Lyrik ~ Klinge
    Versuch einer Dichtung            

5 
 Mai 
 
2012


 

DICHTUNG Ernst Toller
LESUNG Ernst Toller
BEREITSTELLUNG wortlover


 

Wann endlich, Tiere, bündet Ihr Euch
Zum Bunde, wider die Menschheit?
Ich, ein Mensch,
Rufe Euch auf!
Euch Nachtigallen, geblendet mit glühender Nadel,
Euch Hammel, gewürgt in Kasematten vergaster Übungsschiffe,
Euch Esel, sanfteste Tiere, zusammenbrechend unter Peitschenhieben,
Euch Strauße, zuckenden Atems gerupft und fühlenden Herzens,
Euch Pferde, sonnenlos werkend in verpesteten Schächten,
Euch Bären, dressiert auf glühender Eisenmatte,
Euch Löwen, gezähmt im Zirkus von stählerner Knute,
Euch Alle Euch Alle
Rufe ich auf!
Erwachet!
Rächen wollen wir
Die Opfer des Menschen:
Tiere für Gaumenkitzel atmend gefoltert,
Tiere für Modelaunen lachend geschunden,
Tiere berauschten Arenen eitel geopfert,
Tiere in Kriegen sinnlos zerfetzt…

Ich will mich an Eure Spitze stellen, Ich, ein Renegat der Menschheit,
Will Euch führen gegen den einen Feind
Mensch.

Tiere der Wüste: Brüllet Alarm!
Tiere des Dschungels: Heulet Sturm!

Keine Unterscheidung lassen wir gelten,
Weiße und Schwarze, Gelbe und Braune,
Alle alle Erdschänder! Muttermörder! Sternenräuber!

 
 
16 
 Oktober 
 
2011

abgelegt in
Mythologie | Pagan-Folk

 

Es führt über den Main eine Brücke von Stein.
Wer darüber will gehn, muss im Tanze sich drehn.

Kommt ein Fuhrmann daher hat geladen gar schwer.
Seine Rösser sind drei, und sie tanzen vorbei.

Und ein Bursch ohne Schuh und in Lumpen dazu,
Als die Brücke er sah, ei, wie tanzte er da.

Kommt ein Mädchen allein auf die Brücke von Stein,
Fasst ihr Röcklein geschwind, und sie tanzt wie der Wind.

Und der König in Person steigt herab von seinem Thron.
Kaum betritt er das Brett tanzt er gleich Menuett.

Liebe Leute herbei, schlagt die Brücke entzwei.
Und sie schwangen das Beil, und sie tanzten derweil.

Und die Leute im Land kommen eilig gerannt.
Bleibt der Brücke doch fern, denn wir tanzen so gern.