Lyrik ~ Klinge
    Versuch einer Dichtung            

28 
 April 
 
2019


 

Deckengemälde im Festsaal
des Wittumspalais der Herzogin Anna Amalia
[1]Quelle: Klassik Stiftung Weimar

 

Der Luftgeist
Ariel


 
MUSIK
Felix Mendelssohn Bartholdy [2]Violin Concerto – I. Allegro, Op. 64


Anmutig:
» Sind Sie Vogelfreund, mein Bester,
und sorgten väterlich mit dieser Stange
für einen Halt zum Bau der Schwalbennester? « [3] aus: “Cyrano von Bergerac” von Edmond Rostand


 


Dem Lüftebezwinger [4] dem erdgeborenen Lüftebezwinger // Himmelsstürmer

So steig’ doch hernieder
vom dunstgestad’nen [5]dunstgestad’nen Ätherblau [6]Wonneblau, Träumerblau
stets kreisender Gedankenschau,
des wolken Worts Gestaltenbau [7]der Wolken Spiel Gestaltenbau
durch heit’ren Geistes Winde milden Widerstreit.

Und neig’ dein Gefieder
hinab zur sich’ren Erdenfeste,
befleißender zum Vogelneste
im traulich heimischen Geäste
der deiner nunmehr zu bewohnten [8]gefußter Wirklichkeit.

Erfreu’ dich wieder
nie müder Lieder [9]ätherisch-himmlisch; Lider: irdisch, erdgebunden
nach sphärischer Reise
im irdischen Kreise!
→ zu Mnemosynes Geleit
Pygmalions Werkstatt

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30 
 Juli 
 
2017


 

Scherenschnitt (bearbeitet)
Margarete Schreiber[1]Foto: Margarete Schreiber. In: “Das Himmelsvolk” von Waldemar Bonsels

 
Orpheus’ Trauer
» Doch starrend vor Schmutz an dem Ufer
saß er sieben der Tag’
und verschmähte die Gabe der Ceres « [2]aus: “Die Metamorphosen” von Ovid


 
Musik
Ludwig van Beethoven [3]Klavierkonzert Nr. 8, Pathétique


[ Bemerkung zum Text ] [4] Ich distanziere mich explit zu Bezügen aus meinem privaten Umfeld, die rein zufällig wären und der Text darüberhinaus dem Jahre 1999(?) entstammt. Lediglich die Verortung im Gedichtezyklus “Mnemosynes Geleit” war angedacht.

 
Klage des Orpheus’

 
Scheidend winkt
des Liebeszaubers milder Flammenblick,
entsagend, letzten Loderschlag.
 
Das Lampenöl ist aufgezehrt,
entsendet matten Trauerflor
als träges Rauchgeschleier
mit schwerer Flügelschwinge.
 
Und mit ihm flieht das kühne Hoffen
entschwelgt, erkühlter Brust.
 
* * *
 
Der stumme Sterbensgruß
haucht eises Herzensregen,
raut Stimme und den samt’gen Blick,
schallt jenen trauten Heimatruf,
der einst mit holder Himmelsmacht
im Taumel regen Busens
des Herzens Säulen wanken ließ.
 
* * *
 
Wo einst der Liebe Treueschwur
auf keucher Lippe glühte,
der Wange Rosenbeet erblühte,
obsiegt nun äschern Schattenwurf,
drang Wollust sich ins Liebesreich
und Flammen der wilden Begierde
entweihten jäh mit lohem Steppenbrand
der Wangen heil’ge Erde.
 
* * *
 
Gewiss, auch dich, Eros,
du mildbeflammter Seelenwächter,
entwaffnet rege Frevelhand der Mächtigen [5]die Parzen,
entreisst den sich’ren Schaft
der ölgetränkten Fackel dir
und tauchet sie in Lethes [6]Lethe ist ein Fluss der Unterwelt Leidensstrom
mit kraller Bärenpranke nieder.
 
* * *
 
Oh heilige Liebesbande,
deines festen Griffes Treugeleit
entglitt mir schon auf halbem Wege.
 
Denn gleich des Kometen verglühenden Glanzes
als silberner Himmelsstreif flüchtiger Schöne
und Spielball der sphärischen Mächte,
so wandelt sich hier nun im Trauertal
der Liebenden tröstlicher Abendstern
grell niederfallend zu Erdenstaub,
als Streu des launischen Windes.
→ zu Mnemosynes Geleit
Eherne Welt

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