9 April 2018 |
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DICHTUNG | Rainer Maria Rilke | |
LESUNG | Florian Friedrich | |
BEREITSTELLUNG | Florian Friedrich |
Ich habe kein Vaterhaus,
und habe auch keines verloren;
meine Mutter hat mich in die Welt hinaus
geboren.
Da steh ich nun in der Welt und geh
in die Welt immer tiefer hinein,
und habe mein Glück und habe mein Weh
und habe jedes allein.
Und bin doch manch eines Erbe.
Mit drei Zweigen hat mein Geschlecht geblüht
auf sieben Schlössern im Wald,
und wurde seines Wappens müd
und war schon viel zu alt; –
und was sie mir ließen und was ich erwerbe
zum alten Besitze, ist heimatlos.
In meinen Händen, in meinem Schoß
muss ich es halten, bis ich sterbe.
Denn was ich fortstelle,
hinein in die Welt,
fällt,
ist wie auf eine Welle
gestellt.
12 April 2012 |
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DICHTUNG | Annette von Droste-Hülshoff | |
LESUNG | Gertrud Kückelmann | |
BEREITSTELLUNG | wortlover |
So gern hätt’ ich ein schönes Lied gemacht
von deiner Liebe, deiner treuen Weise,
die Gabe, die für andre immer wacht
hätt’ ich so gern geweckt zu deinem Preise.
Doch wie ich auch gesonnen mehr und mehr
und wie ich auch die Reime mochte stellen.
Des Herzens Fluten wallten drüber her,
zerstören mir des Liedes zarte Wellen.
So nimm die einfach schlichte Gabe hin,
von einfach ungeschmücktem Wort getragen,
und meine ganze Seele nimm darin.
Wo man am meisten fühlt,
weiß man nicht viel zu sagen!