Lyrik ~ Klinge
    Versuch einer Dichtung            

10 
 April 
 
2016

abgelegt in
Gedankenschau

 

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In Ermangelung eines Freundes Herz flüchte ich mich in die Liebesarme der beseelten Natur…

… und vergaloppierte mich zu einer Pferdekoppel nach Adelshofen, die Kinder Augen leuchten lässt.
Im Gegensatz zu meinen doch recht beengten Familienverhältnissen ist dieser Anblick nicht nur eine willkommene Abwechslung, sondern eine wahre Augenweide.
Und der Reitsport ist sicherlich auch eine Verlustigung erster Kajüte, verleiht er doch zumindest für den Moment das Gefühl, Gräben zu überwinden.

Allerdings bleiben diese Gräben, die Unüberwindbarkeit in das “Vertrauen” seiner Selbstwirksamkeit mitunter auch, wenn nicht sogar ein Beinbruch noch hinzu kommt.
Das ist das Risiko, das der Reitsport mit sich bringt und mich schauern und verzagen lässt, dass eben etwas (zer-)bricht, weil man über sein Vermögen hinaus sich einer Aufgabe stellt, der man nicht gewachsen ist.

Lass’ gut sein!
Schuster/Schumacher, bleib’ bei deinen (Schuh-)Sohlen, Hufeisen sind nicht dein Metier!
Bleib’ deinen Berufsprinzipien treu, die ordnungsstiftend sind, betrete deine Werkstatt und eben nicht eingezäuntes Gelände!
Die Regeln sind einfach, letztlich auch nicht wirklich Gebote, sondern An-Gebote zu einem zufriedenen Leben.

Und vor allem, lerne (wieder) “zu vertrauen”, nicht nur in deine Fähigkeiten und in dein Handwerk, sondern in das Gelingen einer Sache allgemein!

 
 
6 
 August 
 
2015

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DICHTUNG Georg Trakl
LESUNG Oskar Werner
MALEREI Pierre-Auguste Renoir
BEREITSTELLUNG LYRIK & MUSIK


 

Oft am Brunnen, wenn es dämmert,
Sieht man sie verzaubert stehen
Wasser schöpfen, wenn es dämmert.
Eimer auf und nieder gehen.
In den Buchen Dohlen flattern
Und sie gleichet einem Schatten.
Ihre gelben Haare flattern
Und im Hofe schrein die Ratten.
Und umschmeichelt von Verfalle
Senkt sie die entzundenen Lider.
Dürres Gras neigt im Verfalle
Sich zu ihren Füßen nieder.

Stille schafft sie in der Kammer
Und der Hof liegt längst verödet.
Im Hollunder vor der Kammer
Kläglich eine Amsel flötet.
Silbern schaut ihr Bild im Spiegel
Fremd sie an im Zwielichtscheine
Und verdämmert fahl im Spiegel
Und ihr graut vor seiner Reine.
Traumhaft singt ein Knecht im Dunkel
Und sie starrt von Schmerz geschüttelt.
Röte träufelt durch das Dunkel
Jäh am Tor der Südwind rüttelt.

Nächtens übern kahlen Anger
Gaukelt sie in Fieberträumen.
Mürrisch greint der Wind im Anger
Und der Mond lauscht aus den Bäumen.
Balde rings die Sterne bleichen
Und ermattet von Beschwerde
Wächsern ihre Wangen bleichen.
Fäulnis wittert aus der Erde.
Traurig rauscht das Rohr im Tümpel
Und sie friert in sich gekauert.
Fern ein Hahn kräht. Übern Tümpel
Hart und grau der Morgen schauert.

In der Schmiede dröhnt der Hammer
Und sie huscht am Tor vorüber.
Glührot schwingt der Knecht den Hammer
Und sie schaut wie tot hinüber.
Wie im Traum trifft sie ein Lachen;
Und sie taumelt in die Schmiede,
Scheu geduckt vor seinem Lachen,
Wie der Hammer hart und rüde.
Hell versprühn im Raum die Funken
Und mit hilfloser Geberde
Hascht sie nach den wilden Funken
Und sie stürzt betäubt zur Erde.

Schmächtig hingestreckt im Bette
Wacht sie auf voll süßem Bangen
Und sie sieht ihr schmutzig Bette
Ganz von goldnem Licht verhangen,
Die Reseden dort am Fenster
Und den bläulich hellen Himmel.
Manchmal trägt der Wind ans Fenster
Einer Glocke zag Gebimmel.
Schatten gleiten übers Kissen,
Langsam schlägt die Mittagsstunde
Und sie atmet schwer im Kissen
Und ihr Mund gleicht einer Wunde.

Abends schweben blutige Linnen,
Wolken über stummen Wäldern,
Die gehüllt in schwarze Linnen.
Spatzen lärmen auf den Feldern.
Und sie liegt ganz weiß im Dunkel.
Unterm Dach verhaucht ein Girren.
Wie ein Aas in Busch und Dunkel
Fliegen ihren Mund umschwirren.
Traumhaft klingt im braunen Weiler
Nach ein Klang von Tanz und Geigen,
Schwebt ihr Antlitz durch den Weiler,
Weht ihr Haar in kahlen Zweigen.

 
 
15 
 April 
 
2012


 

aus: “Sebastian im Traum”

Voll Früchten der Hollunder; ruhig wohnte die Kindheit
In blauer Höhle. Über vergangenen Pfad,
Wo nun bräunlich das wilde Gras saust,
Sinnt das stille Geäst; das Rauschen des Laubs

Ein gleiches, wenn das blaue Wasser im Felsen tönt.
Sanft ist der Amsel Klage. Ein Hirt
Folgt sprachlos der Sonne, die vom herbstlichen Hügel rollt.

Ein blauer Augenblick ist nur mehr Seele.
Am Waldsaum zeigt sich ein scheues Wild und friedlich
Ruhn im Grund die alten Glocken und finsteren Weiler.

Frömmer kennst du den Sinn der dunklen Jahre,
Kühle und Herbst in einsamen Zimmern;
Und in heiliger Bläue läuten leuchtende Schritte fort.

Leise klirrt ein offenes Fenster; zu Tränen
Rührt der Anblick des verfallenen Friedhofs am Hügel,
Erinnerung an erzählte Legenden; doch manchmal erhellt sich die Seele,
Wenn sie frohe Menschen denkt, dunkelgoldene Frühlingstage.

 

Dichtung Georg Trakl
Lesung Frederik Kranemann
Bereitstellung Der Critische Musicus