13 Mai 2017 | |
DICHTUNG | Hermann Hesse | |
LESUNG | Gert Westphal | |
BEREITSTELLUNG | LYRIK & MUSIK |
HERMANN HESSE – Aus Martins Tagebuch
Aber je älter ich wurde und je schaler die kleinen Befriedigungen mir schmeckten, die ich in meinem Leben fand, desto mehr wurde mir klar, wo ich die Quelle der Freuden und des Lebens suchen müsse. Ich erfuhr, dass Geliebt werden nichts ist, Lieben aber alles, und mehr und mehr meinte ich zu sehen, dass das, was unser Dasein wertvoll und lustvoll macht, nichts anderes ist als unser Fühlen und Empfinden. Wo irgend ich etwas auf Erden sah, das man “Glück” nennen konnte, da bestand es aus Empfindungen. Geld war nichts, Macht war nichts. Man sah viele, die beides hatten und elend waren. Schönheit war nichts, man sah schöne Männer und Weiber, die bei aller Schönheit elend waren. Auch die Gesundheit wog nicht schwer; jeder war so gesund als er sich fühlte, mancher Kranke blühte bis kurz vor dem Ende vor Lebenslust, und mancher Gesunde welkte angstvoll in Furcht vor Leiden hin. Glück aber war überall da, wo ein Mensch starke Gefühle hatte und ihnen lebte, sie nicht vertrieb und vergewaltigte, sondern pflegte und genoss. Schönheit beglückte nicht den, der sie besass, sondern den, der sie lieben und anbeten konnte.
Es gab vielerlei Gefühle, scheinbar, aber im Grunde waren sie eins. Man kann alles Gefühl Wille nennen, oder wie immer. Ich nenne es Liebe. Glück ist Liebe, nichts anderes. Wer lieben kann, ist glücklich. Jede Bewegung unsrer Seele, in der sie sich selber empfindet und ihr Leben spürt, ist Liebe. Glücklich ist also der, der viel zu lieben vermag. Lieben aber und Begehren ist nicht ganz dasselbe. Liebe ist weise gewordene Begierde; Liebe will nicht haben; sie will nur lieben. Darum war auch der Philosoph glücklich, der seine Liebe zur Welt in einem Netz von Gedanken wiegte, der immer und immer neu die Welt mit seinem Liebesnetz umspann. Aber ich war kein Philosoph.
5 März 2017 | |
DICHTUNG | Hermann Hesse | |
LESUNG | Gert Westphal | |
BEREITSTELLUNG | JackGoesYT |
HERMANN HESSE – Die Stadt (geschrieben 1910)
00:06 – Es geht vorwärts!
02:04 – Die Stadt
03:34 – Ein Erdbeben
05:26 – Und sie lernten daran
06:45 – Die schöne Stadt
08:48 – Die kleineren Nachbarstädte
10:59 – Der Wald aber stieg weiter
Dank an JackGoesYT für die Einstellung und die Kapitelübersicht!
Dichtung | Hermann Hesse | |
Lesung | Gert Westphal | |
Bereitstellung | JackGoesYT |
7 August 2016 | |
Subjektivität vs. Objektivität, Emotionalität (“rechtshirnig”) vs. Rationaliät (“linkhirnig”) oder in Dichtergrößen formuliert:
Goethe, der empfindsame Erlebnislyriker, vs. Schiller, der reflexive Gedankenlyriker.
Es ist interessant, dass diese gegensätzlichen Aspekte auch im Hörbuch zum “Briefwechsel zwischen Goethe und Schiller” berücksichtigt wurden.
In der Stereo-Fassung wurde Goethe der linke Tonkanal (rechtshemisphärische Verarbeitung → Gefühle) mit dem Sprecher Gert Westphal zugewiesen, während Schiller der rechte Tonkanal (linkshemisphärische Verarbeitung → Logik) mit dem Sprecher Will Quadflieg zugedacht wurde.
Gut, dass ich (für eine private Sicherheitskopie) -wie bei Sprachaufnahme sonst üblich- ich nicht die Stereokanäle zu einem Monokanal zusammengefasst hatte.