Lyrik ~ Klinge
    Versuch einer Dichtung            

1 
 November 
 
2017
Ich 


 

DICHTUNG Gotthold Ephraim Lessing
LESUNG Jürgen Goslar


 

Die Ehre hat mich nie gesucht;
sie hätte mich auch nie gefunden.
Wählt man, in zugezählten Stunden,
ein prächtig Feierkleid zur Flucht?

Auch Schätze hab ich nie begehrt.
Was hilft es sie auf kurzen Wegen
für Diebe mehr als sich zu hegen,
wo man das wenigste verzehrt?

Wie lange währt′s, so bin ich hin,
und einer Nachwelt untern Füßen?
Was braucht sie wen sie tritt zu wissen?
Weiß ich nur, wer ich bin.

 
 
7 
 Dezember 
 
2016


 

Weit in nebelgrauer Ferne
Liegt mir das vergangne Glück,
Nur an einem schönen Sterne
Weilt mit Liebe noch der Blick.
Aber, wie des Sternes Pracht,
Ist es nur ein Schein der Nacht.

Deckte dir der lange Schlummer,
Dir der Tod die Augen zu,
Dich besäße doch mein Kummer,
Meinem Herzen lebtest du.
Aber ach! du lebst im Licht,
Meiner Liebe lebst du nicht.

Kann der Liebe süß Verlangen,
Emma, kann’s vergänglich sein?
Was dahin ist und vergangen,
Emma, kann’s die Liebe sein?
Ihrer Flamme Himmelsglut;
Stirbt sie wie ein irdisch Gut?

 

Dichtung Friedrich Schiller
Lesung Jürgen Goslar

 
 
6 
 November 
 
2016


 

DICHTUNG Conrad Ferdinand Meyer
LESUNG Jürgen Goslar
BEREITSTELLUNG wortlover


 

Trüb verglomm der schwüle Sommertag
Dumpf und traurig tönt mein Ruderschlag –
Sterne, Sterne – Abend ist es ja –
Sterne, warum seid ihr noch nicht da?

Bleich das Leben! Bleich der Felsenhang!
Schilf, was flüsterst du so frech und bang?
Fern der Himmel und die Tiefe nah –
Sterne, warum seid ihr noch nicht da?

Eine liebe, liebe Stimme ruft
Mich beständig aus der Wassergruft –
Weg, Gespenst, das oft ich winken sah!
Sterne, Sterne, seid ihr nicht mehr da?

Endlich, endlich durch das Dunkel bricht –
Es war Zeit! – ein schwaches Flimmerlicht –
Denn ich wusste nicht, wie mir geschah.
Sterne, Sterne, bleibt mir immer nah!