Lyrik ~ Klinge
    Versuch einer Dichtung            

5 
 März 
 
2017


 

Dichterarena

Nicht Pindar preis’ ich, noch Ibykos, noch Alkaios,
das Pferdegespann antiker Dichtung…
Apoll nur, dem Lenker des Wagens, gilt Ruhm!

Denn erst wenn die Gottheit
den Zügel der sprachlichen Wendung wohl führt,
dem Versfuß sodann galoppierende Gräzie befehligt,
vollenden Dichter im Wettstreitgemenge die Laufbahn,
grünt ihnen der Lorbeer.

→ zu Mnemosynes Geleit
Hephaistos’ Kunstschmiede
 
 
16 
 November 
 
2016

abgelegt in
Die Stoa | Philosophie

 

Betrachtungen des römischen Kaisers Marc Aurel
Äußerst kühle, wenngleich zur Jahreszeit passende Gedanken


 

  • Alles, was du siehst, wird sich bald verändern und die, welche diesen Veränderungen zuschauen, werden selbst auch bald vergehen.
    Jenes eilt ins Dasein, dieses aus dem Dasein.
  •  

  • Eine unaufhörliche Flut von Veränderungen erneuert stets die Welt.
    Wer möchte nur in diesem Strome, wo man keinen festen Fuß fassen kann, irgend eines von den vorüber eilenden Dingen besonders wertschätzen? Das wäre gerade so, als wenn sich jemand in einen vorüberfliegenden Sperling verlieben wollte, der in einem Augenblicke wieder aus den Augen entschwunden ist, ist doch selbst jegliches Menschenleben von ähnlicher Art.
  •  

  • Ist doch selbst jegliches Menschenleben von ähnlicher Art, nichts anderes, als das Aufdampfen von Blut und das Einatmen der Luft.
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  • Und wenn du nun alle Trennungen, Umwandlungen und Auflösungen, die mit dir vorgegangen sind, erwägst, so frage dich selbst: “War daran etwas Schreckliches? Ebenso wenig wird auch das Aufhören, der Stillstand und die Umwandlung deines ganzes Lebens schrecklich sein!
  •  

  • Wie bald, und du bist Asche und ein Knochengerippe und nur noch ein Name, oder selbst nicht ein Name mehr ist übrig! Der Name aber ist bloßer Schall und Widerhall. Und die geschätztesten Güter des Lebens sind eitel, modernd, unbedeutend, Hunden gleich, die sich herumbeißen, und Kindern, die sich zanken, bald lachen und dann wieder weinen.
    Treue aber und Scham, Gerechtigkeit und Wahrheitsliebe sind zum Olymp der geräumigen Erde entflohen.
  •  

  • Was gibt es also, das dich hier unten zurückhält? Alles Sinnliche ist ja so wandelbar und unbeständig, die Sinne selbst sind aber voll trüber Eindrücke und leicht zu täuschen, und das Seelchen ist selbst nur ein Aufdampfen des Blutes.
  •  

  • Ehre die Götter, fördere das Heil der Menschen! Kurz ist das Leben, und es gibt nur eine Frucht des irdischen Daseins: eine unsträfliche Gesinnung und gemeinnützige Werke.
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  • Was kümmert es dich, wenn unter ihnen diese und jene Stimmen über dich laut werden oder sie diese und jene Meinung von dir haben?
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  • Was ist denn nun der Beachtung wert? Etwa, daß man uns mit den Händen Beifall klatscht? Keineswegs. Mithin auch nicht die Beifallsbezeigungen mit der Zunge. Denn die Lobeserhebungen von seiten des großen Haufens sind doch nichts anderes als ein Zungengeklatsch.
    Lass also dein bisschen Ruhm fahren!
    Was bleibt aber wirklich Achtungswürdiges übrig?
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  • Wo einem Dinge in noch so beifallswürdiger Gestalt vorgespiegelt werden, sie entlarven, ihren Unwert sich anschaulich machen und ihnen die schimmernde Einkleidung, womit sie sich brüsten, nehmen. Denn der Schein ist ein furchtbarer Betrüger, und gerade wenn man glaubt, sich mit den allerbedeutendsten Dingen zu beschäftigen, bezaubert er am meisten.
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7 
 August 
 
2016

abgelegt in
Weinheber, Josef
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DICHTUNG Josef Weinheber
LESUNG Oskar Werner


 

Wir Künstler zeigen euch das Sein
als Wort und Farbe, Ton und Stein
Wir einsam, übersehn, verkannt
baun uns aus Traum ein Heimatland
und teilen jedem, der da will
von gottnahähnlichem Gefühl.

Der Weg ist Leid, der Ruhm ist Trug
im Werkrausch bleibt uns Lohn genug
nach dieser überbittern Zeit
die Hoffnung auf Unsterblichkeit.

Uns ist der Mond, die Stille lieb
wir hassen Taglärm und Betrieb.
In unsrer reichen Armut sind
wir Kind und Kind und wieder Kind.

Wir sehnen uns von früh bis spät
nach jenem Herzen, das versteht
und ist es da und sagt es ja,
bringt uns dies Glück dem Tode nah.
Im Anfang war die Leidenschaft,
Gott segne uns die Schöpferkraft.