4 März 2018 | |
DICHTUNG | Detlev von Liliencron | |
LESUNG | Gertrud Kückelmann |
Wie oft sah ich die blassen Hände nähen,
ein Stück für mich – wie liebevoll du sorgtest!
Ich sah zum Himmel deine Augen flehen,
ein Wunsch für mich – wie liebevoll du sorgtest!
Und an mein Bett kamst du mit leisen Zehen,
ein Schutz für mich – wie sorgenvoll du horchtest!
Längst schon dein Grab die Winde überwehen,
ein Gruß für mich – wie liebevoll du sorgtest!
30 Oktober 2012 | |
Die Mutter lag im Totenschrein,
zum letztenmal geschmückt;
da spielt das kleine Kind herein,
das staunend sie erblickt.
Die Blumenkron’ im blonden Haar
gefällt ihm gar zu sehr,
die Busenblumen, bunt und klar,
zum Strauß gereiht, noch mehr.
Und sanft und schmeichelnd ruft es aus:
»Du liebe Mutter, gib
mir eine Blum’ aus deinem Strauß,
ich hab’ dich auch so lieb!«
Und als die Mutter es nicht tut,
da denkt das Kind für sich:
Sie schläft, doch wenn sie ausgeruht,
so tut sie’s sicherlich.
Schleicht fort, so leis’ es immer kann,
und schließt die Türe sacht
und lauscht von Zeit zu Zeit daran,
ob Mutter noch nicht erwacht.
Dichtung | Friedrich Hebbel | |
Lesung | Gertrud Kückelmann | |
Bereitstellung | 59Berger |
12 April 2012 | |
DICHTUNG | Annette von Droste-Hülshoff | |
LESUNG | Gertrud Kückelmann | |
BEREITSTELLUNG | wortlover |
So gern hätt’ ich ein schönes Lied gemacht
von deiner Liebe, deiner treuen Weise,
die Gabe, die für andre immer wacht
hätt’ ich so gern geweckt zu deinem Preise.
Doch wie ich auch gesonnen mehr und mehr
und wie ich auch die Reime mochte stellen.
Des Herzens Fluten wallten drüber her,
zerstören mir des Liedes zarte Wellen.
So nimm die einfach schlichte Gabe hin,
von einfach ungeschmücktem Wort getragen,
und meine ganze Seele nimm darin.
Wo man am meisten fühlt,
weiß man nicht viel zu sagen!