Lyrik ~ Klinge
    Versuch einer Dichtung            

22 
 August 
 
2012


 

Tötet euch mit Dämpfen und mit Messern,
Schleudert Schrecken, hohe Heimatworte,
Werft dahin um Erde euer Leben!
Die Geliebte ist euch nicht gegeben.
Alle Lande werden zu Gewässern,
Unterm Fuß zerrinnen euch die Orte.

Mögen Städte aufwärts sich gestalten,
Niniveh, ein Gottestrotz von Steinen?
Ach, es ist ein Fluch in unserm Wallen …
Flüchtig muß vor uns das Feste fallen,
Was wir halten, ist nicht mehr zu halten,
Und am Ende bleibt uns nichts als Weinen.

Berge sind, und Flächen sind geduldig …
Staunen, wie wir auf und nieder weichen.
Fluß wird alles, wo wir eingezogen.
Wer zum Sein noch Mein sagt, ist betrogen.
Schuldvoll sind wir, und uns selber schuldig,
Unser Teil ist: Schuld, sie zu begleichen!

Mütter leben, daß sie uns entschwinden.
Und das Haus ist, daß es uns zerfalle.
Selige Blicke, daß sie uns entfliehen.
Selbst der Schlag des Herzens ist geliehen!
Fremde sind wir auf der Erde Alle,
Und es stirbt, womit wir uns verbinden.

 

Textdichter Franz Werfel
Lesung Jürgen Hentsch
Bereitstellung wortlover

 
 
28 
 April 
 
2012


 
Lutz Görner lädt uns zu einer literarischen Reise ein

Tausend Dank an Lutz Görner für die Einstellung auf YouTube!
Eventuelle Kommentare zum Video-Clip bitte direkt auf YouTube!

 

 

»Von Rechts wegen sollte dieses Büchlein in jedem Hause, am Fenster, unterm Spiegel, oder wo sonst Gesang- und Kochbücher zu liegen pflegen, zu finden sein, um aufgeschlagen zu werden in jedem Augenblick der Stimmung oder Unstimmung.«

Johann Wolfgang von Goethe
über: “Des Knaben Wunderhorn”

 

 
Schwere Brombeeren (2:34)
Achim von Arnim (1781 – 1831)

Es wollt ein Mägdlein früh aufstehn,
Drei Stündlein vor dem Tag.
Wollt in den grünen Wald naus gehen,
Brombeerlein brechen ab.

Und als sie in den Wald nein kam,
Begegnet ihr Jägers Knecht.
»Ei Mädchen, scher dich weg nach Haus,
Dem Herrn ist das nicht recht.«

Und als das Mädchen heimwärts kam,
Begegnet ihr Jägers Sohn:
»Ei Mädchen, pflück nur ohne Scham,
Einen Schoß voll gönn ich dir schon.«

»Einen Schoß voll den begehr ich nicht,
Eine Handvoll ist mir genug.«
Die Brombeeren standen dicht an dicht,
Sie suchten sie immerzu.

Und als ein halbes Jahr um war,
Die Brombeern wurden groß,
Und als drei viertel Jahr um war,
Saß ein Kindlein auf dem Schoß.

 

 
Herr Olof (4:42)
Johann Gottfried Herder (1744–1803)

Herr Olof reitet spät und weit,
Zu bieten auf seine Hochzeitsleut.

Da tanzen Elfen auf grünem Land,
Erlkönigs Tochter reicht die Hand.

»Willkommen, Herr Olof, was eilst du von hier?
Tritt her in den Reihen und tanz mit mir.«

»Ich darf nicht tanzen, nicht tanzen ich mag,
Frühmorgen ist mein Hochzeitstag.«

»Hör an, Herr Olof, komm, tanz mit mir,
Zwei güldene Sporen schenk ich dir.

Ein Hemd von Seide so weiß und fein,
Meine Mutter bleichts im Mondenschein.«

»Ich darf nicht tanzen, nicht tanzen ich mag,
Frühmorgen ist mein Hochzeitstag.«

»Hör an! Herr Olof komm tanz mit mir,
Einen Haufen Goldes schenk ich dir.«

»Einen Haufen Goldes nehm ich wohl,
Doch tanzen ich weder darf noch soll.«

»Und willst du Herr Olof, nicht tanzen mit mir,
Soll Seuch und Krankheit folgen dir.«

Sie tät einen Schlag ihm auf sein Herz,
Noch niemals fühlt er solchen Schmerz.

Sie hob ihn bleichend auf sein Pferd.
»Reit heim nun zu deinem Bräutlein wert.«

Und als er kam vor des Hauses Tor,
Seine Mutter zitternd stand davor.

»Hör an, mein Sohn, sag an mir gleich,
Wie ist deine Farbe blass und bleich!«

»Wie sollt sie nicht blass sein und bleich,
Ich war in des Erlenköniges Reich.«

»Hör an mein Sohn, mir lieb und traut,
Was soll ich denn sagen deiner Braut?«

»Sag ihr, ich sei im Wald zur Stund,
Zu erproben mein Pferd dort und den Hund.«

Frühmorgen als es Tag kaum war,
Da kam die Braut mit der Hochzeitschar.

Sie tranken Met, sie tranken Wein,
»Wo ist Herr Olof, der Bräutigam mein?«

»Herr Olof, er ritt in den Wald zur Stund,
Er erprobt allda sein Pferd und den Hund.«

Die Braut hob auf den Scharlach rot,
Da lag Herr Olof, und er war tot.

 

 
Das Wunderhorn (8:20)
aus: »Des Knaben Wunderhorn«
hrsg. von Achim von Armin und Clemens Brentano

Ein Knab auf schnellem Ross
Sprengt auf der Kaisrin Schloss.
Das Ross zur Erd sich neigt,
Der Knab sich zierlich beugt.

Wie lieblich, artig, schön
Die Frauen sich ansehn.
Ein Horn trug seine Hand,
Daran vier goldne Band.

Gar mancher schöne Stein
Gelegt ins Gold hinein.
Viel Perlen und Rubin
Die Augen auf sich ziehn.

Das Horn vom Elephant,
So gross man keinen fand,
So schön man keinen fing,
Und oben dran ein Ring.

Wie Silber blinken kann!
Und hundert Glocken dran
Vom feinsten Gold gemacht.
Aus tiefem Meer gebracht

Von einer Meerfei Hand
Der Kaiserin gesandt.
Zu ihrer Reinheit Preis
Weil sie so schön und weis.

Der Knabe sagte auch:
»Dies ist des Horns Gebrauch:
Ein Druck von Eurem Finger,
Ja, ja, von Eurem Finger

Und diese Glocken all
Sie geben süßen Schall,
Wie nie ein Harfenklang
Und keiner Frauen Sang,

Kein Vogel obenher,
Die Meerfei nicht im Meer
Noch schöner singen kann!«
Fort sprengt der Knab bergan,

Ließ in der Kaisrin Hand
Das Horn, so weltbekannt.
Ein Druck von ihrem Finger,
O süßes hell Geklinger!

 
 
11 
 März 
 
1999

abgelegt in
Hip-Hop | Musik

 

Ich distanziere mich aufs Schärfste von der Gewaltanwendung gegen Menschen insbesondere gegen Polizisten!

Texta feat Holunder

(Laima) Von hier nach Mesopotamien bis zu Andromedar, berichten Geschichten vom Homosapiens, erzählt im Flowschema.
Die Menschheit war vom Anfang an der Untergang geweiht. Ihre Geschichte ist wie Kino, nur trauriger, drum muß sie aussterben wie Bäume beim Baumsterben und Dinosaurier.

(Holunder) Es war Mittag als ich aufbrach und über das Hausdach in Laima’s
Dimension hinüberstieg. Der Auftrag war klar, denn die Menschheit war längst
über den Zenit, also der optimale Zeitpunkt für die Phase 1 Konservierung allen
Lebens, für die Ewigkeit. Ich tipp den Sicherheitscode in den
Ultratiefgefrierer, die Siebener, die Acht, die Eins, die Vierer, mein
Spiegelbild im Monitor und die versteinerte Miene weicht allmählich einem
Lächeln, als ich weiter bediene. Grünes Licht, Codeziffer akzeptiert, Operation
Bofrost erfolgreich aktiviert.

Ref.: Die letzte Eiszeit, Laima und Hollunder, wir haben euch gewarnt, also
dürft ihr euch nicht wundern. Wir frieren euch tief, wenn der Spaß am größten
ist, weil man immer aufhören muß, wenn’s am Schönsten ist. Die letzte Eiszeit,
Holunder und Laima, wir erwischen euch kalt, entkommen kann keiner. Wir frieren
euch tief, wenn der Spaß am größten ist, weil man immer aufhören muß, wenn’s am
Schönsten ist.

(Laima) Und als wir unsren Heimplaneten betreten, da sehen wir schon Wesen, die
sich nicht bewegen und es klingt wie Musik in meinen Ohren, Laima und Wunder
haben die Menschheit eingefroren und ganz ungeschoren, kam da keiner davon. Wie
ihre eigene Wachsfigur, steht die Queen auf ihrem Balkon und ich winke ihr zu
und es passiert nichts, es hat geklappt, sie reagiert nicht. Also zurück zur
Straße, wo ich erstmal warte, üb’ mit einem starren Bobby, ein bißchen Karate,
mein neues Hobby, Polizisten in den Magen zu schlagen bis daß sie groggy sind
und jeder Schlag sitzt wie ein Sloggy bei einem Vorschulkind, weil ich nicht
vorschnell bin, werde ich mich erstmal konzentrieren. Einen Cadilac klauen um
die Lage zu sondieren, wie Fat Freddy eine Tüte bauen und mal schauen, wie das
so in London mit dem Traffic ist, wenn du als einziger da draußen noch lebendig
bist.

(Holunder) Alles läuft nach Plan, ganz genau wie ich es vorsah, die ganze Welt ein Standbild wie von VHS Recorder. Doch ich mußte sichergehn, und ich merkte jetzt, war es langsam Zeit für einen Härtetest, also nichts wie Hochfahren zum Sender mit dem Track im Gepäck, der sogar in Komapatienten den Headbanger erweckt.
So herrschte weltweit auf allen Ohren heftiger Druck, bis die Bässe die
Mägen aufräumten wie ein kräftiger Schluck Whiskey, doch alle blieben ruhig wie
nach einer Packung Schlaftabletten. B-Boys standen rum als ob sie einen Stock im
After hätten und ich könnt meinen Arsch verwetten, daß wir alle gekriegt haben,
und höchstens nebenan auf der Studentenfete war alles wie gewohnt, weil sich
dort nie jemand bewegte.

Ref.

(Laima) Ich parke den Wagen vor dem World Trade Center, setze mich vor einen
Computer und drücke auf Enter, und auf allen Monitoren dieser Welt erscheint
mein Fax, Wunder wir sehen uns in New York, dann kracht’s. So, die Arbeit wär
gemacht, also zurück zu meinem Platz, wo mein Auto steht. Den Schlüssel
umgedreht und schon erheb ich mich durch die Wolken in die Lüfte, das geht mit
jedem Caddy, wenn man nur lange übte. Getrübte Sicht herrschte über den
Atlantik, nur diesmal kein Hip-Hop, sondern ein Tape von Danzig. Metall-lastig
und kantig meine Old Skool Romantik, doch endlich erspähe ich die New Yorker
Skyline. Schluß jetzt mit high sein uns ich tauche ins Eis ein. Um genauer zu
sein, lande ich direkt am Broadway, parke den Caddy und steig aus wie Sugar
Daddy, hier bin Ladies unirdisch und unwiderstehlich, weit gereist und noch
immer ledig, und ewiger Rap-Fan, dabei lächle ich gefrorener als Arnie in
Batman. Doch keiner meldet sich, alle sind kalt wie ein Eisbach. Doch das ist
mir scheißegal, denn die Sache ist einfach.

(Holunder) Hübsche Mädchen gibt’s zum Glück nicht nur in unserer Heimat, und im Quadranten, jenseits des Jupiters, wartet irgendwo auf uns die wahre Miss Universe und dann machen wir ohne Pause Party jeden Tag. Also los ins
Gammasystem auf den Ratitätenmarkt, und dort verschleudern wir die Erde zum
Spartarif an einen reichen Sammler fürs Privatarchiv.

Ref.