlich zarten.

Rauher
Wind umspinnt ihn flatternd
mit totgebärender Kält’
und sinnt ergatternd
das Zepter dieses Leichenfeld’.

Die treuen Musengeister flohen,
die totgeglaubten Sorgengeister drohen,
das schmerzend’ Herz mir zu zerfleischen,

der stumme Schrei der Seel’ verhallt
mit matter Kehl’ und faustgeballt,
wehr’ ich dem innwendigen Höllenkreischen.

Denn dein wärmespendender Sonnenblick
deines Antlitzes blumiges Geschmück
bescheret mir, fürwahr, das höchste Erdenglück.

Doch ich erstarr’ im nachtumhangenen Totengrau
und deiner blühender Lippen süßer Morgentau
kos’ ich mit dürrem Mundessaum
und frevle dadurch diesem dargereichten Blütentraum.

 
 
28 
 August 
 
1998

abgelegt in
Reimgedichte

 

Gold’nes Abendlicht tänzelt durch der Bäume
wankendes Blätterheer
küsst frohgemut des Wiesenteppichs wogendes Gräsermeer
und möchte uns’ren rauschergriffenen Seelen
streifend in den lichtgetränkten Feldern
schweifend zu den ferngerückten Wäldern
dem ewigen Frieden anbefehlen.

Hier am Quell der Nymphen und Elfen,
der Waldfeen und Musen,
darf man an Floras zartem Busen,
necktarträufelnder Blumenkelchen
den Durst nach wahrem Leben stillen,
berauschet von den Frühlingsklängen,
die schwirrend in den Lüften hängen,
das Herz mit ihrem Wiesenzauber füllen,
in dessen Purpurmantel sich bergend hüllen.

Düst’re Gedanken werden licht,
kleiden sich in bunte Schillerfarben,
Blütenträume müssen nimmer darben,
denn Wonnefluss gebietet hier die heilige Pflicht.

Ein Sonnenstrahl, aufs ascherne Haupt gesät,
krönt uns mit Lichterkranz zur Majestät,
und der purpurne Königsteppich, rosenbestreut,
ist uns der duft’ge Wiesenteppich, perlenbetäut.

Mein Schmetterling,
oh, Du Inbegriff der weiblichen Zierde,
du gleisend Licht in kühler Herzensgruft
beglückest mich mit nie ersonn’ner Adelswürde
umströmst mich lind mit deinem Fliederduft.

Händchenhaltend
zieht es uns auf ungewisse Pfade,
freudewaltend
tauch’ ich mich ins Rosenbade
deines Geistes ed’ler Wörterflut
deines Herzens reinster Liebesglut,
meines schwankenden Ichs eiserne Stütze.

Heldenhaft erklommen wir des Jäger’s Sitze,
um dort, von Zweigen umgarnt in höchsten Tannenkronen,
als Herrscherpaar regierend zu thronen,
der ganze Erdenrund uns zu Füßen liege.

Dein müdes Haupt senkt sich in meines Schoßes Wiege
schenkt ihm gebürt’ges Ruhekissen,
mein Fingerspiel streicht sanft der Wangen geschmeid’ge Züge
und zuweilen neigt mein Lippenrand sich zum Küssen.