14 September 2012 |
|
Dem dunkeln Schoss der heiligen Erde
vertraut der Sämann seine Saat
und hofft, dass sie entkeimen werde
zum Segen nach des Himmels Rat.
Noch köstlicheren Samen bergen
wir trauernd in der Erde Schoss
und hoffen, dass er aus den Särgen
erblühen soll zu schönerm Los.
Wunderbar, zur Anbetung ladend…
Textdichter | Friedrich Schiller | |
Komponist | Johannes Brahms | |
Vertonung | Chor: Studio Vocale Karlsruhe, Werner Pfaff | |
Bereitstellung | Skuelander |
23 August 2012 |
|
DICHTUNG | Gottfried Benn | |
LESUNG | Gottfried Benn |
Blüht nicht zu früh, ach blüht erst, wenn ich komme,
dann sprüht erst euer Meer und euren Schaum,
Mandeln, Forsythien, unzerspaltene Sonne —
dem Tal den Schimmer und dem Ich den Traum.
Ich, kaum verzweigt, im Tiefen unverbunden,
Ich, ohne Wesen, doch auch ohne Schein,
meistens im Überfall von Trauerstunden,
es hat schon seinen Namen überwunden,
nur manchmal fällt er ihm noch flüchtig ein.
So hin und her — ach blüht erst, wenn ich komme,
ich suche so und finde keinen Rat,
daß einmal noch das Reich, das Glück, das fromme,
der abgeschlossenen Erfüllung naht.
7 April 2012 |
|
Ich saz ûf eime steine | – | Ich saß auf einem Steine |
mittelhochdeutsch | – | heutiges Deutsch (frei) |
Ich saz ûf eime steine und dahte bein mit beine, dar ûf satzte ich den ellenbogen; ich hete in mîne hant gesmogen mîn kinne und ein mîn wange. Dô dâhte ich mir vil ange, wie man zer werlte solte leben: Deheinen rât kond ich gegeben, wie man driu dinc erwurbe, der keinez niht verdurbe. Diu zwei sind êre und varnde guot, daz dicke ein ander schaden tuot; das dritte ist gotes hulde, der zweier übergulde. Die wolte ich gerne in einen schrîn. Jâ leider, des enmac niht sîn, daz guot und werltlîch êre und gotes hulde mêre zesamen in ein herze komen. Stîge unde wege sint in benomen: untriuwe ist in der sâze, gewalt vert ûf der strâze, fride unde reht sint sêre wunt. Diu driu enhabent geleites niht, diu zwei enwerden ê gesunt. |
Ich saß auf einem Steine und deckte Bein mit Beine. Darauf der Ellbogen stand; es schmiegte sich in meine Hand das Kinn und eine Wange. Da dachte ich sorglich lange, dem Weltlauf nach und irdischem Heil, doch wurde mir kein Rat zuteil: wie man drei Ding erwürbe, dass ihrer keins verdürbe. Zwei Ding sind Ehr und zeitlich Gut, das oft einanander Schaden tut, das Dritte Gottes Segen, den beiden überlegen: Die hätt ich gern in einem Schrein doch mag es leider nimmer sein, dass Gottes Gnade kehre mit Reichtum und mt Ehre zusammen ei ins gleiche Herz; sie finden Hemmungen allerwärts: Untreue liegt im Hinterhalt, kein Weg ist sicher vor Gewalt, so Fried als Recht sind todeswund, und werden die nicht erst gesund, wird den drei Dingen kein Geleite kund. |
Textdichter | Walther von der Vogelweide | |
Lesung | Hans Hegner | |
Bereitstellung | wortlover |