Lyrik ~ Klinge
    Versuch einer Dichtung            

6 
 April 
 
2012

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Der 130. Psalm: “De profundis clamavi”

1. Aus tiefer Not schrei ich zu dir,
Herr Gott, erhör mein Rufen.
Dein gnädig Ohren kehr zu mir
Und meiner Bitt sie öffen.
Denn so du willst das sehen an,
Was Sünd und Unrecht ist getan,
Wer kann, Herr, vor dir bleiben?

2. Bei dir gilt nichts denn Gnad und Gonst,
Die Sünden zu vergeben.
Es ist doch unser Tun umsonst
Auch in dem besten Leben.
Vor dir niemand sich rühmen kann,
Des muß dich fürchten jedermann
Und deiner Gnaden leben.

3. Darum auf Gott will hoffen ich
Auf mein Verdienst nicht bauen;
Auf ihn mein Herz soll lassen sich
Und seiner Güte trauen,
Die mir zusagt sein wertes Wort,
Das ist mein Trost und treuer Hort,
Des will ich allzeit harren.

4. Und ob es währt bis in die Nacht
Und wieder an den Morgen,
Doch soll mein Herz an Gottes Macht
Verzweifeln nicht noch sorgen.
So tu Israel rechter Art,
Der aus dem Geist erzeuget ward,
Und seines Gotts erharre.

5. Ob bei uns ist der Sünden viel,
Bei Gott ist viel mehr Gnaden;
Sein Hand zu helfen hat kein Ziel
Wie groß auch sei der Schaden.
Er ist allein der gute Hirt,
Der Israel erlösen wird
Aus seinen Sünden allen.

Achtliederbuch, 1524

 

Verfasser Martin Luther
Lesung Rosel Zech
Bereitstellung wortlover

 
 
19 
 September 
 
2009

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Lutz Görner lädt uns zu einer literarischen Reise ein


 
Tausend Dank an Lutz Görner für die Einstellung auf YouTube!
Eventuelle Kommentare zum Video-Clip bitte direkt auf YouTube!


 

 


 

 
Rezitierte Gedichte

 
Auf den Mund (0:09)
Christian Hoffmann von Hoffmannswaldau (1616 – 1679)

Mund! der die Seelen kann durch Lust zusammen hetzen.
Mund! der viel süsser ist als starker Himmelswein.
Mund! der du Alikant des Lebens schenkest ein.
Mund! den ich vorziehn muss der Inden reichen Schätzen.
Mund! dessen Balsam uns kann stärken und verletzen.
Mund! der vergnügter blüht als aller Rosen Schein.
Mund! welchem kein Rubin kann gleich und ähnlich sein.
Mund! den die Gratien mit ihren Quellen netzen;
Mund! ach Korallenmund mein einziges Ergötzen!
Mund! laß mich einen Kuß auf deinen Purpur setzen.

 

 
Die Wollust (2:12)
Christian Hoffmann von Hoffmannswaldau (1616 – 1679)

Die Wollust bleibet doch der Zucker dieser Zeit,
was kann uns mehr denn sie den Lebenslauf versüßen?
Sie lässet trinkbar Gold in unsre Kehle fließen
und öffnet uns den Schatz beperlter Liebligkeit.
In lauter Rosen kann sie Schnee und Eis verkehren
und durch das ganze Jahr die Frühlingszeit gewähren.

Es schaut uns die Natur als rechte Kinder an,
sie schenkt uns ungespart den Reichtum ihrer Brüste.
Sie öffnet einen Saal voll zimmetreicher Lüste,
wo aus des Menschen Wunsch Erfüllung quellen kann.
Sie legt als Mutter uns die Wollust in die Armen
und lässt durch Lieb und Wein den kalten Geist erwarmen.

Nur das Gesetze wil allzu tyrannisch sein,
es zeiget jederzeit ein widriges Gesichte.
Es macht des Menschen Lust und Freiheit ganz zunichte
und flöst vor süßen Most uns Wermuthtropfen ein.
Es untersteht sich uns die Augen zu verbinden
und alle Liebligkeit aus unser Hand zu winden.

Die Ros’ entblösset nicht vergebens ihre Pracht,
jeßmin wil nicht umsonst uns in die Augen lachen.
Sie wollen unser Lust sich dienst- und zinsbar machen.
Der ist sein eigen Feind, der sich zu Plagen tracht.
Wer vor die Schwanenbrust ihm Dornen will erwählen,
dem muß es an Verstand und reinen Sinnen fehlen.

Was nutzet endlich uns doch Jugend, Kraft und Mut,
wenn man den Kern der Welt nicht reichlich will genüssen
Und dessen Zuckerstrom lässt unbeschifft verschießen.
Die Wollust bleibet doch der Menschen höchstes Gut
Wer hier zu Segel geht, dem wehet das Gelücke
und ist verschwenderisch mit seinem Liebesblicke.

Wer Epikuren [Epicuren] nicht vor seinen Lehrer hält,
der hat den Weltgeschmack und allen Witz verloren.
Es hat ihr die Natur als Stiefsohn ihn erkoren.
Er muß ein Unmensch sein und Scheusal dieser Welt,
der meisten Lehrer Wahn erregte Zwang und Schmerzen.
Was Epikur gelehrt, das kitzelt noch die Herzen.

 

 
Grabschrift eines Lasterhaften (5:15)
Christian Hoffmann von Hoffmannswaldau (1616 – 1679)

Die Leber ist zu Wien! Das Glied zu Rom geblieben!
Das Herz in einer Schlacht! und das Gehirn an Lieben!
Doch dass der Leib nicht ganz verloren möchte sein
so legte man den Rest hier unter diesen Stein.

 

 
Grabschrift eines Schlafsüchtigen (5:44)
Christian Hoffmann von Hoffmannswaldau (1616 – 1679)

Hier liegt ein fauler Leib, der aus dem Tage Nacht
und aus dem Leben Tod durch Schlafen hat gemacht.
Aus allzu großer Furcht, dass man ihn noch erwecket
so hat er sich hierher in dieser Gruft verstecket.

 

 
Grabschrift einer lustigen Jungfrau (6:12)
Christian Hoffmann von Hoffmannswaldau (1616 – 1679)

Die euch für Schmuck und Gold entblößte Leib und Brust
machte der grimme Tod nun zu der Würmer Kost.
Ihr Buhler, lasset hier eure Tränenströme fließen,
So kann noch mancher Wurm zur Speis auch Trank genießen.

 

 
Grabschrift eines Mohren (6:44)
Christian Hoffmann von Hoffmannswaldau (1616 – 1679)

Kein Europäer soll die schlechte Grabschrifft lesen
und lachen, dass ich schwarz und nackend bin gewesen.
Ich trug das Mutterkleid, du trägst die Haut der Kuh,
du bist mehr Vieh als ich, ich war mehr Mensch als du.

 

 
Gedanken bei Antretung des fünfzigsten Jahres (Auszug) (7:27)
Christian Hoffmann von Hoffmannswaldau (1616 – 1679)

Mein Auge hat den alten Glanz verloren.
Ich bin nicht mehr, was ich vor diesem war.
Es klinget mir fast stündlich in den Ohren:
vergiss der Welt und denk auf deine Bar.
Und ich empfinde nun aus meines Lebens Jahren
Das fünfzig schwächer sind als fünfundzwanzig waren.

Du hast, mein Gott, mich in des Vaters Lenden
als rohen Zeug genädig angeschaut
und nachmals auch in den verdeckten Wänden
ohn alles Licht durch Allmacht aufgebaut.
Du hast als Steuermann und Leitstern mich geführet,
wo man der Wellen Sturm und Berge Schrecken spüret.

Du hast den Dorn in Rosen mir verkehret
und Kieselstein zu Kristallin gebracht.
Dein Segen hat den Unwert mir verzehret
und Schlackenwerk zu gleichem Erz gemacht.
Du hast als Nulle mich den Zahlen zu gesellet
der Welt Gepränge gilt nach dem es Gott gefället.

Ich bin zuschlecht vor dieses Dank zusagen
Es ist zu schlecht was ich dir bringen kann.
Nimm diesen doch, den du hast jung getragen
als Adlern jetzt auch in dem Alter an.
Ach, stütze Leib und Geist und lass bei grauen Haaren
nicht grüne Sündenlust sich meinem Herzen paaren.

Lass mich mein Amt mit Freudigkeit verwalten,
lass Trauersucht nicht stören meine Ruh.
Lass meinen Leib nicht wie das Eis erkalten
und lege mir noch etwas Kräfte zu.
Hilf, dass mich Siechtum nicht zu Last und Ekel mache,
der Morgen mich bewein, der Abend mich verlache.

Lass mich die Lust des Feindes nicht berücken
Die Wermut oft mit Zucker überlegt.
Verwirr ihn selbst im Garne seiner Tücken,
dass der Betrug nach seinem Meister schlägt.
Lass mich bei guter Sach ohn alles Schrecken stehen
Und unverdienten Hass zu meiner Lust vergehen.

Verjüng in mir des schwachen Geistes Gaben
Der ohne dich ohn alle Regung liegt.
Lass mit der Zeit mich diesen Nachklang haben:
Das Eigennutz mich niemals eingewiegt.
Dass mir des Nächsten Gut hat keinen Neid erwecket.
Sein Ach mich nicht erreicht, sein Weinen nicht beflecket.

Hilf, dass mein Geist zum Himmel sich geselle
und ohne Seid und Schminke heilig sei.
Bist du doch, Herr, der gute reine Quelle;
So mache mich von bösen Flecken frei.
Wie leichtlich lässt sich doch des Menschen Auge blenden!
Du weisst wie schwach es ist, es kommt aus deinen Händen.

Denn führe mich zu der erwählten Menge
und in das Licht durch eine kurze Nacht:
Ich suche nicht ein großes Leichgepränge
aus Eitelkeit und stolzer Pracht erdacht.
Ich will kein ander Wort um meinen Leichstein haben
Als dies: Der Kern ist weg, die Schalen sind vergraben.

 
 
11 
 März 
 
1999

abgelegt in
Hip-Hop | Musik

 

Ich distanziere mich aufs Schärfste von der Gewaltanwendung gegen Menschen insbesondere gegen Polizisten!

Texta feat Holunder

(Laima) Von hier nach Mesopotamien bis zu Andromedar, berichten Geschichten vom Homosapiens, erzählt im Flowschema.
Die Menschheit war vom Anfang an der Untergang geweiht. Ihre Geschichte ist wie Kino, nur trauriger, drum muß sie aussterben wie Bäume beim Baumsterben und Dinosaurier.

(Holunder) Es war Mittag als ich aufbrach und über das Hausdach in Laima’s
Dimension hinüberstieg. Der Auftrag war klar, denn die Menschheit war längst
über den Zenit, also der optimale Zeitpunkt für die Phase 1 Konservierung allen
Lebens, für die Ewigkeit. Ich tipp den Sicherheitscode in den
Ultratiefgefrierer, die Siebener, die Acht, die Eins, die Vierer, mein
Spiegelbild im Monitor und die versteinerte Miene weicht allmählich einem
Lächeln, als ich weiter bediene. Grünes Licht, Codeziffer akzeptiert, Operation
Bofrost erfolgreich aktiviert.

Ref.: Die letzte Eiszeit, Laima und Hollunder, wir haben euch gewarnt, also
dürft ihr euch nicht wundern. Wir frieren euch tief, wenn der Spaß am größten
ist, weil man immer aufhören muß, wenn’s am Schönsten ist. Die letzte Eiszeit,
Holunder und Laima, wir erwischen euch kalt, entkommen kann keiner. Wir frieren
euch tief, wenn der Spaß am größten ist, weil man immer aufhören muß, wenn’s am
Schönsten ist.

(Laima) Und als wir unsren Heimplaneten betreten, da sehen wir schon Wesen, die
sich nicht bewegen und es klingt wie Musik in meinen Ohren, Laima und Wunder
haben die Menschheit eingefroren und ganz ungeschoren, kam da keiner davon. Wie
ihre eigene Wachsfigur, steht die Queen auf ihrem Balkon und ich winke ihr zu
und es passiert nichts, es hat geklappt, sie reagiert nicht. Also zurück zur
Straße, wo ich erstmal warte, üb’ mit einem starren Bobby, ein bißchen Karate,
mein neues Hobby, Polizisten in den Magen zu schlagen bis daß sie groggy sind
und jeder Schlag sitzt wie ein Sloggy bei einem Vorschulkind, weil ich nicht
vorschnell bin, werde ich mich erstmal konzentrieren. Einen Cadilac klauen um
die Lage zu sondieren, wie Fat Freddy eine Tüte bauen und mal schauen, wie das
so in London mit dem Traffic ist, wenn du als einziger da draußen noch lebendig
bist.

(Holunder) Alles läuft nach Plan, ganz genau wie ich es vorsah, die ganze Welt ein Standbild wie von VHS Recorder. Doch ich mußte sichergehn, und ich merkte jetzt, war es langsam Zeit für einen Härtetest, also nichts wie Hochfahren zum Sender mit dem Track im Gepäck, der sogar in Komapatienten den Headbanger erweckt.
So herrschte weltweit auf allen Ohren heftiger Druck, bis die Bässe die
Mägen aufräumten wie ein kräftiger Schluck Whiskey, doch alle blieben ruhig wie
nach einer Packung Schlaftabletten. B-Boys standen rum als ob sie einen Stock im
After hätten und ich könnt meinen Arsch verwetten, daß wir alle gekriegt haben,
und höchstens nebenan auf der Studentenfete war alles wie gewohnt, weil sich
dort nie jemand bewegte.

Ref.

(Laima) Ich parke den Wagen vor dem World Trade Center, setze mich vor einen
Computer und drücke auf Enter, und auf allen Monitoren dieser Welt erscheint
mein Fax, Wunder wir sehen uns in New York, dann kracht’s. So, die Arbeit wär
gemacht, also zurück zu meinem Platz, wo mein Auto steht. Den Schlüssel
umgedreht und schon erheb ich mich durch die Wolken in die Lüfte, das geht mit
jedem Caddy, wenn man nur lange übte. Getrübte Sicht herrschte über den
Atlantik, nur diesmal kein Hip-Hop, sondern ein Tape von Danzig. Metall-lastig
und kantig meine Old Skool Romantik, doch endlich erspähe ich die New Yorker
Skyline. Schluß jetzt mit high sein uns ich tauche ins Eis ein. Um genauer zu
sein, lande ich direkt am Broadway, parke den Caddy und steig aus wie Sugar
Daddy, hier bin Ladies unirdisch und unwiderstehlich, weit gereist und noch
immer ledig, und ewiger Rap-Fan, dabei lächle ich gefrorener als Arnie in
Batman. Doch keiner meldet sich, alle sind kalt wie ein Eisbach. Doch das ist
mir scheißegal, denn die Sache ist einfach.

(Holunder) Hübsche Mädchen gibt’s zum Glück nicht nur in unserer Heimat, und im Quadranten, jenseits des Jupiters, wartet irgendwo auf uns die wahre Miss Universe und dann machen wir ohne Pause Party jeden Tag. Also los ins
Gammasystem auf den Ratitätenmarkt, und dort verschleudern wir die Erde zum
Spartarif an einen reichen Sammler fürs Privatarchiv.

Ref.