Lyrik ~ Klinge
    Versuch einer Dichtung            

29 
 März 
 
2012

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Lutz Görner lädt uns zu einer literarischen Reise ein

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Das Paradies (0:28)
Gotthold Ephraim Lessing (1729 – 1781)

Sein Glück für einen Apfel geben,
O Adam, welche Lüsternheit!
Statt deiner hätt ich sollen leben,
So wär das Paradies noch heut. –

Wenn aber nun des Weines Traube
Die Probefrucht gewesen wär?
Wie da, mein Freund? – Ähem, ich glaube –
Dann wärs wahrscheinlich auch nicht mehr.

 

 
Lob der Faulheit (1:37)
Gotthold Ephraim Lessing (1729 – 1781)

Faulheit, jetzo will ich dir
Auch ein kleines Loblied bringen. –
O – wie– sau – er – wird es mir, –
Dich – nach Würden – zu besingen!
Doch, ich will mein Bestes tun,
Nach der Arbeit ist gut ruhn.

Höchstes Gut! wer dich nur hat,
Dessen ungestörtes Leben –
Ach! – ich – gähn – ich – werde matt –
Nun – so – magst du – mirs vergeben,
Dass ich dich nicht singen kann –
Du verhinderst mich ja dran.

 

 
Eine Gesundheit (2:51)
Gotthold Ephraim Lessing (1729 – 1781)

Trinket Brüder, lasst uns trinken,
Bis wir berauscht zu Boden sinken –
Doch bittet Gott den Herrn,
Dass Könige nicht trinken.
Denn da sie völlig unberauscht
Uns schon die halbe Welt zerstören,
Was würden sie nicht alles tun,
Wenn sie betrunken wären?

 

 
Der über uns (3:26)
Gotthold Ephraim Lessing (1729 – 1781)

Hans Steffen konnte kaum
Vor Naschsucht noch die Dämmerung erwarten
Und schlich in eines Edelmannes Garten
Und plünderte den besten Apfelbaum.

Johann und Hanne konnten kaum
Vor Liebesglut die Dämmerung erwarten
Und schlichen sich in eben diesen Garten
Von ungefähr an eben diesen Apfelbaum.

Hans Steffen, der im Baume oben saß
Und fleißig pflückt und aß,
Ward mäuschenstill, aus Angst, dass man ihn finge,
Und seine Näscherei ihm diesmal schlecht gelinge.
Doch bald vernahm er unten Dinge,
Worüber er der Furcht vergaß
Und immer sachte weiter aß.

Johann warf Hannen in das Gras.
»O pfui!« rief Hanne »welcher Spaß!
Nicht doch, Johann! – Ei was? –
O, schäme dich! – Ein andermal – o lass –
O, schäme dich! – Hier ist es nass.« –
»Nass oder nicht. Was schadet das?
Es ist ja reines Gras.« –

Wie dies Gespräche weiter lief,
Das weiß ich nicht. Wer brauchts zu wissen?
Sie standen wieder auf und Hanne seufzte tief:
»So, schöner Herr! Heißt das bloß küssen?
Das Männerherz! Kein einzger hat Gewissen!
Und wenn mir nun ein Unglück widerfährt –
Ein Kind – hm – wer ernährt
Mir dann das Kind?
Kannst du es mir ernähren?«
»Ich? – Die Zeit mags lehren.
Doch wirds auch nicht von mir ernährt,
Der über uns wirds schon ernähren,
Dem über uns vertrau!«

Dem über uns! Dies hörte Steffen.
Was, dacht er, will das Pack mich äffen?
Der über ihnen? Ei, wie schlau!
»Nein!« schrie er,
»Lasst euch andre Hoffnung laben!
Der über euch ist nicht so toll!
Wenn ich nen Bankert nähren soll,
So will ich ihn auch selbst gedrechselt haben!«

Wer hier erschrak und aus dem Garten rann,
Das waren Hanne und Johann.
Doch gaben bei dem Edelmann
Sie auch den Apfeldieb wohl an?
Ich glaube nicht, dass sies getan.

 

 
An eine würdige Privatperson (9:38)
Gotthold Ephraim Lessing (1729 – 1781)

Gibt einst der Leichenstein, von dem, was ich gewesen,
Dem Leser, der mich schätzt, soviel er braucht, zu lesen,
So sei die Summe dies: »Der Lessing lebte schlecht und recht,
Ohn Amt und Gnadengeld und niemands Herr noch Knecht.«

 
 
28 
 März 
 
2012

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Rosen (1:42)
Johann Wilhelm Ludwig Gleim (1719 – 1803)

Rosen lieb ich, wenn sie blühn!
Morgen ist nicht heut!
Keine Stunde lass entfliehn –
Flüchtig ist die Zeit.
Trink und küsse! Sieh, es ist
Heut Gelegenheit!
Weißt du, wo du morgen bist?
Flüchtig ist die Zeit.
Aufschub einer guten Tat
Hat schon oft gereut!
Heute leben ist mein Rat –
Flüchtig ist die Zeit!

 

 
An die Schwalbe (3:12)
Johann Wilhelm Ludwig Gleim (1719 – 1803)

Liebe Kleine, kommst du wieder?
Zu dem Dichter, der dich liebt?
Und für deine süßen Lieder
Dir so gern ein Obdach gibt?

Kannst nur singen, kannst nicht sprechen.
Das ist schade, sonst fragt ich
Nach den Strömen, nach den Bächen,
Die du sahst, du Liebe, dich.

An dem einen oder andern
Wohnt ein lieber Freund von mir.
Du kannst fliegen, ich nur wandern,
Schau, sonst flög ich oft mir dir.

Lern doch sprechen, liebe Kleine!
Wenn dus kannst, dann nenn ich dir
Meine lieben Freunde am Rheine,
Und du grüßest sie von mir.

 

 
Gleim wird von allen bösen Zungen (4:21)
Johann Wilhelm Ludwig Gleim (1719 – 1803)

Gleim wird von allen bösen Zungen,
So schlimm verlästert und betrübt.«
»Schon recht! Warum hat er von Lieb und Wein gesungen
Und nicht getrunken, nicht geliebt?

 

 
Gesungen im Zelt (4:51)
Johann Wilhelm Ludwig Gleim (1719 – 1803)

Die Erde geht, wir gehen mit,
Unwissend, wo wir sind.
Wir gehn im Dunkeln Schritt vor Schritt,
Wir tappen alle blind!

Wir gehn so manchen schmalen Steg
Zu Lebens Lust und Leid.
Wir müssen sterben! Tod ist Weg
Von Zeit zu Ewigkeit!

Wir gehn in jeder Lebensfrist
An eines Grabes Rand!
Ich wüsste nicht, was schöner ist,
Als Tod fürs Vaterland!

 

 
An den Mond (6:23)
Johann Wilhelm Ludwig Gleim (1719 – 1803)

Dein stilles Silberlicht
Erquickt mir mein Gesicht.
O Mond, Gedankenfreund, ich sehe dich von weitem
Und winke dich zu mir
Und bin nicht weit von dir
Und denk an schönre Zeiten.

Wer einst, du lieber Mond,
In diesem Hüttchen wohnt,
Und sieht dein Silberlicht, dem mögen keine Falten
Auf seiner Stirne stehn,
Magst still vorübergehn,
Und ihn für glücklich halten.

Dass ichs nicht bin, sag ich
Nur dir und tröste mich –
O Mond, Gedankenfreund, lass stille Nächte kommen!
Dir nur vertrau ichs, dir:
Schon manche stille Nacht hat mir
Des lauten Tages Gram genommen.

 

 
Der Greis (7:58)
Johann Wilhelm Ludwig Gleim (1719 – 1803)

Hin ist alle meine Kraft!
Alt und schwach bin ich.
Wenig nur erquicket mich
Scherz und Rebensaft!

Hin ist alle meine Zier!
Meiner Wangen Rot
Ist hinweggeflohn! Der Tod
Klopft an meine Tür!

Unerschreckt mach ich ihm auf.
Himmel, habe Dank:
Ein harmonischer Gesang
War mein Lebenslauf!

 

 
Letztes Lied (9:03)
Johann Wilhelm Ludwig Gleim (1719 – 1803)

Meine Blumen sind verblüht!
Sing es, kleines Lied! –
Meine Blumen sind verblüht,
Aber andre, hoff ich, werden
Schöner blühn auf schönern Erden,
Wo die Kleinste nicht verblüht.
Sing es, kleines Lied.

 
 
6 
 Mai 
 
2008


 

Fröhlichs Konzept, nämlich das der Basalen Stimulation, er-
freuet sich großer Beliebtheit. Doch in der Begeisterung Chor er-
tönen auch Stimmen des Zweifels und trüben den munteren Reigen.

Zu intim sei zunächst das körperbetonte Verhältnis
in der dyadischen Konstellation, das Vertrauen voraussetzt,
nicht aber immer beim Kind Erwiderung findet, denn allzu
häufig war doch der Wechsel bisher’ger Pfleger: durch tausend
Hände gereicht schmolz im flüchtigen Wechsel menschlichen Gegen-
übers jeglich Vertrauen in feste, verlässliche Größen.

Oftmals verfällt in der Pflege auch vieles mechanischem Walten.
So auch bestünde Gefahr in wohl liebvollem Umgang bei Achtung
menschlicher Würde, doch letztlich muss es [das Kind] erdulden die Handlung,
der therapeutischer Zweck auferliegt, ihr still sich ergeben.

Letztlich setzt das Konzept theoretische Kenntnis voraus, die
oft gar den Lehramtsanwärtern im gängigen Studium verwehrt bleibt.

[Zuletzt editiert – 06.06.08 – 22:16]

Dieses Gedicht in Hexameter entstand im Rahmen einer Hausaufgabe in der Veranstaltung “Grundlagen in der Schwerstbehindertenpädagogik” unter Prof. Dr. Wolfgang Lamers.
Die kritischen Einwände zu Fröhlichs Konzeption werden von mir nicht unbedingt geteilt, sondern ich las mich über die Studenten-Plattform Stud.IP in die Beiträge der anderen Seminarteilnehmer ein, übernahm abwägend den Inhalt und schrieb den Text am 28. Mai 2008 als eine Art Fingerübung zum Hexameter-Versmaß.