Lyrik ~ Klinge
    Versuch einer Dichtung            

2 
 Mai 
 
2011

abgelegt in
Der Mund | Die Brust | Elegien | Vertonungen

 

Nicht vom dunkelgefüllten Kelch des Vergessens, in des Klosters
Schoße erhofftest du Heil. Vom Geliebten verschmäht
stiegst in den Strom du hinab und schmiegtest dich in die allver-
söhnliche Flut stillen Trosts. Glut deiner Lippen erlosch
in der Umarmung Kühle. Oh, Tod, in der letzten Liebkosung
säumest du nie, Gefährt, stets verlässlicher Freund
schwerer Stunde. Du hauchtest aus seligpreisender Fremde
milder ihr, wuschest die Brust reinlich vom irdischen Gram.

 
 
1 
 Januar 
 
2000

abgelegt in
Reimgedichte

 

Wahnsinnsergeben,
Falten von Gedankenstreben
schüttes Haar statt junggelockt
rauher Atem entfleuchend stockt
Knochenmürbe, sehnenschlaff
Gedankensprünge tälerklaff
fäusteballend in sich gekehrt
Ideenspalten immer währt
nächtlich fiebernd wachend
täglich besonnen lachend
Herzensgruft ist eingemodert
letztes Flammen schon verlodert
eingemottet
wurmzerrottet
die einst so erhabenen Ziele
durch des Alltags umklammernder Schwüle
zerbeißend
mit sibirischer Gestik-Küle
zerreißend
sich selbst vor Tugendtreue!

Und als ergebener Leue
des Vaterlandes ohne zögernde Scheue:

Beschöntes Trauerklagen,
Beträntes Wirmpernschlagen
im stillen Gemüte
ohne Blüte,
Kummerschmerz,
tränend’ Erz
wie Steineschmettern,
hagelndes Wettern,
schicksalserschüttert,
alsbald verwittert,
von Schauergedanken allseits umwittert
von einprallenden Alpen rings umgittert,
ausgelaugt,
ausgesaugt,
und zu nichts getaugt !!!

[2000]

 
 
30 
 Juni 
 
1994


 



 
Du Röslein auf der lichten Aue,
bist’s welches ich beschaue:

Vom Sonnenlicht so sanft beschienen,
vermagst Du ewiglich zu grünen.

Das Blumengewand, welch’ zierliche Tracht,
die Farbenpracht ins Herz mir lacht,
durchflutet zart mein ganzes Wesen,
du edles Gewächs bist wahrlich auserlesen!

Trunken von dem Liebestrank,
erfüllet mit so holdem Dank,
vor Freude ich mich fast verzehr’.

Der Blumenkelch ist randgefüllt,
mit Honigseim, so süß und mild’,
in dessen Flut ich zu tauchen begehr’.

Du Blümlein wiegst im Winde Dich,
wie schäumende Meereswellen,
die Blätter winken mir gnädiglich,
sollt’ ich mich dazugesellen?

Doch ich weiß, dass ich nicht Deiner würdig,
ein and’res Geblüm ist Dir ebenbürdig,
ein and’res, das von höherem Gut,
in dessen Wurzeln feurige Glut.

Verzeih’, daß ich von niederem Stande,
ich kann nicht prunken mit prächt’gem Gewande,
auch Gut und Gold sind mir verwehrt,
und nur das Dürftigste wurd’ mir beschert.

Ich bin ein bescheid’nes Schattengewächs,
so ohne Prunk und Farbenklecks,
die Blätter sind verdorrt und karg,
sodass mein Antlitz ich verbarg,
als Du mir warfst ein Blick entgegen,
ich ward’ erröttet und verlegen.

Zwar ist meine Liebe rein und klar,
hart gestählt die Treue, fürwahr.

Doch was gilt’s,
wenn Du mir schillst,
Du edles Röslein auf der Heiden?

Der bitt’re Schmerz,
der umwolken würd’ mein Herz,
ich könnt’ ihn nicht erleiden,
wenn Du verlachest mein,
schmachvoller denn des Todes’ Pein.

Drum fass’ ich mich ans Herzelein
und wandle in die Fern’ allein,
muß Trost mir selbst nun spenden,

Den Lebenspfad, wohin er mag auch gehen,
muss ich mit Leidestränen säen,
wann wird mein Schicksal sich denn wenden?