Lyrik ~ Klinge
    Versuch einer Dichtung            

5 
 Mai 
 
2012


 

DICHTUNG Ernst Toller
LESUNG Ernst Toller
BEREITSTELLUNG wortlover


 

Wann endlich, Tiere, bündet Ihr Euch
Zum Bunde, wider die Menschheit?
Ich, ein Mensch,
Rufe Euch auf!
Euch Nachtigallen, geblendet mit glühender Nadel,
Euch Hammel, gewürgt in Kasematten vergaster Übungsschiffe,
Euch Esel, sanfteste Tiere, zusammenbrechend unter Peitschenhieben,
Euch Strauße, zuckenden Atems gerupft und fühlenden Herzens,
Euch Pferde, sonnenlos werkend in verpesteten Schächten,
Euch Bären, dressiert auf glühender Eisenmatte,
Euch Löwen, gezähmt im Zirkus von stählerner Knute,
Euch Alle Euch Alle
Rufe ich auf!
Erwachet!
Rächen wollen wir
Die Opfer des Menschen:
Tiere für Gaumenkitzel atmend gefoltert,
Tiere für Modelaunen lachend geschunden,
Tiere berauschten Arenen eitel geopfert,
Tiere in Kriegen sinnlos zerfetzt…

Ich will mich an Eure Spitze stellen, Ich, ein Renegat der Menschheit,
Will Euch führen gegen den einen Feind
Mensch.

Tiere der Wüste: Brüllet Alarm!
Tiere des Dschungels: Heulet Sturm!

Keine Unterscheidung lassen wir gelten,
Weiße und Schwarze, Gelbe und Braune,
Alle alle Erdschänder! Muttermörder! Sternenräuber!

 
 
9 
 April 
 
2012


 

Grundsätzlich ist meine Meinung, dass es keine artgerechte Tierhaltung gibt, genauso wenig wie es menschenwürdige Sklavenhaltung gibt.
Auch ein “Edel”-Sklave am Hofe des Pharaos zur Zeit des Alten Ägypten mag unter Umständen einen noch höheren, gebildeteren Lebensstandard genossen haben wie manch freier (“bildungsferne”) Landmann.
Allerdings rechtfertigt das nicht den Sklavenhandel.

Oft sehe ich mich gedanklich zurückversetzt in die Zeit des Sezessionskrieges der Nord- und Südstaaten Amerikas (1861-1865), indem die Südstaaten vehement auf die überlieferte Tradition der Sklavenhaltung pochten, weil es eben schon „IMMER SO WA(H)R…“
Die Sklaven der Südstaaten waren -wie heute die Tiere- ein ökonomischer Faktor, mehr nicht, und der Umgang mit ihnen (unentgeltliches Arbeiten, Auspeitschen, Vergewaltigung, Lusttöten) galt als normal.
Sklaven waren Gebrauchsgegenstände (Sachen) und gehörten zum üblichen Inventar des Hausstandes, waren feste Tradition (nebenbei gesagt ist Krieg auch eine “menschliche Tradition”).

Die Fernsehserie „Fackeln im Sturm“ wird vielleicht von vielen als kitschig abgetan, spiegelt aber eindringlich die damaligen gesellschaftlichen Verhältnisse, die sich sehr wohl auf unsere Zeit übertragen lassen.
Sklaverei wurde damals wie heute die Tierhaltung mit tradierter Werteüberlieferung gerechtfertigt, ohne selbstreflexiv kritisch rational überdacht zu werden.

Das Befassen mit der Wahrheit schmerzt, könnte den faulen Zahn überdauerter Wertevorstellung ziehen und riskiert vor allem den etablierten Lebensstandard, den man als so unverzichtbar ansieht, als unentbehrlich.

 
 
6 
 April 
 
2012


 

https://www.youtube.com/watch?v=q8h7atfN-p4