| 6 September 2012 |
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Du bist schon fern vom Anfang
der Dinge, die noch nicht bestehn;
als alle Welt dir absprang
nach deinem leeren Flehn,
warst nicht mehr länger bleibend,
die Welt war dir Bezug -,
hast dich, im Weltall wiegend,
entfernt vom Sinnbetrug.
Und aus der Zeit heraus gedehnt,
ist dir im Geist entsprungen,
dass allem Denken, das sich wähnt,
wird Täuschung abgezwungen.
| Textdichter | Holger Jürges | |
| Lesung | Holger Jürges | |
| Bereitstellung | wortlover |
| 6 September |
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Ihr Wälder meiner Kindheit,
wenn ich einmal wiederkehre,
gebt in aller Traulichkeit,
was ich so tief begehre:
Die Stille einer Linde,
die all die Leiden heilte,
als ich in sanftem Winde
so gern darunter weilte.
Wachst du noch, mein Lindenbaum?
Ach, dann würd ich gerne träumen –
würd an deinem Rindensaum
alle Sorgen, Pein versäumen.
| Textdichter | Holger Jürges | |
| Lesung | Holger Jürges | |
| Bereitstellung | wortlover |
| 6 September |
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Müd steigt der Morgen aus dem Feld
und legt gedämpfte Sonne übers Land.
Da fällt und sinkt Natur, bestellt
von so unendlich sanft gehaltner Hand.
Und diese ewig kreisende Gebärde,
aus einem fernen Himmel, der geahnt
ist, in Seelen dieser Erde
zum stillen Innehalten mahnt.
Es ist, als wenn aus einer Ferne,
ganz ungefähr und tief,
jenseits aller Sterne,
uns lautlos eine Stimme rief.
„kreisende Gebärde“, „fernen Himmel“
Eine gelungene Interpretation von Rilkes Gedicht „Herbst“:
Die Blätter fallen, fallen wie von weit,
als welkten in den Himmeln ferne Gärten;
sie fallen mit verneinender Gebärde.
| Textdichter | Holger Jürges | |
| Lesung | Holger Jürges | |
| Bereitstellung | wortlover |
| 6 September |
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Ich bin es nicht der ist -,
ich bin der, der nie sich misst,
der ständig leise spricht
und dessen Angesicht
ich nie erblickte,
auch wenn ich dann und wann
ihm leis‘ Verehrung schickte,
sobald ich mich auf ihn besann.
Und wie er schweigt,
wenn ich im Lauten wandle,
und wie er mir verzeiht,
sofern ich töricht handle.
Ist außerhalb von meinem Sinn,
sanftmütig lächelnd,
wenn ich nicht mehr bin.
| Textdichter | Holger Jürges | |
| Lesung | Holger Jürges | |
| Bereitstellung | wortlover |
| 6 September |
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Mild und golden fällt das Licht –
es spiegelt sich im stillen See,
gibt ihm ein schimmerndes Gesicht,
wie in einem scheidend Weh.
Leise fallen, Blatt für Blatt,
letzte Sommergrüße nieder;
von einer fernen Stadt
klingen dumpf die Glockenlieder.
Frischer Herbst, du bist’s, ich spüre
deine zausend kühlen Winde,
bang, ganz tief, fühl ich gelinde,
Dunkel hinter deiner Türe.
| Textdichter | Holger Jürges | |
| Lesung | Holger Jürges | |
| Bereitstellung | wortlover |
| 6 September |
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Wer vermag es denn zu spüren,
was sich still, unfühlbar entzieht?
Ach, was kann uns liebend führen
in wahres Dasein, das entflieht.
Ein Gesang, der sich vielleicht
hernieder lässt, streifend
wie ein milder Hauch, der reicht
in Wahrheit, langsam reifend,
in dir, in Welt und Sternen,
bis hin zu diesen Fernen,
ins Nichts, wo alles sich enthält, –
dein Sinn in Ewigkeiten fällt.
| Textdichter | Holger Jürges | |
| Lesung | Holger Jürges | |
| Bereitstellung | wortlover |














