28 Juni 2012 |
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DICHTUNG | Gottfried Benn | |
REALISIERUNG | Bund Neuland: Martyred King |
Tag, der den Sommer endet
Herz, dem das Zeichen fiel:
die Flammen sind versendet,
die Fluten und das Spiel.
Die Bilder werden blasser,
entrücken sich der Zeit,
wohl spiegelt sie noch ein Wasser,
doch auch dies Wasser ist weit.
Du hast eine Schlacht erfahren,
trägst noch ihr Stürmen, ihr Fliehn,
indessen die Schwärme, die Scharen,
die Heere weiter ziehn.
Rosen- und Waffenspanner,
Pfeile und Flammen weit -:
die Zeichen sinken, die Banner -:
Unwiederbringlichkeit.
2 September 2009 |
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Verzeiht,
daß frevelnd ich an Eurem zarten Herzensgeblüte mich vergriff,
ein eisender Windstoß den zarten Blumenkelche striff.
Ich Narr,
ich wog mich sieggewiß in weisem Redensschliff
mit Witzgewalt Euch eines Bess’ren zu belehren
als Moralapostel singend in den höchsten Chören,
doch indes ernete ich Sturm, den wutentfachten
Fürwahr,
nie war es meines Herzen’s Trachten,
nie mein innigheißes Sinnen
Euch durch graues Wortgewölk den klaren Sonnenblick zu trüben
nie soll das morgenfrische Augenlächeln Euch Entrinnen
drum will ich künftig mich in reinen Schmeichelworten üben.
Verzeiht, Königin, verzeiht,
bevor mein schuldbelad’nes Herzelein entzweit …