Lyrik ~ Klinge
    Versuch einer Dichtung            

3 
 November 
 
2017


 

DICHTUNG Georg Lysthenius
LESUNG Jürgen Fritsche


 

Ihr ungestimmten Flöten
Verhungerter Poeten,
Pfeift für ein Maß verdorbnes Bier
Der Welt verwegne Possen für!
Geht ungefähr dem Dorf ein Richter ab,
Wie foltert ihr den Kopf durch tiefes Sinnen

Und seid bemüht, bei dessen Grab
Durch einen Reim ein Taglohn zu gewinnen.
Für kleines Geld verkauft man große Lügen,
Die Stein und Eisen überwiegen.
Schlaf aus, du träumender Poet!
Suchst du die Toten aufzuwecken,
So mußt du selbst nach Geist und Leben schmecken.

 
 
2 
 April 
 
2012


 
Lutz Görner lädt uns zu einer literarischen Reise ein

Tausend Dank an Lutz Görner für die Einstellung auf YouTube!
Eventuelle Kommentare zum Video-Clip bitte direkt auf YouTube!

 

 
Welt (3:07)
Johann Wolfgang von Goethe (1749 – 1832)

Dieses ist das Bild der Welt,
Die man für die beste hält:
Fast wie eine Mördergrube,
Fast wie eines Burschen Stube,
Fast so wie ein Opernhaus,
Fast wie ein Magisterschmaus,
Fast wie Köpfe von Poeten,
Fast wie schöne Raritäten,
Fast wie abgehatztes Geld
Sieht sie aus, die beste Welt.

 

 
Katechisation (5:16)
Johann Wolfgang von Goethe (1749 – 1832)

»Bedenk, o Kind, woher sind deine Gaben?
Du kannst nichts von dir selber haben.«
»Ei! Alles hab ich vom Papa.«
»Und der, woher hats der?«
»Vom Großpapa.«
»Nicht doch!
Woher hats denn der Großpapa bekommen?«
»Der hats genommen!«

 

 
Rettung (7:18)
Johann Wolfgang von Goethe (1749 – 1832)

Mein Mädchen ward mir ungetreu.
Das machte mich zum Freudenhasser.
Da lief ich an ein fließend Wasser.
Das Wasser lief vor mir vorbei,

Da stand ich nun, verzweifelnd, stumm.
Im Kopfe wars mir wie betrunken.
Fast wär ich in den Strom gesunken.
Es ging die Welt mit mir herum.

Auf einmal hört ich was, das rief.
Ich wandte just dahin den Rücken.
Es war ein Stimmchen zum Entzücken:
»Nimm dich in Acht! der Fluss ist tief.«

Da lief mir was durchs ganze Blut.
Ich seh, so ists ein liebes Mädchen.
Ich frage sie, wie heißt du? »Kätchen!«
O schönes Kätchen, du bist gut!

Du hältst vom Tode mich zurück!
Auf immer dank ich dir mein Leben.
Allein, das heißt mir wenig geben.
Nun sei auch meines Lebens Glück!

Und dann klagt ich ihr meine Not.
Sie schlug die Augen lieblich nieder.
Ich küsste sie, und sie mich wieder.
Und vor der Hand nichts mehr vom Tod.