Lyrik ~ Klinge
    Versuch einer Dichtung            

7 
 Oktober 
 
2012


 

Jüngst war seine Mutter zu Besuch.
Doch sie konnte nur zwei Tage bleiben.
Und sie müsse Ansichtskarten schreiben.
Und er las in einem dicken Buch.

Freilich war er nicht sehr aufmerksam.
Er betrachtete die Autobusse
und die goldnen Pavillons am Flusse
und den Dampfer, der vorüberschwamm.

Seine Mutter hielt den Kopf gesenkt.
Und sie schrieb gerade an den Vater:
“Heute abend gehen wir ins Theater
Erich kriegte zwei Billets geschenkt.”

Und er tat, als ob er fleißig las.
Doch er sah die Nähe und die Ferne,
sah den Himmel und zehntausend Sterne
und die alte Frau, die drunter saß.

Einsam saß sie neben ihrem Sohn.
Leise lächelnd. Ohne es zu wissen.
Stadt und Sterne wirkten wie Kulissen.
Und der Wirtshausstuhl war wie ein Thron.

Ihn ergriff das Bild. Er blickte fort.
Wenn sie mir schreibt, mußte er noch denken,
wird sie ihren Kopf genau so senken.
Und dann las er. Und verstand kein Wort.

Seine Mutter saß am Tisch und schrieb.
Ernsthaft rückte sie an ihrer Brille,
und die Feder kratzte in der Stille.
Und er dachte: Gott, hab ich sie lieb!

 

Textdichter Erich Kästner
Gesang Joeczy

 
 
30 
 Dezember 
 
2011


 

Streifzüge lichter Dichtermomente
Der Blog skizziert meine zuweilen dürftige Gedankenschau im Alltagsleben, leidige Experimental-Lyrik, knittelversbehaftete Reimgedichte, ungeübte Schritte im freien Versmaß, bemühte Hexameterdichtung, meist bildüberladene Elegiendichtung, gewagte Versuche im Prosa-Stil, mühsiges Schreiben von Theaterstücken, Schachpartie-Vertonungen usw.
Ich betrachte den Blog nicht als vorzeigbares, rein produktorientiertes Ergebnis, sondern als dokumentierter (Entwicklungs-)Prozess meiner Schreib(un-)fähigkeiten.

Diese Internetseite ist der Versuch einer fiktiven Darstellung des Dichters Friedrich Hölderlin.
Somit wird keine wirklichkeitsgetreue Abbildung erhoben, jeglicher literaturwissenschaftliche Anspruch hinsichtlich der historischen Wahrheit aufgegeben.

Gegenstand sei insbesondere die zweite Lebenshälfte des Dichters (1806-1843), die Hölderlin aufgrund seiner anhaltenden geistigen Umnachtung bei der Pflegefamilie Zimmer in einer Turmstube (Hölderlinturm) verbrachte.

Über die genaue medizinische Bestimmung seiner “Krankheit” wird heute sehr kontrovers diskutiert, vehement gestritten.
Dies sollte uns aber nicht weiter interessieren.

Gewichtiger sei uns Hölderlins literarisches Schaffen.
Mündliche Überlieferungen besagen, dass Ernst Zimmer, bei dem er in Pflege gegeben wurde, die Aufzeichnungen Hölderlins aus den Jahren des “Tübinger Turms” in großen Mengen post mortem vernichtet haben soll.

Etwa fünfzig Gedichte aus den späteren Jahren im Tübinger Turm sind überliefert.
Sicher ist, dass dadurch von den zahlreichen Gedichten, die in der ersten Zeit im Tübinger Turm entstanden sind, die meisten verloren gingen.
Jene Gedichte möchten nun hier quasi als eine Art Gedankenexperiment nachskizziert werden und wie bereits erwähnt ohne wirklichen Anspruch auf nachvollziehbaren Realitätsbezug.

“[…] In den späteren Turmjahren gelangte der seelisch Leidende in eine Phase, in der er bereits fertige Werke auf besessene Weise zu überarbeiten suchte. Jetzt übersetzte er früher entstandene Texte in eine fremde Sprache und verwendete die merkwürdigsten Wörter und Wendungen[…].” (Zitat aus: Bücher-Wiki).
Aus diesem Grunde wurden – in der Manier eines Hölderlin – etliche auf dieser Internetseite befindlichen Gedichte ins Esperanto übersetzt, eine für viele Leser gleichfalls merkwürdig anmutende und befremdliche Erscheinung in der Sprachlandschaft.

 
 
14 
 Januar 
 
2008

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Literatur
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Für alle lauschen Freunde von Hörspielproduktionen bin ich gestern auf eine sehr interessante Seite gestoßen, auf der namhafte Schauspieler wie z.B. Christoph Maasch und Peter Kempkes Gedichte mit professioneller Stimme zum Besten erklingen lassen.

Bei Sprechbude vorbei zu schauen, lohnt sich auf jeden Fall.