Lyrik ~ Klinge
    Versuch einer Dichtung            

22 
 Dezember 
 
2022


 

DICHTUNG Hermann Hesse
LESUNG Hermann Hesse
BEREITSTELLUNG Lyrik-Klinge



Wie jede Blüte welkt und jede Jugend
Dem Alter weicht, blüht jede Lebensstufe,
Blüht jede Weisheit auch und jede Tugend
Zu ihrer Zeit und darf nicht ewig dauern.
Es muß das Herz bei jedem Lebensrufe
Bereit zum Abschied sein und Neubeginne,
Um sich in Tapferkeit und ohne Trauern
In andre, neue Bindungen zu geben.
Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne,
Der uns beschützt und der uns hilft, zu leben.

Wir sollen heiter Raum um Raum durchschreiten,
An keinem wie an einer Heimat hängen,
Der Weltgeist will nicht fesseln uns und engen,
Er will uns Stuf´ um Stufe heben, weiten.
Kaum sind wir heimisch einem Lebenskreise
Und traulich eingewohnt, so droht Erschlaffen;
Nur wer bereit zu Aufbruch ist und Reise,
Mag lähmender Gewöhnung sich entraffen.

Es wird vielleicht auch noch die Todesstunde
Uns neuen Räumen jung entgegen senden,
Des Lebens Ruf an uns wird niemals enden,
Wohlan denn, Herz, nimm Abschied und gesunde!

 
 
23 
 Februar 
 
2012


 


Ave verum corpus
Komposition: Wolfgang Amadeus Mozart
Übersetzung: Wikipedia

 

Ave, ave, verum corpus,
natum de Maria virgine,
vere passum
immolatum in cruce
pro homine,
cujus latus perforatum
unda fluxit et sanguine;
esto nobis praegustatum
in mortis examine,
in mortis examine!
Sei gegrüßt, wahrer Leib,
geboren von Maria, der Jungfrau,
der wahrhaft litt
und geopfert wurde am Kreuz
für den Menschen,
dessen durchbohrte Seite
von Wasser floss und Blut.
Sei edler Vorgeschmack
in der Prüfung des Todes!
in der Prüfung des Todes!

 
 
1 
 November 
 
2011


 

Wie jede Blüte welkt
und jede Jugend
dem Alter weicht,
blüht jede Lebensstufe,
blüht jede Weisheit
auch und jede Tugend
zu ihrer Zeit und
darf nicht ewig dauern.

Es muss das Herz bei jedem Lebensrufe
bereit zum Abschied sein und Neubeginne,
um sich in Tapferkeit und ohne Trauern
in and’re, neue Bindungen zu geben.
Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne,
der uns beschützt und der uns hilft zu leben.

Wir sollen heiter Raum um Raum durchschreiten,
an keinem wie an einer Heimat hängen,
der Weltgeist will nicht fesseln uns und engen,
er will uns Stuf’ um Stufe heben, weiten.

Kaum sind wir heimisch einem Lebenskreise
und traulich eingewohnt, so droht Erschlaffen,
nur wer bereit zu Aufbruch ist und Reise,
mag lähmender Gewöhnung sich entraffen.

Es wird vielleicht auch noch die Todesstunde
uns neuen Räumen jung entgegensenden,
des Lebens Ruf an uns wird niemals enden…

Wohlan denn, Herz, nimm Abschied und gesunde!

 

Dichter Hermann Hesse   |   Sprecher Gottfried John