Lyrik ~ Klinge
    Versuch einer Dichtung            

30 
 Juni 
 
1994

abgelegt in
Reimgedichte

 

Wenn mein Äuglein Dich vernimmt,
lodernd dann der Docht aufglimmt,
sich erzeigt im lichten Schein.

Helle flammt das Feuer auf,
belebt erneut den Liebeslauf,
lass’ das Klagen nunmehr sein.

Denn der Docht, der nun entzündet,
entfachet durch den Liebeshauch,
friedevolle Zeit ankündigt,
gebändigt ist nun Sorg’ und Rauch.

Rauch, der mir den Blick vernebelt,
Sorg’, die meine Glieder knebelt,
und mich band in Schmach und Schmerz,
gequält der Geist, betrübt das Herz.

Doch nun muss ich nimmer traurig sein,
denn Du Edle, Güt’ge, bleibst ja mein.

 
 
30 
 Juni 
 


 



 
Du Röslein auf der lichten Aue,
bist’s welches ich beschaue:

Vom Sonnenlicht so sanft beschienen,
vermagst Du ewiglich zu grünen.

Das Blumengewand, welch’ zierliche Tracht,
die Farbenpracht ins Herz mir lacht,
durchflutet zart mein ganzes Wesen,
du edles Gewächs bist wahrlich auserlesen!

Trunken von dem Liebestrank,
erfüllet mit so holdem Dank,
vor Freude ich mich fast verzehr’.

Der Blumenkelch ist randgefüllt,
mit Honigseim, so süß und mild’,
in dessen Flut ich zu tauchen begehr’.

Du Blümlein wiegst im Winde Dich,
wie schäumende Meereswellen,
die Blätter winken mir gnädiglich,
sollt’ ich mich dazugesellen?

Doch ich weiß, dass ich nicht Deiner würdig,
ein and’res Geblüm ist Dir ebenbürdig,
ein and’res, das von höherem Gut,
in dessen Wurzeln feurige Glut.

Verzeih’, daß ich von niederem Stande,
ich kann nicht prunken mit prächt’gem Gewande,
auch Gut und Gold sind mir verwehrt,
und nur das Dürftigste wurd’ mir beschert.

Ich bin ein bescheid’nes Schattengewächs,
so ohne Prunk und Farbenklecks,
die Blätter sind verdorrt und karg,
sodass mein Antlitz ich verbarg,
als Du mir warfst ein Blick entgegen,
ich ward’ erröttet und verlegen.

Zwar ist meine Liebe rein und klar,
hart gestählt die Treue, fürwahr.

Doch was gilt’s,
wenn Du mir schillst,
Du edles Röslein auf der Heiden?

Der bitt’re Schmerz,
der umwolken würd’ mein Herz,
ich könnt’ ihn nicht erleiden,
wenn Du verlachest mein,
schmachvoller denn des Todes’ Pein.

Drum fass’ ich mich ans Herzelein
und wandle in die Fern’ allein,
muß Trost mir selbst nun spenden,

Den Lebenspfad, wohin er mag auch gehen,
muss ich mit Leidestränen säen,
wann wird mein Schicksal sich denn wenden?

 
 
30 
 Juni 
 


 

[Fragment]
Welch’ holde Maid ist mir erwiesen,
dort drüben auf der grünen Wiesen,
sie schauet mich so zierlich an,
und ziehet mich in ihren Bann,
aus dem ich nicht entfliehen kann.

Oh, freilich reizet ihre Statur,
es lieget ja in meiner Natur,
doch gilt es hier zu wiedersteh’n
dies schönem, weiblich’ Phänomen.

So hold der Liebestrank auch schmecket,
und glimme Sinneslust erwecket…
Lodernd steigt der Triebe Feuer,
stürmt des keuchen Herz Gemäuer,
knechtet mich in eisern Banden,
freier Wille muss zerschanden.

Drum’ kämpf ich dagegen aus Leibeskraft,
zu sprengen die Ketten der Leidenschaft,
doch all’ mein Hasten ohne Rasten,
mein Widerstreben zerschellt vergeben,
ich kann nicht widersteh’n der Macht,
die flammen Auges angefacht.

Gleich brennenden Pfeiles durchbohrt mich ihr Blick,
sodass ich vor Frohsinn nun freilich entzück’.
Schock, schwere Not, welch’ trüger Schein:
Ich fiel der Sklaverei anheim !