Lyrik ~ Klinge
    Versuch einer Dichtung            

5 
 April 
 
2016


 

Nicht zum Nach-Ahmen gedacht, wohl aber zum Nach-Denken.

“Jedes Leben war ein Atemzug, von Gott ausgestoßen.
Jedes Sterben war ein Atemzug, von Gott eingesogen.”

 
Ende von “Klein und Wagner”
[…]
Draußen, weit im See, zog er die Ruder ein. Es war nun soweit, und er war zufrieden. Früher hatte er, in den Augenblicken, wo Sterben ihm unvermeidlich schien, doch immer gern noch ein wenig gezögert, die Sache auf morgen verschoben, es erst noch einmal mit dem Weiterleben probiert. Davon war nichts mehr da. Sein kleines Boot, das war er, das war sein kleines, umgrenztes, künstlich versichertes Leben – rundum aber das weite Grau, das war die Welt, das war All und Gott, dahinein sich fallen zu lassen war nicht schwer, das war leicht, das war froh.
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6 
 August 
 
2015


 

Das größte Geheimnis des Glücks ist, mit sich selbst im Reinen zu sein. [1]Bernard Le Bovier de Fontenelle (1657 – 1757),
französischer Schriftsteller und Sekretär der Akademie der Wissenschaften

Die Bejahung des eigenen Lebens, des eigenen Glücks und Wachstums und der eigenen Freiheit ist in der Liebesfähigkeit eines jeden verwurzelt. […]
Wenn ein Mensch fähig ist, produktiv zu lieben, dann liebt er auch sich selbst; wenn er nur andere lieben kann, dann kann er überhaupt nicht lieben. [2]Erich Fromm: Die Kunst des Liebens.
Liebe als Antwort auf das Problem der menschlichen Existenz.
S.84,85.

 

 

Ja, mein Glück, das lang gewohnte,
Endlich hat es mich verlassen!
– Ja, die liebsten Freunde seh ich
Achselzuckend von mir weichen,
Und die gnadenreichen Götter,
Die am besten Hülfe wüßten,
Kehren höhnisch mir den Rücken.
Was beginnen? Werd’ ich etwa,
Meinen Lebenstag verwünschend,
Rasch nach Gift und Messer greifen?
Das sei ferne! Vielmehr muss man
Stille sich im Herzen fassen.

Und ich sprach zu meinem Herzen:
Lass uns fest zusammenhalten!
Denn wir kennen uns einander,
Wie ihr Nest die Schwalbe kennet,
Wie die Zither kennt den Sänger,
Wie sich Schwert und Schild erkennen,
Schild und Schwert einander lieben.
Solch ein Paar, wer scheidet es?

Als ich dieses Wort gesprochen,
Hüpfte mir das Herz im Busen,
Das noch erst geweinet hatte.

 

Dichtung Eduard Mörike
Vertonung Oskar Werner
Bereitstellung 59Berger

Fußnoten[+]

 
 
8 
 Juni 
 
2012

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Lutz Görner lädt uns zu einer literarischen Reise ein

Tausend Dank an Lutz Görner für die Einstellung auf YouTube!
Eventuelle Kommentare zum Video-Clip bitte direkt auf YouTube!

 

 

Dorothea Veit, die Tochter von Moses Mendelssohn, die in zweiter Ehe mit Friedrich Schlegel verheiratet war, Caroline Michaelis, die dessen Bruder August Wilhelm heiratete und Caroline Schlegel hieß, bevor sie schließlich den wesentlich jüngeren Philosophen Schelling heiratete, Caroline von Rochow, die Frau von Friedrich de la Motte-Fouqué, Bettine Brentano, Schwester von Clemens Brentano, Frau dessen Freundes Achim von Arnim, Wilhelmine von Chézy, Enkelin von Anna Louise Karsch, Marianne Willemer, Geliebte Goethes und Mitverfasserin von dessen ‘West-östlichen Divans’, Dorothea Tieck, Shakespeare-Übersetzerin, Tochter von Ludwig Tieck, der diese einzigartigen Schlegel-Tieckschen Übersetzungen lediglich herausgegeben hat, Rahel Levin, verheiratet mit dem Goetheforscher Varnhagen van Ense, Sophie Mereau, verheiratet mit Clemens Brentano und eben Caroline von Günderode, um die Clemens vergeblich warb, und die in den Göttinger Mythenforscher Creuzer verliebt war.

 

 
Der Luftschiffer (3:13)
Karoline von Günderode (1780 – 1806)

Gefahren bin ich in schwankendem Kahne
Auf dem blaulichen Ozeane,
Der die leuchtenden Sterne umfließt.
Habe die himmlischen Mächte begrüßt.
War in ihrer Betrachtung versunken,
Habe den ewigen Äther getrunken,
Habe dem Irdischen ganz mich entwandt,
Droben die Schriften der Sterne erkannt,
Und in ihrem Kreisen und Drehen
Bildlich den heiligen Rhythmus gesehen.

Aber ach! Es ziehet mich hernieder,
Nebel überschleiert meinen Blick,
Und der Erde Grenzen seh ich wieder,
Wolken treiben mich zurück.
Wehe! das Gesetz der Schwere
Es behauptet nun sein Recht,
Keiner darf sich ihm entziehen,
Von dem irdischen Geschlecht.

 

 
Einstens lebt ich süßes Leben (5:21)
Karoline von Günderode (1780 – 1806)

Einstens lebt ich süßes Leben,
Denn mir war, als sei ich plötzlich
Nur ein duftiges Gewölke.
Über mir war nichts zu schauen
Als ein tiefes blaues Meer.
Und ich schiffte auf den Wogen
Dieses Meeres leicht umher.
Sah jetzt in dem heilig tiefen,
Unnennbaren Raum der Himmel,
Wunderseltsame Gebilde
Und Gestalten sich bewegen.

Ewige Götter
Saßen auf Thronen
Glänzender Sterne,
Schauten einander
Selig und lächelnd.
Blühend voll Anmut
Unter den Rohen
Stand eine Jungfrau,
Alle beherrschend.
Liebliche Kinder
Spielten inmitten
Giftiger Schlangen. –
Hin zu den Kindern
Wollt ich nun schweben,
Mit ihnen spielen
Und auch der Jungfrau
Sohle dann küssen.

Doch es hielt ein tiefes Sehnen
In mir selber mich gefangen.
Und mir war, als hab ich einstens
Mich von einem süßen Leibe
Losgerissen, und nun blute
Erst die Wunde alter Schmerzen.

Ich musste weinen.
Rinnend in Tränen
Sank ich hinab
Zu dem Schoße der Mutter.
Farbige Kelche
Duftender Blumen
Fassten die Tränen,
Und ich durchdrang sie,
Alle die Kelche,
Rieselte abwärts
Hin durch die Blumen,
Tiefer und tiefer,
Bis zu dem Schoße
Hin, der verhüllten –
Quelle des Lebens.

 

 
Die eine Klage (8:31)
Karoline von Günderode (1780 – 1806)

Wer die tiefste aller Wunden
Hat in Geist und Sinn empfunden:
Bittrer Trennung Schmerz.
Wer geliebt, was er verloren,
Lassen muss, was er erkoren:
Das geliebte Herz.

Der versteht in Lust die Tränen
Und der Liebe ewig Sehnen
Eins in Zwei zu sein.
Eins im Andern sich zu finden,
Dass der Zweiheit Grenzen schwinden
Und des Daseins Pein.

Wer so ganz in Herz und Sinnen
Konnt ein Wesen liebgewinnen,
O! den tröstets nicht,
Dass für Freuden, die verloren,
Neue werden neu geboren:
Jene sinds doch nicht.

Das geliebte, süße Leben,
Dieses Nehmen und dies Geben,
Wort und Sinn und Blick,
Dieses Suchen und dies Finden,
Dieses Denken und Empfinden
Gibt kein Gott zurück.