Lyrik ~ Klinge
    Versuch einer Dichtung            

17 
 Juni 
 
2017

abgelegt in
Poe, Edgar Allan

 

Oh, wär mein junges Leben doch ein Traum. Und würd auch mein Geist nicht wach bis dass der Strahl der Ewigkeit den Morgen brächte. Obwohl der Traum von schlimmen Kummer war, er war doch besser als die Wirklichkeit des wachen Lebens für den, dessen Herz gleich von Geburt an auf der Erde sein muss – Ein Chaos aus der tiefsten Leidenschaft.

Doch sollte es so sein, der Traum geht ewig; wie Träume in der Kindheit zu mir waren; sollte es so sein, es wäre Narrheit noch auf eine höhere Macht zu hoffen. Denn als die Sonne hell im Sommer schien, hab ich von Licht und Lieblichkeit geträumt. Doch hab ich mein Herz verloren in einem Land der Phantasie, getrennt von meinem Heim, und die Bewohner waren Geschöpfe meiner eigenen Gedanken.

Es war einmal – an diese wilde Stunde werde ich mich stets erinnern – eine Kraft. Ein Zauber hatte mich gebunden. Wind kam kalt des Nachts und ließ; sein eigenes Bild auf meinem Geist zurück. Der Mond hat kühl auf meinen Schlaf hinab geschienen, oder waren’s Sterne? Was auch immer, der Traum war wie der Nachtwind – lass ihn gehen.

Ich war einst glücklich, wenn auch nur im Traum, doch ich war glücklich. Und ich liebe Träume. Die lebensfüllende Lebendigkeit wie in dem nebligen Widerstreit von Wahn und Wachen, die dem Träumerauge unendlich schöne Dinge bringt, von Paradies und Liebe – alles gehört uns, weit mehr als Hoffnung je versprechen konnte.

 
 
25 
 März 
 
2017


 

DICHTUNG Rainer Maria Rilke
LESUNG Ulrich Mühe & Otto Sander
SOUNDTRACK D.Rappl & Jamie D.
VIDEO psyformance fractal
BEREITSTELLUNG LYRIK & MUSIK


 

Ich lebe mein Leben in wachsenden Ringen,
die sich über die Dinge ziehn.
Ich werde den letzten vielleicht nicht vollbringen,
aber versuchen will ich ihn.

Ich kreise um Gott, um den uralten Turm,
und ich kreise jahrtausendelang;
und ich weiß noch nicht: bin ich ein Falke, ein Sturm
oder ein großer Gesang.




Rose,
oh reiner
Widerspruch,
Lust,
Niemandes
Schlaf
zu sein
unter soviel
Lidern.

Grabsteininschrift von Rainer Maria Rilke

 
 
9 
 Januar 
 
2017

abgelegt in
Gedankenschau

 

Zuweilen sind sie das, untreu, die bergenden Arme des Schlafes, sein nächtlich Wiegenlied nicht immer dem süßen Schlummer gesonnen und fester ist indes des Kummers Würgegriff.
“Nur wer ein holdes Weib errungen” (Schiller) kann sich (gegenseitig) anschmiegen und Trost dem jeweils anderen spenden, der Seele wahrer Ruhe.

Doch stiller denn je
streifen die trauten Winde
durch des Herzens
einsamer Gründe.