Lyrik ~ Klinge
    Versuch einer Dichtung            

31 
 Juli 
 
2017

Schlagwörter

0

 

Orpheus und Eurydike

 
Musik
Wolfgang Amadeus Mozart [1]Divertimento, KV 125c


[ Bemerkung zum Text ] [2] Ich distanziere mich explit zu Bezügen aus meinem privaten Umfeld, die rein zufällig wären und der Text darüberhinaus dem Jahre 2001(?) entstammt. Lediglich die Verortung im Gedichtezyklus “Mnemosynes Geleit” war angedacht.
 
Der Götter zweierlei Wohnstätte

 
Eurydike
schmeichelnd
Lorbeerduftes Sängerhaupt,
wohl windet lieblich dir Apoll
in königskrönender Manier
grünzart schmückend den Siegeskranz.

Orpheus
zärtlich erwidernd
Gleichfalls jedoch streut Flora
blühend mit liebender Hand
ins untadlig Gemüte dir
knospenquell erstand’ne Blumenzier.

Oh schöne Seele,
vom taugenährten Lippensaum
träuft [3]rinnt dir liebwallend [4]liebschallend Göttertrank
als kristallner Perlenzauber.

Eurydike
geschmeichelt
Musenentsandter,
Beseelter auf irdischem Kreise,
wie mundet köstlich mir dein Wonnetrunk,
die holden Worte süßer Traube,
weil Bacchus’ rege Winzerhand doch selbst
den Weinstock sorgend dir gepflanzt,
am Bergeshange des Olymp
in Ceres’ fruchtbarestem Schoße
sanft mit mütterlicher Acht gesenkt,
wo sein goldnes Füllhorn Helios
sich lichtesschwemmend weit ergießt
und reinster Himmelsäther wolkt.

Orpheus
einstimmend
Wo freie Wurzeln
sprossend mit Lustempfinden schlagen,
munter ins Erdreich tief sich wagen,
wo heit’res Purzeln
von scharigen Blütenpollen
entlegene Pfade erspüren wollen,
labt munter sich des Haines Wild
im gleisen Dämmertaugefild’
am schilfbewachs’nen Weiher.

Dort, oh Kind der süßen Triebe,
entschwebet deinem Lotusmund
als zarter Morgenschleier
der wahren Schönheit Nebeldunst.

Eurydike
mit einem Lächeln belehrend
Drum, erhab’ne Denkerstirn,
verschmäh’ das Zartgemüte [5]Herzensbildung nicht,
dem du auf sphärischem Geleis
im Geistesfluge kühn entschwebst!

Gleichwie der Huf des Pegasus‘
des Dichters brausen Geisterguss
entfesselnd aus dem Fels entlässt
und sprenget das steinerne Mieder,
so rauscht in Artemis’ Garten
auch mir mein Wunderquell.

Orpheus
zuflüsternd
Fürwahr,
gemählich ziehen unser beider Ströme
durchs Paradies der einen Brust
und einen sich im Ozeane
ewiger Wonnestunden.
→ zu Mnemosynes Geleit
Morpheus’ Schoß

Fußnoten[+]

 
 
16 
 November 
 
2016

abgelegt in
Die Stoa | Philosophie

 

Betrachtungen des römischen Kaisers Marc Aurel
Äußerst kühle, wenngleich zur Jahreszeit passende Gedanken


 

  • Alles, was du siehst, wird sich bald verändern und die, welche diesen Veränderungen zuschauen, werden selbst auch bald vergehen.
    Jenes eilt ins Dasein, dieses aus dem Dasein.
  •  

  • Eine unaufhörliche Flut von Veränderungen erneuert stets die Welt.
    Wer möchte nur in diesem Strome, wo man keinen festen Fuß fassen kann, irgend eines von den vorüber eilenden Dingen besonders wertschätzen? Das wäre gerade so, als wenn sich jemand in einen vorüberfliegenden Sperling verlieben wollte, der in einem Augenblicke wieder aus den Augen entschwunden ist, ist doch selbst jegliches Menschenleben von ähnlicher Art.
  •  

  • Ist doch selbst jegliches Menschenleben von ähnlicher Art, nichts anderes, als das Aufdampfen von Blut und das Einatmen der Luft.
  •  

  • Und wenn du nun alle Trennungen, Umwandlungen und Auflösungen, die mit dir vorgegangen sind, erwägst, so frage dich selbst: “War daran etwas Schreckliches? Ebenso wenig wird auch das Aufhören, der Stillstand und die Umwandlung deines ganzes Lebens schrecklich sein!
  •  

  • Wie bald, und du bist Asche und ein Knochengerippe und nur noch ein Name, oder selbst nicht ein Name mehr ist übrig! Der Name aber ist bloßer Schall und Widerhall. Und die geschätztesten Güter des Lebens sind eitel, modernd, unbedeutend, Hunden gleich, die sich herumbeißen, und Kindern, die sich zanken, bald lachen und dann wieder weinen.
    Treue aber und Scham, Gerechtigkeit und Wahrheitsliebe sind zum Olymp der geräumigen Erde entflohen.
  •  

  • Was gibt es also, das dich hier unten zurückhält? Alles Sinnliche ist ja so wandelbar und unbeständig, die Sinne selbst sind aber voll trüber Eindrücke und leicht zu täuschen, und das Seelchen ist selbst nur ein Aufdampfen des Blutes.
  •  

  • Ehre die Götter, fördere das Heil der Menschen! Kurz ist das Leben, und es gibt nur eine Frucht des irdischen Daseins: eine unsträfliche Gesinnung und gemeinnützige Werke.
  •  

  • Was kümmert es dich, wenn unter ihnen diese und jene Stimmen über dich laut werden oder sie diese und jene Meinung von dir haben?
  •  

  • Was ist denn nun der Beachtung wert? Etwa, daß man uns mit den Händen Beifall klatscht? Keineswegs. Mithin auch nicht die Beifallsbezeigungen mit der Zunge. Denn die Lobeserhebungen von seiten des großen Haufens sind doch nichts anderes als ein Zungengeklatsch.
    Lass also dein bisschen Ruhm fahren!
    Was bleibt aber wirklich Achtungswürdiges übrig?
  •  

  • Wo einem Dinge in noch so beifallswürdiger Gestalt vorgespiegelt werden, sie entlarven, ihren Unwert sich anschaulich machen und ihnen die schimmernde Einkleidung, womit sie sich brüsten, nehmen. Denn der Schein ist ein furchtbarer Betrüger, und gerade wenn man glaubt, sich mit den allerbedeutendsten Dingen zu beschäftigen, bezaubert er am meisten.
  •  

 
 
25 
 Juni 
 
2011

abgelegt in
über mich ...

 

Sei gegrüßt! Ein Klassik-Liebhaber (sowohl Musik als auch Literatur) sucht auf diesem Wege ein schreibendes Gegenüber.
Nebst einer Vorliebe für Lyrik sollte sein Aug’ nicht nur an irdisch vergänglichen Dingen verweilen, sondern zum Götterhimmel forschend aufschauen. Mit ihm den Olymp zu erstürmen und die Himmlischen in Versen zu besingen, ist mein sinnend Trachten.
Wohlan, lass deiner Worte munt’res Weben voller Anmut niederschweben, heiter federschwingend!
Zuschriften bitte nur ernstgemeint und im griechischen Versmaß! 🙂