8 Juli 2012 |
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Wie dunkel sind Deine Schläfen.
Und Deine Hände so schwer.
Bist Du schon weit von dannen,
Und hörst mich nicht mehr.
Unter dem flackenden Lichte
Bist Du so traurig und alt,
Und Deine Lippen sind grausam
In ewiger Starre gekrallt.
Morgen schon ist hier das Schweigen
Und vielleicht in der Luft
Noch das Rascheln der Kränzen
Und ein verwesender Duft.
Aber die Nächte werden
Leerer nun, Jahr um Jahr.
Hier wo Dein Haupt lag, und leise
Immer Dein Atem war.
Textdichter | Georg Heym | |
Lesung | Katharina Thalbach | |
Bereitstellung | wortlover |
12 Mai 2012 |
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DICHTUNG | Rainer Maria Rilke | |
LESUNG | Vera | |
BEREITSTELLUNG | RilkeForum |
Aus: “Mir zur Feier”
Vor lauter Lauschen und Staunen sei still,
du mein tieftiefes Leben,
daß du weißt, was der Wind dir will,
eh noch die Birken beben.
Und wenn dir einmal das Schweigen sprach,
laß deine Sinne besiegen.
Jedem Hauche gieb dich, gieb nach,
er wird dich lieben und wiegen.
Und dann meine Seele sei weit, sei weit,
daß dir das Leben gelinge.
Breite dich wie ein Feierkleid
über die sinnenden Dinge.
6 Mai 2012 |
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Aus dem “Buch der Bilder”
Wer du auch seist: am Abend tritt hinaus
aus deiner Stube, drin du alles weißt;
als letztes vor der Ferne liegt dein Haus:
wer du auch seist.
Mit deinen Augen, welche müde kaum
von der verbrauchten Schwelle sich befrein,
hebst du ganz langsam einen schwarzen Baum
und stellst ihn vor den Himmel: schlank, allein.
Und hast die Welt gemacht. Und sie ist groß
und wie ein Wort, das noch im Schweigen reift.
Und wie dein Wille ihren Sinn begreift,
lassen sie deine Augen zärtlich los.
Dichtung | Rainer Maria Rilke | |
Lesung | Vera | |
Bereitstellung | RilkeForum |