Lyrik ~ Klinge
    Versuch einer Dichtung            

21 
 Juni 
 
2017


 
baumstamm_umwunden_von_efeu
Scherenschnitt
Margarete Schreiber[1]Foto: Margarete Schreiber. In: “Das Himmelsvolk” von Waldemar Bonsels
 
Musik
Wolfgang Amadeus Mozart [2]Klavierkonzert Nr. 23 – Adagio

Die Lichtung

Hüll’ mich umarmend in der Geborgenheit lichtem Gewande!

Hebe den scheuen Farn strähner Wimpern,
den Silbertau klarer Augen liebfunkelnd mir strahle!

Wohlduft entsteige der Wangen samt‘ges Moos,
trunk’ne Süße reiche der Lippen Holunder!

Und aus berauschter Sinne umlagernden Nachtesflor
rankt sich
deiner zarthalm‘gen Finger Akelei,
knospenquell blühend
mir ambrosisch entatmend
des Balsamhauchs linder Entsendung.

→ zu Mnemosynes Geleit
Morpheus’ Schoß

Fußnoten[+]

 
 
24 
 August 
 
2012


 

DICHTUNG Nelly Sachs
LESUNG Nelly Sachs
BEREITSTELLUNG wortlover


 

Einer
wird den Ball
aus der Hand der furchtbar
Spielenden nehmen.
Sterne
haben ihr eigenes Feuergesetz
und ihre Fruchtbarkeit
ist das Licht
und Schnitter und Ernteleute
sind nicht von hier.
Weit draußen
sind ihre Speicher gelagert
auch Stroh
hat einen Augenblick Leuchtkraft
bemalt Einsamkeit.
Einer wird kommen
und ihnen das Grün der Frühlingsknospe
an den Gebetmantel nähen
und als Zeichen gesetzt
an die Stirn des Jahrhunderts
die Seidenlocke des Kindes.
Hier ist
Amen zu sagen
diese Krönung der Worte die
ins Verborgene zieht
und
Frieden
du großes Augenlid
das alle Unruhe verschließt
mit dem himmlischen Wimpernkranz
Du leiseste aller Geburten.

 
 
13 
 August 
 
2011


 

Rein wie des Vollmondes schimmerndes Haupt am bestirnten Gewölbe
prangt dir die schönbleiche Stirn, strahlt mir ins trunkene Aug’,
gießt ihren Silberschein über der Wangen erhabnes Gefilde,
wo ein lieblicher Flor duftender Zauber verströmt.

Abendtau kühl nun entatmend naht sich Selene und samtweich
kost sie mit dunstigem Hauch lustvoll der Brüste Opal.

Liebestoll schmücket die zarte Braue gleich Rosengerank das
Tor zur sichtbaren Welt, blühend entfächert der Blick.

Niederstreichender Wimpernschlag fächelt ambrosische Brise,
windet mit goldsträhner Pracht Eros’ genesendes Heil.

Linienvoll gipfelt als strebender Bau die zierliche Nase.
Anmut -gleich wattigem Flausch- kränzt sie wie heitres Gewölk.

Wahres Elysium, Du, oh weibliches Antlitz. Aus Deiner
Lippen erquellendem Born sprudelt kristallene Macht,
wogt als Segensstrom wallend im Rudel graziler Gelüste,
schwemmend mein trockenes Tal mit paradiesischer Flut.