Lyrik ~ Klinge
    Versuch einer Dichtung            

23 
 November 
 
2007


 

Hat der alte Hexenmeister
sich doch einmal wegbegeben!
Und nun sollen seine Geister
auch nach meinem Willen leben.
Seine Wort und Werke
merkt ich und den Brauch,
und mit Geistesstärke
tu ich Wunder auch.
Walle! walle
Manche Strecke,
daß, zum Zwecke,
Wasser fließe
und mit reichem, vollem Schwalle
zu dem Bade sich ergieße.

Und nun komm, du alter Besen!
Nimm die schlechten Lumpenhüllen;
bist schon lange Knecht gewesen:
nun erfülle meinen Willen!
Auf zwei Beinen stehe,
oben sei ein Kopf,
eile nun und gehe
mit dem Wassertopf!
Walle! walle
manche Strecke,
daß, zum Zwecke,
Wasser fließe
und mit reichem, vollem Schwalle
zu dem Bade sich ergieße.

Seht, er läuft zum Ufer nieder,
Wahrlich! ist schon an dem Flusse,
und mit Blitzesschnelle wieder
ist er hier mit raschem Gusse.
Schon zum zweiten Male!
Wie das Becken schwillt!
Wie sich jede Schale
voll mit Wasser füllt!
Stehe! stehe!
denn wir haben
deiner Gaben
vollgemessen! –
Ach, ich merk es! Wehe! wehe!
Hab ich doch das Wort vergessen!

Ach, das Wort, worauf am Ende
er das wird, was er gewesen.
Ach, er läuft und bringt behende!
Wärst du doch der alte Besen!
Immer neue Güsse
bringt er schnell herein,
Ach! und hundert Flüsse
stürzen auf mich ein.
Nein, nicht länger
kann ichs lassen;
will ihn fassen.
Das ist Tücke!
Ach! nun wird mir immer bänger!
Welche Mine! welche Blicke!

O du Ausgeburt der Hölle!
Soll das ganze Haus ersaufen?
Seh ich über jede Schwelle
doch schon Wasserströme laufen.
Ein verruchter Besen,
der nicht hören will!
Stock, der du gewesen,
steh doch wieder still!
Willst am Ende
gar nicht lassen?
Will dich fassen,
will dich halten
und das alte Holz behende
mit dem scharfen Beile spalten.

Seht da kommt er schleppend wieder!
Wie ich mich nur auf dich werfe,
gleich, o Kobold, liegst du nieder;
krachend trifft die glatte Schärfe.
Wahrlich, brav getroffen!
Seht, er ist entzwei!
Und nun kann ich hoffen,
und ich atme frei!
Wehe! wehe!
Beide Teile
stehn in Eile
schon als Knechte
völlig fertig in die Höhe!
Helft mir, ach! ihr hohen Mächte!

Und sie laufen! Naß und nässer
wirds im Saal und auf den Stufen.
Welch entsetzliches Gewässer!
Herr und Meister! hör mich rufen! –
Ach, da kommt der Meister!
Herr, die Not ist groß!
Die ich rief, die Geister
werd ich nun nicht los.
“In die Ecke,
Besen, Besen!
Seids gewesen.
Denn als Geister
ruft euch nur zu diesem Zwecke,
erst hervor der alte Meister.”

 

Textdichter Johann Wolfgang von Goethe
Lesung JDD
Bereitstellung Ronnypups

 
 
1 
 Januar 
 
2001


 

Wähne Dich, Erdensohn, glücklich auf irdisch wandelndem Kreise.
Himmelan gipfeln die strebenden Bauten schaffender Hände,
thronest erhaben mit heroischem Lächeln und teilest mit waltendem Zepter,
du Schattengebild göttlicher Ideen.

Doch der Windstoß des eisernen Vogels streift mich nicht Wunder
Gewiß, ohn’ Fehl,
des eitlen Menschen kühner Geist
erdreist sich göttermessend meist
von unbändigem Schaffensdrang befleißt
lüstern mit dem Allmächtigen zu rangen.

Zähmt des Blitzes energischen Strahl,
beschifft der Welten wogende Meere
in pechversiegelter Holzesschale,
trotzt mit metallischem Gefieder
der Schwerkraft klammerndem Mieder,
durchmißt in des Weltalls unendlicher Leere,
der Planeten Gestirne kreisender Bahn –
deutend der großen Natur göttlichen Plan.

Mag sich dem Erdenbürger alles neigen,
selbst die Götterscharen treulos mir entfliehn,
auf ewig bleibt mir eine Gottheit eigen,
die nimmer des Menschen Karren werde ziehn …

… gleich Merkur’s steifgeword’ner Nacken,
der in des Halfter’s Banden würgendem Zwange
unter des Kaufmann’s schindendem Joche stöhnt,
den fliehenden Fuß umwunden vom Kettenstrange.

Soll Ares des Samson’s Eselsbacken
dem Kriegstyrannen dienlich weihn,
von Fortuna geadelt zum Siege gekrönt,
und den eitlen Erdentöchtern Venus
mit liebestollem Zauberkuß
rosige Wangen angedeihn.

Soll Neptun doch mit stetem Regenguß
wehren dem dürrewütenden Versiegen
munt’rer Wiesenquellen
und Helios’ Lächeln brüdernd sich gesellen
zu Ceres, die güld’nen Ähren streichend zu wiegen.

Nur Chronos,
die zählende Gottheit der rädernden Zeit
trotzt unbeugsam vom Anbeginn der Ewigkeit
dem fleischgewordenen Koloß.

Er wälzt der schwindenden Jahre Mühlenstein
mit Stieres Lenden und ehernem Gebein.

Beugt sich nun der hochberoßte Allmachtswahn
des Erdenstaub Erschaffenen,
wankt nun der götterbezwungende Eisenkahn
durch Gletscher’s Zahne raffenden
kenternden Geschickes,
die kühne Hoffnung sinken ließ
in ewige Nacht den Stahlkoloß
begraben hieß,
gebändigt durch Poseidon’s Troß
verschlingend in die Pranken schloß.

… Doch mein immerdar ruhender Vaterblick
neiget tränend sich und wacht
über der Völker herrschenden Nacht
mit allwaltendem Erdengeschick.

 
 
11 
 März 
 
1999

abgelegt in
Hip-Hop | Musik

 

Ich distanziere mich aufs Schärfste von der Gewaltanwendung gegen Menschen insbesondere gegen Polizisten!

Texta feat Holunder

(Laima) Von hier nach Mesopotamien bis zu Andromedar, berichten Geschichten vom Homosapiens, erzählt im Flowschema.
Die Menschheit war vom Anfang an der Untergang geweiht. Ihre Geschichte ist wie Kino, nur trauriger, drum muß sie aussterben wie Bäume beim Baumsterben und Dinosaurier.

(Holunder) Es war Mittag als ich aufbrach und über das Hausdach in Laima’s
Dimension hinüberstieg. Der Auftrag war klar, denn die Menschheit war längst
über den Zenit, also der optimale Zeitpunkt für die Phase 1 Konservierung allen
Lebens, für die Ewigkeit. Ich tipp den Sicherheitscode in den
Ultratiefgefrierer, die Siebener, die Acht, die Eins, die Vierer, mein
Spiegelbild im Monitor und die versteinerte Miene weicht allmählich einem
Lächeln, als ich weiter bediene. Grünes Licht, Codeziffer akzeptiert, Operation
Bofrost erfolgreich aktiviert.

Ref.: Die letzte Eiszeit, Laima und Hollunder, wir haben euch gewarnt, also
dürft ihr euch nicht wundern. Wir frieren euch tief, wenn der Spaß am größten
ist, weil man immer aufhören muß, wenn’s am Schönsten ist. Die letzte Eiszeit,
Holunder und Laima, wir erwischen euch kalt, entkommen kann keiner. Wir frieren
euch tief, wenn der Spaß am größten ist, weil man immer aufhören muß, wenn’s am
Schönsten ist.

(Laima) Und als wir unsren Heimplaneten betreten, da sehen wir schon Wesen, die
sich nicht bewegen und es klingt wie Musik in meinen Ohren, Laima und Wunder
haben die Menschheit eingefroren und ganz ungeschoren, kam da keiner davon. Wie
ihre eigene Wachsfigur, steht die Queen auf ihrem Balkon und ich winke ihr zu
und es passiert nichts, es hat geklappt, sie reagiert nicht. Also zurück zur
Straße, wo ich erstmal warte, üb’ mit einem starren Bobby, ein bißchen Karate,
mein neues Hobby, Polizisten in den Magen zu schlagen bis daß sie groggy sind
und jeder Schlag sitzt wie ein Sloggy bei einem Vorschulkind, weil ich nicht
vorschnell bin, werde ich mich erstmal konzentrieren. Einen Cadilac klauen um
die Lage zu sondieren, wie Fat Freddy eine Tüte bauen und mal schauen, wie das
so in London mit dem Traffic ist, wenn du als einziger da draußen noch lebendig
bist.

(Holunder) Alles läuft nach Plan, ganz genau wie ich es vorsah, die ganze Welt ein Standbild wie von VHS Recorder. Doch ich mußte sichergehn, und ich merkte jetzt, war es langsam Zeit für einen Härtetest, also nichts wie Hochfahren zum Sender mit dem Track im Gepäck, der sogar in Komapatienten den Headbanger erweckt.
So herrschte weltweit auf allen Ohren heftiger Druck, bis die Bässe die
Mägen aufräumten wie ein kräftiger Schluck Whiskey, doch alle blieben ruhig wie
nach einer Packung Schlaftabletten. B-Boys standen rum als ob sie einen Stock im
After hätten und ich könnt meinen Arsch verwetten, daß wir alle gekriegt haben,
und höchstens nebenan auf der Studentenfete war alles wie gewohnt, weil sich
dort nie jemand bewegte.

Ref.

(Laima) Ich parke den Wagen vor dem World Trade Center, setze mich vor einen
Computer und drücke auf Enter, und auf allen Monitoren dieser Welt erscheint
mein Fax, Wunder wir sehen uns in New York, dann kracht’s. So, die Arbeit wär
gemacht, also zurück zu meinem Platz, wo mein Auto steht. Den Schlüssel
umgedreht und schon erheb ich mich durch die Wolken in die Lüfte, das geht mit
jedem Caddy, wenn man nur lange übte. Getrübte Sicht herrschte über den
Atlantik, nur diesmal kein Hip-Hop, sondern ein Tape von Danzig. Metall-lastig
und kantig meine Old Skool Romantik, doch endlich erspähe ich die New Yorker
Skyline. Schluß jetzt mit high sein uns ich tauche ins Eis ein. Um genauer zu
sein, lande ich direkt am Broadway, parke den Caddy und steig aus wie Sugar
Daddy, hier bin Ladies unirdisch und unwiderstehlich, weit gereist und noch
immer ledig, und ewiger Rap-Fan, dabei lächle ich gefrorener als Arnie in
Batman. Doch keiner meldet sich, alle sind kalt wie ein Eisbach. Doch das ist
mir scheißegal, denn die Sache ist einfach.

(Holunder) Hübsche Mädchen gibt’s zum Glück nicht nur in unserer Heimat, und im Quadranten, jenseits des Jupiters, wartet irgendwo auf uns die wahre Miss Universe und dann machen wir ohne Pause Party jeden Tag. Also los ins
Gammasystem auf den Ratitätenmarkt, und dort verschleudern wir die Erde zum
Spartarif an einen reichen Sammler fürs Privatarchiv.

Ref.