5 Mai 2012 |
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Wenige nur, ach, wenige sind,
Deren Aug in der Schöpfung
Den, der geschaffen hat, sieht!
Wenige, deren Ohr
In dem mächtigen Rauschen des Sturmwinds,
Im Donner, der rollt,
Oder im lispelnden Bache,
Den Unerschaffnen hört!
Wenige Herzen erfüllt
Mit Ehrfurcht und Schauer
Gottes Allgegenwart.
Lass mich, im Heiligtume,
Dich, Allgegenwärtiger!
Stets suchen, und finden!
Und wenn er mir entflieht,
Dieser himmlische Gedanke,
Lass mich ihn tiefanbetend
Aus den Chören der Seraphim
Ihn mit lauten Tränen der Freude
Herunter rufen,
Damit ich, dich zu schaun,
Mich bereite, mich weihe,
Dich zu schaun!
Im Allerheiligsten!
Dichtung | Friedrich Gottlieb Klopstock | |
Lesung | Fritz Stavenhagen | |
Bereitstellung | wortlover |
15 April 2012 |
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aus: “Sebastian im Traum”
Voll Früchten der Hollunder; ruhig wohnte die Kindheit
In blauer Höhle. Über vergangenen Pfad,
Wo nun bräunlich das wilde Gras saust,
Sinnt das stille Geäst; das Rauschen des Laubs
Ein gleiches, wenn das blaue Wasser im Felsen tönt.
Sanft ist der Amsel Klage. Ein Hirt
Folgt sprachlos der Sonne, die vom herbstlichen Hügel rollt.
Ein blauer Augenblick ist nur mehr Seele.
Am Waldsaum zeigt sich ein scheues Wild und friedlich
Ruhn im Grund die alten Glocken und finsteren Weiler.
Frömmer kennst du den Sinn der dunklen Jahre,
Kühle und Herbst in einsamen Zimmern;
Und in heiliger Bläue läuten leuchtende Schritte fort.
Leise klirrt ein offenes Fenster; zu Tränen
Rührt der Anblick des verfallenen Friedhofs am Hügel,
Erinnerung an erzählte Legenden; doch manchmal erhellt sich die Seele,
Wenn sie frohe Menschen denkt, dunkelgoldene Frühlingstage.
Dichtung | Georg Trakl | |
Lesung | Frederik Kranemann | |
Bereitstellung | Der Critische Musicus |
11 April 2012 |
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Was doch heut Nacht ein Sturm gewesen,
bis erst der Morgen sich geregt!
Wie hat der ungebetne Besen
Kamin und Gassen ausgefegt!
Da kommt ein Mädchen schon die Straßen,
das halb verschüchtert um sich sieht;
wie Rosen, die der Wind zerblasen,
so unstet ihr Gesichtchen glüht.
Ein schöner Bursch tritt ihr entgegen,
er will ihr voll Entzücken nahn:
wie sehn sich freudig und verlegen
die ungewohnten Schelme an!
Er scheint zu fragen, ob das Liebchen
die Zöpfe schon zurecht gemacht,
die heute Nacht im offnen Stübchen
ein Sturm in Unordnung gebracht.
Der Bursche träumt noch von den Küßen,
die ihm das süße Kind getauscht,
er steht, von Anmut hingerissen,
derweil sie um die Ecke rauscht.
Textdichter | Eduard Mörike | |
Lesung | Oskar Werner | |
Bereitstellung | wortlover |