Lyrik ~ Klinge
    Versuch einer Dichtung            

19 
 Juni 
 
2011

abgelegt in
Mythologie | Runenlehre
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Wem das Nachschlagen der Runen zu mühsig erscheint, kann sich auch hier einen flüchtigen Einblick in das Runensystem unserer Vorfahren verschaffen.

Die insgesamt 24 Runen (älteres Futhark) werden in ihrer symbolischen Bedeutung dargestellt und gesanglich durch Wodansmaiden mit entsprechenden Phonemen verlautet.

Zieht man den Mauszeiger über den korrespondierenden Runenstein (unten), so wird mittels Infofenster die Rune näher erklärt.
Dank gilt an dieser Stelle in besonderer Weise dem mittlerweile verstorbenen Walter Zorn für sein ToolTip-Plugin.

Nachtrag (07.05.2016)
Leider konnte ich das JavaScript von Walter Zorn nicht in meinen WordPress-Blog integrieren und baute daher auf das Fußnoten-Plugin Footnotes.
Zur Erläuterung der jeweiligen Runen bewegt man den Mauszeiger über die angefügte Erklärungsziffer.
Zu meinem Bedauern überschreiben benachbarte Erkennungsziffern den Erklärungstext im Hinweisfenster. 🙁
Daran gilt es noch zu arbeiten.
Die Lösung ist ein ToolTip via CSS (19./20.05.2016)!

Futhark, das gemeingermanische “Alphabet”

 

FehuDie FEHU-Rune
Das Vieh als Symbol des Reichtums und der Macht.
UruzDie URUZ-Rune
Der Auerochse/das Urrind als Symbol der physischen Kraft,
der Gesundheit und des Überlebungswillens.
ThurisazDie THURISAZ-Rune
Der Dorn/Thors Hammer als Symbol der Kraft,
der Tat, der Handlung, aber auch der Gewalt und des Kampfes.
AnsuzDie ANSUZ-Rune
Der Ase als Symbol der Weisheit, der Inspiration,
des Denkens, der geistigen Kreativität
und der Offenbarung.
RaidhoDie RAIDHO-Rune
Der Ritt/der Ritter/das Wagenrad als Symbol
der geordneten, kontrollierten Bewegung,
des bekannten (eigenen) Rhythmusses
und der Wegbestimmung/Wegweisung.
Kenaz
Die KENAZ-Rune
Die Fackel/das Herd-, Opfer- und Schmiedefeuer
als Symbol der Kontrolle über das gebändigte Feuer
und handwerklichen Kunst.
Gebo
Die GEBO-Rune
Das Geschenk als Symbol der weiterreichenden allnützlichen Gabe.
Symbol auch des Opfers
und damit Austausch mit den Göttern.
Wunjo
Die WUNJO-Rune
Die Wonne als Symbol des Glücks, des Frohsinnes,
des Genusses, der materiellen Zufriedenheit
und des Abgesichertseins.
Hagalaz
Die HAGALAZ-Rune
Der Hagel/Kristall als Symbol der Herausforderung,
aber auch der Ganzheit.
Symbol der Vollendung, des Abschlusses, des Wachstumspotentiales
durch vorherige Zerstörung des Alten.
Nadhiz
Die NADHIZ-Rune
Die Not/das Bedürfnis als Symbol harten Schicksalsschlages,
des Hinternisses, der Einschränkung und der Blockade,
des Bedrängnisses und der fehlenden Harmonie.
Isa
Die ISA-Rune
Das Eis als Symbol des eisernen Willens
als auch der Herausforderung.
Jera
Die JERA-Rune
Das (vollendete) Jahr als Symbol der Ernte,
der Fülle und des Überflüsses.
Ernte als Reichtum der Gemeinschaft.
Ihwa
Die IHWA-Rune
Die Eibe als Symbol der Unsterblichkeit,
der Wiedergeburt, der Transformation.
Perthro
Die PERTHRO-Rune
Der Würfelbecher als Symbol der Entscheidung,
aber auch des zugeteilten Schicksals.
Algiz
Die ALGIZ-Rune
Die Elche/mächtige Totemtiere
als Symbol des Schutzes.
Sowilo
Die SOWILO-Rune
Die Sonne/der Sonnenstrahl als Symbol
des Glückes und der Wegweisung.
Tiwaz
Die TIWAZ-Rune
Der Speer des Tyr (der Kriegsgott)
als Symbol eines (Himmels-)Pfeilers,
des kosmischen Ordnungsprinzips
und dem Rechtssystem (Gesetz und Ordnung).
Berkana
Die BERKANA-Rune
Die Birke als Symbol der Geburt und Neubeginn,
die nach einem Waldbrand
als einer der ersten Bäume
sich wieder aus der Asche erhebt.
Ehwaz
Die EHWAZ-Rune
Das Pferd als Symbol des Fortschrittes
gegen den Stillstand.
Mannaz
Die MANNAZ-Rune
Der Mensch als Symbol des eigenverantwortlichen Schicksals
des Eingebundenseins in soziale Systeme,
in ein größeres Ganzes.
Laguz
Die LAGUZ-Rune
Das Wasser/Meer als Symbol der Ausgeglichenheit
der Harmonie mit der Schöpfung
und dem Fluss des Lebens.
Ingwaz
Die INGWAZ-Rune
Ing (Gott der Fruchtbarkeit)
als Symbol der Fruchtbarkeit
und der Macht, Leben zu geben.
Dagaz
Die DAGAZ-Rune
Das (Tages-)Licht als Symbol der positiven Energie,
des Wachstums, des Fortschritts,
der klaren Sicht und des bewußt erlebten Momentes.
Othala
Die OTHALA-Rune
Das eingezäunte Land
als Symbol des ererbten Besitzes,
der Beständigkeit und der Verzweiflung.
 
 
2 
 Oktober 
 
2009

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Rezitierte Gedichte

 
O Haupt voll Blut und Wunden (Auszug) (0:31)
Paul Gerhardt (1607 – 1676)

O Haupt voll Blut und Wunden,
Voll Schmerz und voller Hohn,
O Haupt, zum Spott gebunden
Mit einer Dornenkron’,
O Haupt, sonst schön gezieret
Mit höchster Ehr’ und Zier,
Jetzt aber höchst schimpfieret:
Gegrüßet sei’st du mir!

Du edles Angesichte,
Davor sonst schrickt und scheut
Das große Weltgewichte,
Wie bist du so bespeit!
Wie bist du so erbleichet!
Wer hat dein Augenlicht,
Dem sonst kein Licht nicht gleichet,
So schändlich zugericht’t?

Die Farbe deiner Wangen,
Der roten Lippen Pracht
Ist hin und ganz vergangen;
Des blaßen Todes Macht
Hat alles hingenommen,
Hat alles hingerafft,
Und daher bist du kommen
Von deines Leibes Kraft.

Nun, was du, Herr, erduldet,
Ist alles meine Last;
Ich hab’ es selbst verschuldet,
Was du getragen hast.
Schau her, hier steh’ ich Armer,
Der Zorn verdienet hat;
Gib mir, o mein Erbarmer,
Den Anblick deiner Gnad’!

Erkenne mich, mein Hüter,
Mein Hirte, nimm mich an!
Von dir, Quell aller Güter,
Ist mir viel Gut’s getan.
Dein Mund hat mich gelabet
Mit Milch und süßer Kost;
Dein Geist hat mich begabet
Mit mancher Himmelslust.

Ich will hier bei dir stehen,
Verachte mich doch nicht!
Von dir will ich nicht gehen,
Wenn dir dein Herze bricht;
Wenn dein Haupt wird erblaßen
Im letzten Todesstoß,
Alsdann will ich dich faßen
In meinen Arm und Schoß.

Es dient zu meinen Freuden
Und kommt mir herzlich wohl,
Wenn ich in deinem Leiden,
Mein Heil, mich finden soll.
Ach, möcht’ ich, o mein Leben,
An deinem Kreuze hier
Mein Leben von mir geben,
Wie wohl geschähe mir!

Ich danke dir von Herzen,
O Jesu, liebster Freund,
Für deines Todes Schmerzen,
Da du’s so gut gemeint.
Ach gib, daß ich mich halte
Zu dir und deiner Treu’
Und, wenn ich nun erkalte,
In dir mein Ende sei!

Wenn ich einmal soll scheiden,
So scheide nicht von mir;
Wenn ich den Tod soll leiden,
So tritt du dann herfür;
Wenn mir am allerbängsten
Wird um das Herze sein,
So reiß mich aus den Ängsten
Kraft deiner Angst und Pein!

Erscheine mir zum Schilde,
Zum Trost in meinem Tod,
Und laß mich sehn dein Bilde
In deiner Kreuzesnot!
Da will ich nach dir blicken,
Da will ich glaubensvoll
Dich fest an mein Herz drücken.
Wer so stirbt, der stirbt wohl.

 

 
Befiehl du deine Wege (Auszug) (2:27)
Paul Gerhardt (1607 – 1676)

Befiehl du deine Wege,
Und was dein Herze kränkt,
Der allertreusten Pflege
Des, der den Himmel lenkt!
Der Wolken, Luft und Winden,
Gibt Wege, Lauf und Bahn,
Der wird auch Wege finden,
Da dein Fuß gehen kann.

Dem Herren mußt du trauen,
Wenn dir’s soll wohlergehn;
Auf sein Werk must du schauen,
Wenn dein Werk soll bestehn.
Mit Sorgen und mit Grämen
Und mit selbsteigner Pein
Läßt Gott sich gar nichts nehmen,
Es muß erbeten sein.

Dein’ ew’ge Treu’ und Gnade,
O Vater, weiß und sieht,
Was gut sei oder schade
Dem sterblichen Geblüt;
Und was du dann erlesen,
Das treibst du, starker Held,
Und bringst zum Stand und Wesen,
Was deinem Rat gefällt.

Weg’ hast du allerwegen,
An Mitteln fehlt dir’s nicht;
Dein Tun ist lauter Segen,
Dein Gang ist lauter Licht,
Dein Werk kann niemand hindern,
Dein’ Arbeit darf nicht ruhn,
Wenn du, was deinen Kindern
Ersprießlich ist, willst tun.

Und ob gleich alle Teufel
Hier wollten widerstehn,
So wird doch ohne Zweifel
Gott nicht zurückegehn;
Was er sich vorgenommen,
Und was er haben will,
Das muß doch endlich kommen
Zu seinem Zweck und Ziel.

Hoff, o du arme Seele,
Hoff und sei unverzagt!
Gott wird dich aus der Höhle,
Da dich der Kummer plagt,
Mit großen Gnaden rücken;
Erwarte nur die Zeit,
So wirst du schon erblicken
Die Sonn’ der schönsten Freud’.

 

 
Geh aus mein Herz und suche Freud (Auszug) (3:15)
Paul Gerhardt (1607 – 1676)

Geh aus, mein Herz, und suche Freud
In dieser lieben Sommerzeit
An deines Gottes Gaben;
Schau an der schönen Garten Zier
Und siehe, wie sie mir und dir
Sich ausgeschmücket haben.

Die Bäume stehen voller Laub,
Das Erdreich decket seinen Staub
Mit einem grünen Kleide;
Narcissus und die Tulipan,
Die ziehen sich viel schöner an
Als Salomonis Seide.

Die Lerche schwingt sich in die Luft,
Das Täublein fleugt aus seiner Kluft
Und macht sich in die Wälder;
Die hochbegabte Nachtigall
Ergetzt und füllt mit ihrem Schall
Berg, Hügel, Tal und Felder.

Die Glucke führt ihr Völklein aus,
Der Storch baut und bewohnt sein Haus,
Das Schwälblein speist die Jungen;
Der schneller Hirch, das leichte Reh
Ist froh und kommt aus seiner Höh
Ins tiefe Gras gesprungen.

Die Bächlein rauschen in dem Sand
Und malen sich und ihren Rand
Mit schattenreichen Myrten;
Die Wiesen ligen hart dabei
Und klingen ganz vom Luftgeschrei
Dar Schaf und ihrer Hirten.

Die unverdrossne Bienenschar
Fleucht hin und her, sucht hie und dar
Ihr edle Honigspeise.
Dis süssen Weinstocks starker Saft
Bringt täglich neue Stärk und Kraft
In seinem schwachen Reise.

Der Weizen wächset mit Gewalt,
Darüber jau chzet Jung und Alt
Und rühmt die grosse Güte
Des, der so überflüssig labt
Und mit so manchem Gut begabt
Das menschliche Gemüte.

Ich selbsten kann und mag nicht ruhn;
Des grossen Gottes grosses Tun
Erweckt mir alle Sinnen;
Ich singe mit, wenn alles singt,
Und lasse, was dem Höchsten klingt,
Aus meinem Herzen rinnen.

Ach, denk ich, bist du hier so schön
Und lässst du uns so lieblich gehn
Auf dieser armen Erden.
Was will doch wohl nach dieser Welt
Dort in dem reichen Himmelszelt
Und güldnen Schlosse werden!

Welch hohe Luft, welch heller Schein
Wird wohl in Christi Garten sein!
Wie muss es da wohl klingen,
Da so viel tausend Seraphim
Mit eingestimmtem Mund und Stimm
Ihr Halleluja singen!

O wär ich da, o stünd ich schon,
Ach, süßer Gott, vor deinem Thron
Und trüge meine Palmen,
So wollt ich nach der Engel Weis
Erhöhen deines Namens Preis
Mit tausend schönen Psalmen!

Doch gleichwohl will ich, weil ich noch
Hier trage dieses Leibes Joch,
Auch nicht gar stille schweigen;
Mein Herze soll sich fort und fort
An diesem und an allem Ort
Zu deinem Lobe neigen.

Hilf mir und segne meinem Geist
Mit Segen, der vom Himmel fGlauleusst,
Dass ich dir stetig blühe!
Gib, dass der Sommer deiner Gnad
In meiner Seelen früh und spat
Viel Glaubensfrücht erziehe!

Mach in mir deinem Geiste Raum,
Dass ich dir werd ein guter Baum,
Und lass mich wohl bekleiben;
Verleihe, dass zu deinem Ruhm
Ich deines Gartens schöne Blum
Und Planze möge bleiben!

Erwähle mich zum Paradeis
Und lass mich bis zur lessten Reis
An Leib und Seele grünen;
So will ich dir und deiner Ehr
Allein und sonsten keinem mehr
Hier und dort ewig dienen.

 

 
Abendlied (Auszug) (4:41)
Paul Gerhardt (1607 – 1676)

siehe auch auf YouTube.

Nun ruhen alle Wälder,
Vieh, Menschen, Städt’ und Felder,
es schläft die ganze Welt.
Ihr aber, meine Sinnen,
auf, auf, ihr sollt beginnen,
was eurem Schöpfer wohlgefällt.

Wo bist du, Sonne, blieben?
Die Nacht hat dich vertrieben,
die Nacht, des Tages Feind.
Fahr’ hin, ein andre Sonne,
mein Jesus, meine Wonne,
gar hell in meinem Herzen scheint.

Der Tag ist nun vergangen,
die güldnen Sterne prangen
am blauen Himmelssaal.
Also werd’ ich auch stehen,
wenn mich wird heissen gehen
mein Gott aus diesem Jammertal.

Der Leib eilt nun zur Ruhe,
legt ab das Kleid und Schuhe,
das Bild der Sterblichkeit.
Die zieh’ ich aus, dagegen
wird Christus mir anlegen
den Rock der Ehr und Herrlichkeit.

Das Haupt, die Füss’ und Hände
sind froh, dass nun zum Ende
die Arbeit kommen sei.
Herz, freu dich, du sollst werden
vom Elend dieser Erden
und von der Sünden Arbeit frei.

Nun geht, ihr matten Glieder,
geht hin und legt euch nieder,
der Betten ihr begehrt.
Es kommen Stund’ und Zeiten,
da man euch wird bereiten
zur Ruh’ ein Bettlein in der Erd.

Mein Augen stehn verdrossen,
im Nu sind sie geschlossen.
Wo bleibt dann Leib und Seel?
Nimm sie zu deinen Gnaden,
sei gut für allen Schaden,
du Aug’ und Wächter Israel.

Breit aus die Flügel beide,
o Jesu, meine Freude,
und nimm dein Küchlein ein.
Will Satan mich verschlingen,
so lass die Englein singen:
Dies Kind soll unverletzet sein.

Auch euch, ihr meine Lieben,
soll heute nicht betrüben
kein Unfall noch Gefahr.
Gott lass’ euch selig schlafen,
stell’ euch die güldnen Waffen
ums Bett und seiner Engel Schar.

 

 
Der Lobende // Lobe den Herren (Auszug) (6:12)
Joachim Neander (1650-1680)

Lobe den Herren, den mächtigen König der Ehren;
Lob ihn, o Seele, vereint mit den himmlischen Chören.
Kommet zuhauf,
Psalter und Harfe, wacht auf,
Lasset den Lobgesang hören.

Lobe den Herren, der alles so herrlich regieret,
Der dich auf Adelers Fittichen sicher geführet,
Der dich erhält,
Wie es dir selber gefällt.
Hast du nicht dieses verspüret?

Lobe den Herren, der künstlich und fein dich bereitet,
Der dir Gesundheit verliehen, dich freundlich geleitet.
In wieviel Not
Hat nicht der gnädige Gott
Über dir Flügel gebreitet.

Lobe den Herren, was in mir ist, lobe den Namen.
Lob ihn mit allen, die seine Verheißung bekamen.
Er ist dein Licht,
Seele, vergiß es ja nicht.
Lob ihn in Ewigkeit. Amen.

 

 
Ein feste Burg ist unser Gott (Auszug) (7:29)
Martin Luther (1483 – 1546)

Ein feste Burg ist unser Gott, ein gute Wehr und Waffen.
Er hilft uns frei aus aller Not, die uns jetzt hat betroffen.
Der altböse Feind, mit Ernst er’s jetzt meint;
groß Macht und viel List sein grausam Rüstung ist,
auf Erd ist nicht seinsgleichen.

Mit unsrer Macht ist nichts getan, wir sind gar bald verloren;
es streit’ für uns der rechte Mann, den Gott hat selbst erkoren.
Fragst du, wer der ist? Er heißt Jesus Christ,
der Herr Zebaoth, und ist kein andrer Gott,
das Feld muß er behalten.

Und wenn die Welt voll Teufel wär und wollt uns gar verschlingen,
so fürchten wir uns nicht so sehr, es soll uns doch gelingen.
Der Fürst dieser Welt, wie sau’r er sich stellt,
tut er uns doch nicht; das macht, er ist gericht’:
ein Wörtlein kann ihn fällen.

Das Wort sie sollen lassen stahn und kein’ Dank dazu haben;
er ist bei uns wohl auf dem Plan mit seinem Geist und Gaben.
Nehmen sie den Leib, Gut, Ehr, Kind und Weib:
laß fahren dahin, sie haben’s kein’ Gewinn,
das Reich muß uns doch bleiben.

 
 
19 
 September 
 
2009

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Rezitierte Gedichte

 
Auf den Mund (0:09)
Christian Hoffmann von Hoffmannswaldau (1616 – 1679)

Mund! der die Seelen kann durch Lust zusammen hetzen.
Mund! der viel süsser ist als starker Himmelswein.
Mund! der du Alikant des Lebens schenkest ein.
Mund! den ich vorziehn muss der Inden reichen Schätzen.
Mund! dessen Balsam uns kann stärken und verletzen.
Mund! der vergnügter blüht als aller Rosen Schein.
Mund! welchem kein Rubin kann gleich und ähnlich sein.
Mund! den die Gratien mit ihren Quellen netzen;
Mund! ach Korallenmund mein einziges Ergötzen!
Mund! laß mich einen Kuß auf deinen Purpur setzen.

 

 
Die Wollust (2:12)
Christian Hoffmann von Hoffmannswaldau (1616 – 1679)

Die Wollust bleibet doch der Zucker dieser Zeit,
was kann uns mehr denn sie den Lebenslauf versüßen?
Sie lässet trinkbar Gold in unsre Kehle fließen
und öffnet uns den Schatz beperlter Liebligkeit.
In lauter Rosen kann sie Schnee und Eis verkehren
und durch das ganze Jahr die Frühlingszeit gewähren.

Es schaut uns die Natur als rechte Kinder an,
sie schenkt uns ungespart den Reichtum ihrer Brüste.
Sie öffnet einen Saal voll zimmetreicher Lüste,
wo aus des Menschen Wunsch Erfüllung quellen kann.
Sie legt als Mutter uns die Wollust in die Armen
und lässt durch Lieb und Wein den kalten Geist erwarmen.

Nur das Gesetze wil allzu tyrannisch sein,
es zeiget jederzeit ein widriges Gesichte.
Es macht des Menschen Lust und Freiheit ganz zunichte
und flöst vor süßen Most uns Wermuthtropfen ein.
Es untersteht sich uns die Augen zu verbinden
und alle Liebligkeit aus unser Hand zu winden.

Die Ros’ entblösset nicht vergebens ihre Pracht,
jeßmin wil nicht umsonst uns in die Augen lachen.
Sie wollen unser Lust sich dienst- und zinsbar machen.
Der ist sein eigen Feind, der sich zu Plagen tracht.
Wer vor die Schwanenbrust ihm Dornen will erwählen,
dem muß es an Verstand und reinen Sinnen fehlen.

Was nutzet endlich uns doch Jugend, Kraft und Mut,
wenn man den Kern der Welt nicht reichlich will genüssen
Und dessen Zuckerstrom lässt unbeschifft verschießen.
Die Wollust bleibet doch der Menschen höchstes Gut
Wer hier zu Segel geht, dem wehet das Gelücke
und ist verschwenderisch mit seinem Liebesblicke.

Wer Epikuren [Epicuren] nicht vor seinen Lehrer hält,
der hat den Weltgeschmack und allen Witz verloren.
Es hat ihr die Natur als Stiefsohn ihn erkoren.
Er muß ein Unmensch sein und Scheusal dieser Welt,
der meisten Lehrer Wahn erregte Zwang und Schmerzen.
Was Epikur gelehrt, das kitzelt noch die Herzen.

 

 
Grabschrift eines Lasterhaften (5:15)
Christian Hoffmann von Hoffmannswaldau (1616 – 1679)

Die Leber ist zu Wien! Das Glied zu Rom geblieben!
Das Herz in einer Schlacht! und das Gehirn an Lieben!
Doch dass der Leib nicht ganz verloren möchte sein
so legte man den Rest hier unter diesen Stein.

 

 
Grabschrift eines Schlafsüchtigen (5:44)
Christian Hoffmann von Hoffmannswaldau (1616 – 1679)

Hier liegt ein fauler Leib, der aus dem Tage Nacht
und aus dem Leben Tod durch Schlafen hat gemacht.
Aus allzu großer Furcht, dass man ihn noch erwecket
so hat er sich hierher in dieser Gruft verstecket.

 

 
Grabschrift einer lustigen Jungfrau (6:12)
Christian Hoffmann von Hoffmannswaldau (1616 – 1679)

Die euch für Schmuck und Gold entblößte Leib und Brust
machte der grimme Tod nun zu der Würmer Kost.
Ihr Buhler, lasset hier eure Tränenströme fließen,
So kann noch mancher Wurm zur Speis auch Trank genießen.

 

 
Grabschrift eines Mohren (6:44)
Christian Hoffmann von Hoffmannswaldau (1616 – 1679)

Kein Europäer soll die schlechte Grabschrifft lesen
und lachen, dass ich schwarz und nackend bin gewesen.
Ich trug das Mutterkleid, du trägst die Haut der Kuh,
du bist mehr Vieh als ich, ich war mehr Mensch als du.

 

 
Gedanken bei Antretung des fünfzigsten Jahres (Auszug) (7:27)
Christian Hoffmann von Hoffmannswaldau (1616 – 1679)

Mein Auge hat den alten Glanz verloren.
Ich bin nicht mehr, was ich vor diesem war.
Es klinget mir fast stündlich in den Ohren:
vergiss der Welt und denk auf deine Bar.
Und ich empfinde nun aus meines Lebens Jahren
Das fünfzig schwächer sind als fünfundzwanzig waren.

Du hast, mein Gott, mich in des Vaters Lenden
als rohen Zeug genädig angeschaut
und nachmals auch in den verdeckten Wänden
ohn alles Licht durch Allmacht aufgebaut.
Du hast als Steuermann und Leitstern mich geführet,
wo man der Wellen Sturm und Berge Schrecken spüret.

Du hast den Dorn in Rosen mir verkehret
und Kieselstein zu Kristallin gebracht.
Dein Segen hat den Unwert mir verzehret
und Schlackenwerk zu gleichem Erz gemacht.
Du hast als Nulle mich den Zahlen zu gesellet
der Welt Gepränge gilt nach dem es Gott gefället.

Ich bin zuschlecht vor dieses Dank zusagen
Es ist zu schlecht was ich dir bringen kann.
Nimm diesen doch, den du hast jung getragen
als Adlern jetzt auch in dem Alter an.
Ach, stütze Leib und Geist und lass bei grauen Haaren
nicht grüne Sündenlust sich meinem Herzen paaren.

Lass mich mein Amt mit Freudigkeit verwalten,
lass Trauersucht nicht stören meine Ruh.
Lass meinen Leib nicht wie das Eis erkalten
und lege mir noch etwas Kräfte zu.
Hilf, dass mich Siechtum nicht zu Last und Ekel mache,
der Morgen mich bewein, der Abend mich verlache.

Lass mich die Lust des Feindes nicht berücken
Die Wermut oft mit Zucker überlegt.
Verwirr ihn selbst im Garne seiner Tücken,
dass der Betrug nach seinem Meister schlägt.
Lass mich bei guter Sach ohn alles Schrecken stehen
Und unverdienten Hass zu meiner Lust vergehen.

Verjüng in mir des schwachen Geistes Gaben
Der ohne dich ohn alle Regung liegt.
Lass mit der Zeit mich diesen Nachklang haben:
Das Eigennutz mich niemals eingewiegt.
Dass mir des Nächsten Gut hat keinen Neid erwecket.
Sein Ach mich nicht erreicht, sein Weinen nicht beflecket.

Hilf, dass mein Geist zum Himmel sich geselle
und ohne Seid und Schminke heilig sei.
Bist du doch, Herr, der gute reine Quelle;
So mache mich von bösen Flecken frei.
Wie leichtlich lässt sich doch des Menschen Auge blenden!
Du weisst wie schwach es ist, es kommt aus deinen Händen.

Denn führe mich zu der erwählten Menge
und in das Licht durch eine kurze Nacht:
Ich suche nicht ein großes Leichgepränge
aus Eitelkeit und stolzer Pracht erdacht.
Ich will kein ander Wort um meinen Leichstein haben
Als dies: Der Kern ist weg, die Schalen sind vergraben.