Lyrik ~ Klinge
    Versuch einer Dichtung            

13 
 August 
 
2011


 

Trau’re doch nicht dem erblühten Gedanken des lichten Momentes
bittere Perlenflut nach, wenn die mächtige Hand
nachtenden Scheines nun jäh dein Gedankenreich deckt mit Vergessen,
jenen sonnigen Hain hüllet ins Schattengewand,
dem der zärtliche Lichtstreich der Freiheit einst Prachtwuchs bescherte.

Nun, der Lichtflut beraubt, rückt das Gefild der Ideen
tauchend ins Schattenreich ab. Es entschwelgt das selige Schauen.
Sei getrost und erfreu himmlischer Gabe Dich doch,
dass der Freiheit Sommerwind streichend den Forst mild durchglänzte,
deinen geheiligten Grund blumen Geistes Bezirk.

Geistesblüten, sie welken nicht. Morpheus, die nächtliche Gottheit,
bangt um den lieblichen Reiz. Treu im Liebesarm wiegt
sicher den Liebling er, deckt mit ambrosischem Schlafe die Blüte,
mattet das Farbengewand und, mit sachtem Geschick,
senkt er den Kelch des Geblüms zum Schoße der schwärzenden Erde,
senkt in den ruhenden Schoß sinnenden Herzensgrund ihn.

Heilige Erde, Du Heimstatt der scheuen Gedanken, beherberg’
frei die verwaiste Geburt geistigen Adels. Gewähr’
fürstlich ein Obdach dem nächtlichen Gaste in Deinem Schoße.

Gönn’ dem untadligen Schlaf kühlende Ruhstatt gelind!
Reich der liebkosenden Schatten, oh weile als wachender Hüter,
bis im dämmernden Tal purpur Aurora entflammt,
wo mit loderndem Brand sie Helios’ Auge beschüret.
Schimmernd woget die Glut übers Gefild der Ideen,
Nebel verziehen im Blumenhain, Schatten, sie weichen entmachtet.

Siehe, da neigt das Geblüm schmiegend dem Lichtstreich sich zu,
badet sich munter im warmen Lichtmeer erwachenden Tages.
Und Mnemosyne daselbst küsst es mit Morgentau wach.

 
 
13 
 August 
 


 

Rein wie des Vollmondes schimmerndes Haupt am bestirnten Gewölbe
prangt dir die schönbleiche Stirn, strahlt mir ins trunkene Aug’,
gießt ihren Silberschein über der Wangen erhabnes Gefilde,
wo ein lieblicher Flor duftender Zauber verströmt.

Abendtau kühl nun entatmend naht sich Selene und samtweich
kost sie mit dunstigem Hauch lustvoll der Brüste Opal.

Liebestoll schmücket die zarte Braue gleich Rosengerank das
Tor zur sichtbaren Welt, blühend entfächert der Blick.

Niederstreichender Wimpernschlag fächelt ambrosische Brise,
windet mit goldsträhner Pracht Eros’ genesendes Heil.

Linienvoll gipfelt als strebender Bau die zierliche Nase.
Anmut -gleich wattigem Flausch- kränzt sie wie heitres Gewölk.

Wahres Elysium, Du, oh weibliches Antlitz. Aus Deiner
Lippen erquellendem Born sprudelt kristallene Macht,
wogt als Segensstrom wallend im Rudel graziler Gelüste,
schwemmend mein trockenes Tal mit paradiesischer Flut.

 
 
13 
 August 
 


 

Deinem gleisenden Sonnentempel gleich,
strahlender Helios,
der nach weilender Siegesmacht
nachtesnahend nunmehr den matten Heldentod
blutzerfließend im finsteren Schattenmeer erstirbt,
so lass der Seele wankender Säulenbau mir erbeben!

Lass die meinige Schmerzensglut
im heilenden Lebensschoße weiblichen Gefildes
in laut’ren Marmortränen sich ergießen
und Lind’rung widerfahren!

Lass schmiegender Hände Streicheswalten
die aufgescheuchten Seelenwogen
besänftigend mir ebnen!

Lass den fliederduften Haareswall
mich bergen in seinem schattigen Elysium,
entreißend dem irdischen Wahne,
des Schicksals rauer Odem!

Lass im flammenden Augenschein ruhenden Trostes
der Seele Einklang mich erlauschen
und dann in Ihres Schoßes Purpurmantel,
seligste aller Stätten,
auf ewig mich versenken!