Lyrik ~ Klinge
    Versuch einer Dichtung            

26 
 Januar 
 
2016

abgelegt in
Coelho, Paulo

 

DICHTUNG Paulo Coelho
LESUNG Markus Hoffmann
MUSIK Henryk Mikolaj Górecki
BEREITSTELLUNG LYRIK & MUSIK


 

Kapitel aus der Erzählung: “Der Wanderer” [1]von: Paulo Coelho

Versuche nicht immer vernünftig und konsequent zu sein. Schließlich hat Paulus schon gesagt: Dieser Welt Weisheit ist Torheit vor Gott. Immer vernünftig zu sein bedeutet, stets eine zu den Socken passende Krawatte zu tragen. Es bedeutet, morgen die Meinung von gestern zu vertreten. Und die Erde – bewegt sie sich etwa nicht? Sei ruhig inkonsequent, ändere deine Meinung, es steht dir zu, du brauchst dich dafür nicht zu schämen, solange niemand dadurch zu Schaden kommt. Was die anderen denken könnten, ist gleichgültig, sie denken sich ohnehin, was sie wollen. Bleib gelassen. Laß das Universum um dich kreisen, genieße es, über dich selbst überrascht zu sein. Welcher sich dünkt, weise zu sein, der werde ein Narr, sagt Paulus.

Fußnoten[+]

 
 
1 
 Mai 
 
2012


 

Zum großen Geist des Universums trat
ein Sterblicher von dem Planeten Erde.
“Was bringst du mir in meine Einsamkeit?
Bringst du den Vorwurf, daß ich dich erschuf,
den Anspruch, daß ich dich entschädigen soll,
die Nachricht, daß dein Stern zuschanden ward,
den Vorschlag einer neuen ‘bessern’ Welt?”
“Von allem nichts, du hoher Geist”, so sprach
der Sterbliche zurück – “ich bringe dir
ein Spiel dafür, das all dies in sich trägt:
Des Lebens Tragik wie Notwendigkeit,
wie du, Notwendiger und Tragischer,
es uns erschufst: ein Spiel, der Spiele Spiel;
für deine weltumrauschte Einsamkeit
das einzige Spiel, wie es das meine war:
Ich bringe dir, mein hoher Geist – das Schach.”