Lyrik ~ Klinge
    Versuch einer Dichtung            

29 
 März 
 
2012

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Lutz Görner lädt uns zu einer literarischen Reise ein

Tausend Dank an Lutz Görner für die Einstellung auf YouTube!
Eventuelle Kommentare zum Video-Clip bitte direkt auf YouTube!

 

 
Das Paradies (0:28)
Gotthold Ephraim Lessing (1729 – 1781)

Sein Glück für einen Apfel geben,
O Adam, welche Lüsternheit!
Statt deiner hätt ich sollen leben,
So wär das Paradies noch heut. –

Wenn aber nun des Weines Traube
Die Probefrucht gewesen wär?
Wie da, mein Freund? – Ähem, ich glaube –
Dann wärs wahrscheinlich auch nicht mehr.

 

 
Lob der Faulheit (1:37)
Gotthold Ephraim Lessing (1729 – 1781)

Faulheit, jetzo will ich dir
Auch ein kleines Loblied bringen. –
O – wie– sau – er – wird es mir, –
Dich – nach Würden – zu besingen!
Doch, ich will mein Bestes tun,
Nach der Arbeit ist gut ruhn.

Höchstes Gut! wer dich nur hat,
Dessen ungestörtes Leben –
Ach! – ich – gähn – ich – werde matt –
Nun – so – magst du – mirs vergeben,
Dass ich dich nicht singen kann –
Du verhinderst mich ja dran.

 

 
Eine Gesundheit (2:51)
Gotthold Ephraim Lessing (1729 – 1781)

Trinket Brüder, lasst uns trinken,
Bis wir berauscht zu Boden sinken –
Doch bittet Gott den Herrn,
Dass Könige nicht trinken.
Denn da sie völlig unberauscht
Uns schon die halbe Welt zerstören,
Was würden sie nicht alles tun,
Wenn sie betrunken wären?

 

 
Der über uns (3:26)
Gotthold Ephraim Lessing (1729 – 1781)

Hans Steffen konnte kaum
Vor Naschsucht noch die Dämmerung erwarten
Und schlich in eines Edelmannes Garten
Und plünderte den besten Apfelbaum.

Johann und Hanne konnten kaum
Vor Liebesglut die Dämmerung erwarten
Und schlichen sich in eben diesen Garten
Von ungefähr an eben diesen Apfelbaum.

Hans Steffen, der im Baume oben saß
Und fleißig pflückt und aß,
Ward mäuschenstill, aus Angst, dass man ihn finge,
Und seine Näscherei ihm diesmal schlecht gelinge.
Doch bald vernahm er unten Dinge,
Worüber er der Furcht vergaß
Und immer sachte weiter aß.

Johann warf Hannen in das Gras.
»O pfui!« rief Hanne »welcher Spaß!
Nicht doch, Johann! – Ei was? –
O, schäme dich! – Ein andermal – o lass –
O, schäme dich! – Hier ist es nass.« –
»Nass oder nicht. Was schadet das?
Es ist ja reines Gras.« –

Wie dies Gespräche weiter lief,
Das weiß ich nicht. Wer brauchts zu wissen?
Sie standen wieder auf und Hanne seufzte tief:
»So, schöner Herr! Heißt das bloß küssen?
Das Männerherz! Kein einzger hat Gewissen!
Und wenn mir nun ein Unglück widerfährt –
Ein Kind – hm – wer ernährt
Mir dann das Kind?
Kannst du es mir ernähren?«
»Ich? – Die Zeit mags lehren.
Doch wirds auch nicht von mir ernährt,
Der über uns wirds schon ernähren,
Dem über uns vertrau!«

Dem über uns! Dies hörte Steffen.
Was, dacht er, will das Pack mich äffen?
Der über ihnen? Ei, wie schlau!
»Nein!« schrie er,
»Lasst euch andre Hoffnung laben!
Der über euch ist nicht so toll!
Wenn ich nen Bankert nähren soll,
So will ich ihn auch selbst gedrechselt haben!«

Wer hier erschrak und aus dem Garten rann,
Das waren Hanne und Johann.
Doch gaben bei dem Edelmann
Sie auch den Apfeldieb wohl an?
Ich glaube nicht, dass sies getan.

 

 
An eine würdige Privatperson (9:38)
Gotthold Ephraim Lessing (1729 – 1781)

Gibt einst der Leichenstein, von dem, was ich gewesen,
Dem Leser, der mich schätzt, soviel er braucht, zu lesen,
So sei die Summe dies: »Der Lessing lebte schlecht und recht,
Ohn Amt und Gnadengeld und niemands Herr noch Knecht.«

 
 
24 
 Mai 
 
2008


 

Die Verulkung von Goethes Evergreen mit Muskelkater-Garantie im Zwerchfellbereich und in der Facialmuskulatur-Partie.

Der begnadete Sprecher ist kein Minderer als der Schweizer Schauspieler und Kabarettist Marco Rima.

 
 
11 
 März 
 
1999

abgelegt in
Hip-Hop | Musik

 

Ich distanziere mich aufs Schärfste von der Gewaltanwendung gegen Menschen insbesondere gegen Polizisten!

Texta feat Holunder

(Laima) Von hier nach Mesopotamien bis zu Andromedar, berichten Geschichten vom Homosapiens, erzählt im Flowschema.
Die Menschheit war vom Anfang an der Untergang geweiht. Ihre Geschichte ist wie Kino, nur trauriger, drum muß sie aussterben wie Bäume beim Baumsterben und Dinosaurier.

(Holunder) Es war Mittag als ich aufbrach und über das Hausdach in Laima’s
Dimension hinüberstieg. Der Auftrag war klar, denn die Menschheit war längst
über den Zenit, also der optimale Zeitpunkt für die Phase 1 Konservierung allen
Lebens, für die Ewigkeit. Ich tipp den Sicherheitscode in den
Ultratiefgefrierer, die Siebener, die Acht, die Eins, die Vierer, mein
Spiegelbild im Monitor und die versteinerte Miene weicht allmählich einem
Lächeln, als ich weiter bediene. Grünes Licht, Codeziffer akzeptiert, Operation
Bofrost erfolgreich aktiviert.

Ref.: Die letzte Eiszeit, Laima und Hollunder, wir haben euch gewarnt, also
dürft ihr euch nicht wundern. Wir frieren euch tief, wenn der Spaß am größten
ist, weil man immer aufhören muß, wenn’s am Schönsten ist. Die letzte Eiszeit,
Holunder und Laima, wir erwischen euch kalt, entkommen kann keiner. Wir frieren
euch tief, wenn der Spaß am größten ist, weil man immer aufhören muß, wenn’s am
Schönsten ist.

(Laima) Und als wir unsren Heimplaneten betreten, da sehen wir schon Wesen, die
sich nicht bewegen und es klingt wie Musik in meinen Ohren, Laima und Wunder
haben die Menschheit eingefroren und ganz ungeschoren, kam da keiner davon. Wie
ihre eigene Wachsfigur, steht die Queen auf ihrem Balkon und ich winke ihr zu
und es passiert nichts, es hat geklappt, sie reagiert nicht. Also zurück zur
Straße, wo ich erstmal warte, üb’ mit einem starren Bobby, ein bißchen Karate,
mein neues Hobby, Polizisten in den Magen zu schlagen bis daß sie groggy sind
und jeder Schlag sitzt wie ein Sloggy bei einem Vorschulkind, weil ich nicht
vorschnell bin, werde ich mich erstmal konzentrieren. Einen Cadilac klauen um
die Lage zu sondieren, wie Fat Freddy eine Tüte bauen und mal schauen, wie das
so in London mit dem Traffic ist, wenn du als einziger da draußen noch lebendig
bist.

(Holunder) Alles läuft nach Plan, ganz genau wie ich es vorsah, die ganze Welt ein Standbild wie von VHS Recorder. Doch ich mußte sichergehn, und ich merkte jetzt, war es langsam Zeit für einen Härtetest, also nichts wie Hochfahren zum Sender mit dem Track im Gepäck, der sogar in Komapatienten den Headbanger erweckt.
So herrschte weltweit auf allen Ohren heftiger Druck, bis die Bässe die
Mägen aufräumten wie ein kräftiger Schluck Whiskey, doch alle blieben ruhig wie
nach einer Packung Schlaftabletten. B-Boys standen rum als ob sie einen Stock im
After hätten und ich könnt meinen Arsch verwetten, daß wir alle gekriegt haben,
und höchstens nebenan auf der Studentenfete war alles wie gewohnt, weil sich
dort nie jemand bewegte.

Ref.

(Laima) Ich parke den Wagen vor dem World Trade Center, setze mich vor einen
Computer und drücke auf Enter, und auf allen Monitoren dieser Welt erscheint
mein Fax, Wunder wir sehen uns in New York, dann kracht’s. So, die Arbeit wär
gemacht, also zurück zu meinem Platz, wo mein Auto steht. Den Schlüssel
umgedreht und schon erheb ich mich durch die Wolken in die Lüfte, das geht mit
jedem Caddy, wenn man nur lange übte. Getrübte Sicht herrschte über den
Atlantik, nur diesmal kein Hip-Hop, sondern ein Tape von Danzig. Metall-lastig
und kantig meine Old Skool Romantik, doch endlich erspähe ich die New Yorker
Skyline. Schluß jetzt mit high sein uns ich tauche ins Eis ein. Um genauer zu
sein, lande ich direkt am Broadway, parke den Caddy und steig aus wie Sugar
Daddy, hier bin Ladies unirdisch und unwiderstehlich, weit gereist und noch
immer ledig, und ewiger Rap-Fan, dabei lächle ich gefrorener als Arnie in
Batman. Doch keiner meldet sich, alle sind kalt wie ein Eisbach. Doch das ist
mir scheißegal, denn die Sache ist einfach.

(Holunder) Hübsche Mädchen gibt’s zum Glück nicht nur in unserer Heimat, und im Quadranten, jenseits des Jupiters, wartet irgendwo auf uns die wahre Miss Universe und dann machen wir ohne Pause Party jeden Tag. Also los ins
Gammasystem auf den Ratitätenmarkt, und dort verschleudern wir die Erde zum
Spartarif an einen reichen Sammler fürs Privatarchiv.

Ref.