Lyrik ~ Klinge
    Versuch einer Dichtung            

21 
 Januar 
 
2008

abgelegt in
Reimgedichte

 

In Anlehnung an den Blogbeitrag von Björn auf wortgebrauch.de

Atlantik 09:30

Ich sehe über’m Rettungsboot
ein Grüppchen Engel schweben
“Nun nimm ihn mit, der ist doch tot!”
“Ach, lass den Bengel leben!”

Jetzt fangen sie zu streiten an
mit Blitzen und mit Licht
Ich frage, ob das dauern kann
(wärmer wird mir nicht)

 
Mich dünkte stets, dass Teufel um den Todgeweihten,
noch auf dem Sterbebette um die Seele streiten.

Doch nunmehr muss ich hier vernehmen,
dass selbst die Engel sich nicht grämen,
der Streitsucht gleichfalls zu verfallen?

 
 
23 
 November 
 
2007


 

Wer reitet so spät durch Nacht und Wind?
Es ist der Vater mit seinem Kind.
Er hat den Knaben wohl in dem Arm,
Er faßt ihn sicher, er hält ihn warm.

Mein Sohn, was birgst du so bang dein Gesicht?
Siehst Vater, du den Erlkönig nicht!
Den Erlenkönig mit Kron’ und Schweif?
Mein Sohn, es ist ein Nebelstreif.

Du liebes Kind, komm geh’ mit mir!
Gar schöne Spiele, spiel ich mit dir,
Manch bunte Blumen sind an dem Strand,
Meine Mutter hat manch gülden Gewand.

Mein Vater, mein Vater, und hörest du nicht,
Was Erlenkönig mir leise verspricht?
Sei ruhig, bleibe ruhig, mein Kind,
In dürren Blättern säuselt der Wind.

Willst feiner Knabe du mit mir geh’n?
Meine Töchter sollen dich warten schön,
Meine Töchter führen den nächtlichen Reihn
Und wiegen und tanzen und singen dich ein.

Mein Vater, mein Vater, und siehst du nicht dort
Erlkönigs Töchter am düsteren Ort?
Mein Sohn, mein Sohn, ich seh’es genau:
Es scheinen die alten Weiden so grau.

Ich lieb dich, mich reizt deine schöne Gestalt,
Und bist du nicht willig, so brauch ich Gewalt!
Mein Vater, mein Vater, jetzt faßt er mich an,
Erlkönig hat mir ein Leids getan.

Dem Vater grauset’s, er reitet geschwind,
Er hält in den Armen das ächzende Kind,
Erreicht den Hof mit Mühe und Not,
In seinen Armen das Kind war tot.