Lyrik ~ Klinge
    Versuch einer Dichtung            

5 
 Mai 
 
2012


 

Im Frühlingsschatten fand ich sie.
Da band ich sie mit Rosenbändern.
Sie fühlt’ es nicht und schlummerte.
Ich sah sie an; mein Leben hing
Mit diesem Blick an ihrem Leben.
Ich fühlt’ es wohl und wußt’ es nicht.

Doch lispelt’ ich ihr sprachlos zu
Und rauschte mit den Rosenbändern.
Da wachte sie vom Schlummer auf.
Sie sah mich an; ihr Leben hing
Mit diesem Blick an meinem Leben.
Und um uns ward’s Elysium.

 

Dichtung Friedrich Gottlieb Klopstock
Lesung Jürgen Holtz
Bereitstellung wortlover

 
 
10 
 April 
 
2012


 

Wir schreiten auf und ab im reichen flitter
Des buchenganges beinah bis zum tore
Und sehen aussen in dem feld vom gitter
Den mandelbaum zum zweitenmal im flore.

Wir suchen nach den schattenfreien bänken
Dort wo uns niemals fremde stimmen scheuchten
In träumen unsre arme sich verschränken
Wir laben uns am langen milden leuchten

Wir fühlen dankbar wie zu leisem brausen
Von wipfeln strahlenspuren auf uns tropfen
Und blicken nur und horchen wenn in pausen
Die reifen früchte an den boden klopfen.

 

Dichtung Stefan George
Lesung Jürgen Holtz
Bereitstellung wortlover

 
 
10 
 April 
 

abgelegt in
Kramer, Theodor

 

DICHTUNG Theodor Kramer
LESUNG Jürgen Holtz
BEREITSTELLUNG wortlover


 

Du warst in allem einer ihrer Besten,
erschrocken fühl ich heut mich dir verwandt,
du schwelgtest gerbe bei den gleichen Festen
und zogst wie ich oft wochenlang durchs Land.
Es füllt dich wie mich der gleiche Ekel
Vor dem Geklügel ohne innern Drang,
vor jedem Wortgekletzel und Gehäkel,
nichts galt dir als der schöne Überschwang.

So zog es dich zu ihnen die, die marschierten,
wer weiß da, wann du auf dem Marsch ins Nichts
gewahr der Zeichen wurdest, die sie zierten?
Du liegst gefällt am Tage des Gerichts.
Ich hätte dich mit eigner Hand erschlagen;
Doch unser keiner hatte die Geduld,
in deiner Sprache dir den Weg zu sagen:
dein Tod ist unsre, ist auch meine Schuld.

Ich setz für dich zu Abend diese Zeilen,
da schrill die Grille ihre Beine reibt,
wie du es liebtest, und der Seim im geilen
Faulbaum im Kreis die schwarzen Käfer treibt.
Daß wir des Tods und Ursprungs nicht vergessen,
wann jeder Brot hat und zum Brot auch Wein,
vom Überschwang zu singen wie besessen,
soll um dich, Bruder, meine Klage sein.