Lyrik ~ Klinge
    Versuch einer Dichtung            

13 
 August 
 
2011


 

Rein wie des Vollmondes schimmerndes Haupt am bestirnten Gewölbe
prangt dir die schönbleiche Stirn, strahlt mir ins trunkene Aug’,
gießt ihren Silberschein über der Wangen erhabnes Gefilde,
wo ein lieblicher Flor duftender Zauber verströmt.

Abendtau kühl nun entatmend naht sich Selene und samtweich
kost sie mit dunstigem Hauch lustvoll der Brüste Opal.

Liebestoll schmücket die zarte Braue gleich Rosengerank das
Tor zur sichtbaren Welt, blühend entfächert der Blick.

Niederstreichender Wimpernschlag fächelt ambrosische Brise,
windet mit goldsträhner Pracht Eros’ genesendes Heil.

Linienvoll gipfelt als strebender Bau die zierliche Nase.
Anmut -gleich wattigem Flausch- kränzt sie wie heitres Gewölk.

Wahres Elysium, Du, oh weibliches Antlitz. Aus Deiner
Lippen erquellendem Born sprudelt kristallene Macht,
wogt als Segensstrom wallend im Rudel graziler Gelüste,
schwemmend mein trockenes Tal mit paradiesischer Flut.

 
 
19 
 Juni 
 
2011


 

Die frühen Gräber (1764)

Willkommen, o silberner Mond,
Schöner, stiller Gefährt der Nacht!
Du entfliehst? Eile nicht, bleib, Gedankenfreund!
Sehet, er bleibt, das Gewölk wallte nur hin.

Des Mayes Erwachen ist nur
Schöner noch, wie die Sommernacht,
Wenn ihm Thau, hell wie Licht, aus der Locke träuft,
Und zu dem Hügel herauf röthlich er kömt.

Ihr Edleren, ach es bewächst
Eure Maale schon ernstes Moos!
O wie war glücklich ich, als ich noch mit euch
Sahe sich röthen den Tag, schimmern die Nacht.