Lyrik ~ Klinge
    Versuch einer Dichtung            

23 
 April 
 
2008

abgelegt in
Kapitel VII.

 

Schattengestalt der Schrift

 
Ist’s nicht der Geist, der beseelt, der gedruckte Buchstabe aber,
der in erstarrten Konturen leblos dem Auge sich stellet?

Findet Empfindung im glüh’nden Geist des Phantasten nicht mehr
Beheimatung als in der kühlen Fürstengruft nüchternbedruckter Seiten?

Ist nicht in freieren Sphären des menschlichen Geistes
der von irdischen Banden gelöste Gedanke von höherem
Gut, indessen die Niederschrift jenes musengewirkten
Gotthauchs zu niederem Adel entwürdigt?

In Lettern gepresst, ins enge Korsett der Sprachgewalt!
Oh leid’ges Tintengekleckse,
das des entfesselten Geistes Allmacht die Schwingen gestutzt hat!

Selbst pathetisches Dichtungswerk gleicht „kristall’ner Karaffe“,
das den süßen Gehalt des heiligen Herzensgefäßes
nicht zu fassen vermag.

Wie der Gießbach mit brausender Urgewalt sich vom Gebirge stürzt,
dann springend ins Tale sich schlängelt,
um gemächlich als ebener Strom das Gefild zu durchkreuzen,

so ähnlich büßet der einst dem Geistquell entbrauste Gedanke
doch an himmlischer Macht und Kraftfülle ein, wenn
er des Geistes Refugium durch die ehernen Pforten
treulos verlässt, hinabströmt ins geschriebene Wort und
ird’sche, gezähmte Züge erleidet in der Ordnung Begrenzung.

Da der mildherbe Wildwuchs der Geistesblüten sich nimmer
im vollsten Duftumfang in der Schrift offenbart, so erzeigt er
sich auf der Herzensflur ungepflücket doch weitaus
edler, prächtiger, als im gebundenen Wortstrauß in kostbarer Vase.

 

23ter April 1827,  Scardanelli *    

 
 
29 
 Januar 
 
2008


 

Das nachfolgende Konzept (inspiriert durch Kriminalautor und Dozent Carlos Schäfer und einer Vorlesung von Prof. Dr. Härle) wurde zugunsten der Dichterpersönlichkeit von Friedrich Hölderlin aufgegeben.

 
Zur Person des Herrn B.

  • Theologie-Student
  • ertrunken in der Elsenz (Steinsfurt bei Sinsheim)
  • spekulative Ursachen:
    • a) studiumbedingte Sinnkrise (Angriff auf den pietistischen Kindsglauben)
    • b) geistige Verwirrung durch zunehmende Weltentfremdung/Generationenwechsel
    • c) randalierende Jugendliche in fastnachtlicher Überschwenglichkeit

 
Aktenbestandslage (jeweils mit Bearbeitungs-/Eingangsstempel versehen)

  • Zeitungsbericht (Lokalbericht)
    • Todesanzeige
    • schriftlicher Augenzeugenbericht von Herrn Stark (sachlich nüchtern): “… ins Gewässer blickend, gedankenverloren, gestikulierend “mnemotechnisch”-gestylter Montur
    • kopierte Buchseiten von der Universalbibliothek (wissenschaftliche Artikel, abgebildete Skulputuren (Themis, Venus, …) als Analogien dienend
    • Exzerpte daraus gewonnener Einsichten (Hexametermaß)
    • * Bildersammlung (mnemotechnsiche (Ablage-)Orte von Steinsfurt)
    • mnemotechnisch, umfunktionierendes Schachbrett (3D) ähnlich der Landschaftsgesaltung einer Modell-Eisenbahn-Anlage
    • Wegbeschreibung durch Steinsfurt
 
 
20 
 Januar 
 
2008

abgelegt in
Gedankenschau

 

Bezugnehmend auf einen Beitrag „Nach dem Abi? Spaß oder Studium?“ in Nadines Web-Blog, habe ich mir -auch in der momentanen Beschäftigung mit Mnemosynes Geleit- diesbezüglich Gedanken gemacht und kam wiederum zur Einsicht, dass rein kognitives Auswendiglernen hinsichtlich der Nachhaltigkeit nicht mit einer ganzheitlichen Merkmethode Schritt halten kann.

Daher hier noch einmal meinen Kommentar, der letztlich um die Strukturskizze meines Manuskriptes kreist:

 

[…] ich denke, es kommt auf deine gewählte Lernstrategie an.

Lernst du nur stur auswendig, dann war die “Karenzzeit” wohl eher nachteilig, weil du aus dem “permanenten Lernfluss” herausgerissen wurdest.

Lernst du aber anhand anschaulicher Beispiele (und das ist meines Erachtens effetkiver und nachhaltiger), dann kannst du ungemein vom Praxisbezug profitieren, da du -mit allen Sinnen und nicht nur rein kognitiv- dir die Materie aneignen kannst.

Meine Erfahrung ist/war die, dass ich früher mit Auswendiglernen SEHR GUTE Ergebnisse erzielen konnte, sich heute mein Hirn aber dagegen sträubt, da es favorisierend auf den gewachsenen Erfahrungsschatz gelebter Jahre zurückgreifen möchte.

Ganzheitliches Lernen ist -so abgedroschen es auch klingen möge- doch effektiver, auch wenn es anfänglich eine gewisse Umstellung ist, langfristig ist es Gewinn.

Daher lautet grundsätzlich meine Behauptung: Kinder oder jüngere Menschen lernen nicht unbedingt leichter als Erwachsene, Erwachsene müssen lediglich andere Techniken anwenden, die ihr geistiges Potential (meist die gehäufte Lebens- und Sinneserfahrung) ausschöpfen.