Lyrik ~ Klinge
    Versuch einer Dichtung            

12 
 Mai 
 
2012


 

Aus dem “Buch der Bilder”

Wieder duftet der Wald.
Es heben die schwebenden Lerchen
mit sich den Himmel empor, der unseren Schultern schwer war;
zwar sah man noch durch die Äste den Tag, wie er leer war,-
aber nach langen, regnenden Nachmittagen
kommen die goldübersonnten
neueren Stunden,
vor denen flüchtende an fernen Häuserfronten
all die wunden
Fenster furchtsam mit Flügeln schlagen.

Dann wird es still. Sogar der Regen geht leiser
über der Steine ruhig dunkelnden Glanz.
Alle Geräusche ducken sich ganz
in die glänzenden Knospen der Reiser.

 

Dichtung Rainer Maria Rilke
Lesung Vera
Bereitstellung RilkeForum

 
 
3 
 September 
 
2008

abgelegt in
Gedankenschau | Pantheismus

 

Ich schaue in die Welt

 
Ich schaue in die Welt,
in der die Sonne leuchtet,
in der die Sterne funkeln;
in der die Steine lagern,
die Pflanzen lebend wachsen,
die Tiere fühlend leben,
in der der Mensch beseelt
dem Geiste Wohnung gibt.

Ich schaue in die Seele,
die mir im Innern lebet.
Der Gottesgeist, er webt
im Sonn’- und Seelenlicht,
im Weltenraum, da draußen,
in Seelentiefen, drinnen.

Zu Dir, o Gottesgeist,
will bittend ich mich wenden,
dass Kraft und Segen mir
zum Lernen und zur Arbeit
in meinem Innern wachse.

 
MORGENSPRUCH AB DER 5. KLASSE
WALDORFSCHULE