Lyrik ~ Klinge
    Versuch einer Dichtung            

9 
 April 
 
2012


 

Inwieweit der Grundsatz ethischen Handelns gerade um die friedliche Weihnachtszeit einen hochheiligen Anklang findet, lässt sich wohl aus den Verkaufszahlen der Fleischindustrie ablesen.

Irgendwie gebärdet sich die Spezies Mensch schizophren:
Einerseits ein höchst ästhetisch veranlagtes Wesen, das am Heilig Abend mit bedächtigem Sinn und fühlendem Herzen in architektonische Kunstbauten eines Gotteshauses strömt, um derorts mit feuchtem Auge und geradezu ekstatischer Entzückung im Liebschall erhobener Stimme den Schöpfer aller Dinge lobt und anschließend sich beim Weihnachtsessen barbarisch über dessen leidensfähigen Geschöpfe hermacht, obwohl der Mensch doch “den Garten [Eden] bewahren solle, mit weisem Regieren und Achtung seiner Geschöpfe”.

Bekanntlich kommt ja zuerst das Fressen und dann die Moral (Bertolt Brecht), wobei letztere wiederum vom leuchtenden Tannenbaum überstrahlt wird und die darunter angesammelten Geschenke es dem menschlichen Geist leicht machen, aufkommende Bedenken an der nicht bibelkonformen Esskultur zu zerstreuen.
Konkret denke man auch an die süßen Entchen in einem Bach, die man desöfteren schon mit Brot(-Resten) gefüttert hat und so seiner Tierliebe selbstschmeichelnd gehuldigt hat, andererseits aber um die friedensverheißende Weihnachtszeit diesen in knuspriger Form rein kullinarisch begegnen möchte: „Lasset unsre Häupter senken und an unsren Schöpfer denken. Wie reich hat uns doch unser himmlischer Vater beschenkt. Halleluja. AMEN“.

Man sieht, der Mensch ist äußerst ambivalent und jeder backt sich eben seine eigenen Weihnachtsplätzchen so, wie er sie haben will und mundgerecht bekömmlich sind.

Letztlich ist alles nur eine Frage der Auslegung, ein diffuses Aufschimmern lassen selbstdienlicher Moral … eine Sache der konstruierten Legitimation.

 
 
17 
 Februar 
 
2011

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Die Frohe Botschaft der Sonderpädagogik

Die Kluft
zwischen Geist und Fleischwerdung
zwischen Theorie und Praxis
zwischen Konzeption und Umsetzung

 

In Anlehnung an das Thomas-Evangelium, Logion 113:

Logion 113
Seine Jünger sprachen zu ihm:
„Das Königreich, an welchem Tage wird es erscheinen?“
„Nicht im Erwarten wird es kommen!
Sie werden nicht sagen: Siehe, hier! Oder: Dort!
Vielmehr ist das Königreich des Vaters ausgebreitet über die Erde
und die Menschen sehen es nicht.“

 
Einst gebarest,
Einst auch entzündetet ihr,

ewiger Tröster Du,
erwürd’ge Väter der Heilpädagogik,

in der Weltnacht Dunkel ein Himmelsgestirn
in der Geistesnacht Dunkel am Firmament der Wissenschaft einen Hoffnungsschimmer.

Wundernder Aufschau dem Volk
wundernder Aufschau studentischem Volk,

den Gelehrten Herold deiner Niederkunft.
den Professoren Zeichen nahenden Paradigmenwechsels.

So verkündete damals leuchtendes Sternengeleit
So offenbarte sich damals in schimmernder Lichtgestalt auf extraterrainen Gedankenbahnen

dein irdisch Erscheinen
ein Konzept pädagogischer Allmacht,

des Geistes Fleischwerdung,
der Weisheit letzter Schluss,

und erfüllte der Alten still flammende Hoffnung,
und nährte uns’rer geistigen Urväter still flammende Hoffnung,

die aus Jesajas prophetischem Wort seit jeher sich speiste
speiste der Lehramtsanwärter kühner Visionen.

So erhob sich im Kreis seiner Jünger der Menschensohn und sprach:
So erhob sich alsbald im Kreise
des neuen Lehrerkollegiums die alte Kohorte und sprach:

“Wahrlich, ich sage euch,
“Wahrlich, Novize, wir raten dir,

kein weitres Mal
kein weiteres Mal

stellt das Königreich Gottes
trübt ein Neuling mit hehren Gedankenmodellen

sich einem menschlichen Aug‘
den Blick

durch Himmelsgebaren euch dar
für den Schulalltag uns, besingt mit Engelszungen der Mode Tand,

und nimmer gewahrt
nie gewahrt

eines Deuters forschender Blick
dein Blick, der ungeübte,

die erneute Stätte göttlicher Wiederkunft.
den paradiesischen Grund didaktischer Glückseligkeit.

Gebt drum Obacht
Wir geben Obacht

vor den Lehren der Weisen
vor den Lehren der Weisen

und schmäht ihrer Weissagung Kunst.
und schmähen ihrer Evaluationen repräsentativer Größe.

Denn das Reich der Himmel,
Denn das Königreich erfolgreichen Handelns im Alltagsgetriebe

es thront nicht in Wolkenpalästen
wohnt nicht dem flüchtigen Schall akademischen Geistes inne

umsonst irret der suchende Blick
umsonst irrt sein geschärfter Blick

im Sternengewirr des unendlichen Raums.
im Theoriengewirr des unendlichen Raums.

Seht, Gottes Regentschaft ist ausgebreitet
Denn das wahre Handeln ist ausgeströmt

über der Erde Grund.
in der Praktiker Herzen.

Jedem wohnet das Göttliche inne,
Jedem Lehrer wohnt die Intuition doch inne,

ist Heimstatt
ist Heimstatt

dem schaffenden Geist,
dem rechtschaffenden Geist,

ist Tempel
ist Tempel,

des ewigen Baumeisters,
den glühenden Zielen,

Gottes wahres Heiligtum,
der Pädagogik wahres Refugium,

Opferaltar des tätigen Worts
Opferaltar des tätigen Worts

und Offenbarung
und Offenbarung

göttlichen Willens zugleich.”
pädagogischen Willens zugleich.”

 
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3 
 Januar 
 
2008

abgelegt in
Gedankenschau

 

Es naht sich wiederum mit Fasching die Zeit der sittlichen Entgleisung…

An Heilig Weihnacht mit des frommen Herzens hellstem Glockenspiele und allerfeinlichen Besinnlichkeit noch dem Himmel zugestrebt, wagt man sich nun mit dem Jahreswechsel im Sinneswandel mit “geiler Brust” (aus: “Die Räuber” von Friedrich Schiller) an den Abgrund moralischer Verwerfungen.
Zu keiner Zeit des Jahres werden mehr Kuckuckskinder ins geordnete Ehenest gesetzt als in dieser Narrenzeit.

Gespaltene Persönlichkeit?
Oder ist der Mensch nur ein Wesen, das die Extremerfahrungen sucht, um sich wiederum -für den Alltag gerüstet- auf ein gesundes Mittelmaß einzupendeln?