Lyrik ~ Klinge
    Versuch einer Dichtung            

19 
 April 
 
2008

abgelegt in
Gedankenschau

 

“Verplant” scheint in der Volksmeinung oft abschätzig zu gelten, ist es aber nicht wirklich.

Verplant ist für mich der kurzdauernde erklärte geistige Rückzug aus einer stets gleichförmigen Welt ins erhabene, wonnige Reich des Geistes.

Zeitweiliger Kontrollverlust auf der einen Seite, der faktischen Realität, ermöglicht erst freien Wandel auf ebenen Gedankenpfaden.

Ich denke, eine gewisse, noch sozial verträgliche Zurückgezogenheit ins geistig Verklärte gehört zum Naturell eines jeden guten Schriftstellers.

Aus welchen Quellen sollte er denn sonst schöpfen, wenn nicht aus der einen, reinen Hippokrene?

Aus dem Tümpel der Welt?
Gott bewahre…

Mögen diesen Glückszustand die Unwissenden “verplant” nennen.

“Man kann den Leuten nicht verbieten, das zu denken, was sie denken wollen” (aus: “Maria Stuart” von Friedrich Schiller).

 
 

2 Kommentare zu “Verplante Schriftsteller?”

  1. Bjoern sagt:

    Verplant ist auch dieses hier!

    So in etwa sieht auch mein nächstes Schreibprojekt aus 😉

  2. Mamü sagt:

    Lieber Ralph,

    wie so oft, gibt es für ein und dasselbe Wort verschiedene Interpretationsmöglichkeiten. In welchem Zusammenhang man es gebraucht, gibt oft Aufschluss darüber, wie es gedacht ist. Und fast immer kann man etwas positiv oder negativ sehen, oder nicht? 🙂 Warum nicht auch ein Wort.

    Wie ein Wort in unserem Wortschatz, dort oben im Geist, belegt oder abgelegt ist, ob man es als positiv oder negativ bewertet, scheint mir, ist oftmals durch die Kindheit geprägt. Wie wurden welche Wörter wie benutzt. Wie sonst ist es zu erklären, dass manche Menschen gewisse Wörter so benutzen, als sei es das normalste von der Welt, während das Hören dieser Wörter für mich, wie ein Schlag ins Gesicht ist. Ist schon seltsam oder auch nicht. Denn ein Wort könnte man ja rein willkürlich für einen Gegenstand z.B. benutzen, erfinden. Das Wort an sich besteht ja einfach aus neutralen Buchstaben und ist “nur” ein Wort. Und irgendwann sind die ersten Wörter vom Menschen irgendwie erfunden worden. Warum heißt ein Apfel Apfel und nicht Birne? 😀 Hätte ja vielleicht auch anders kommen können. Aber das führt jetzt zu weit weg. Genug herumphilosophiert. 😀

    Verplant. Ja, als erstes würde mir auch verplant im Sinne von Zeit verplant einfallen. Dass verplant auch eine andere Bedeutung haben kann… ja durchaus. 😀

    Das Zitat von Schiller finde ich klasse. 😀 Und so wahr.

    Schön geschrieben, übrigens.

    Liebe Grüße,
    Martina

    Liebe Martina,

    vielen Dank für deinen ausführlichen Kommentar.
    Gerade die Semantik (Bedeutungslehre) zeigt uns allzu oft, dass Wörter oft auch generations- und epochenbedingt sehr verschiedene Bedeutungen haben können.
    Ich verwende zum Beispiel oft in meinen Gedichten das Wort “Weib”, was aber KEINESWEGS abschätzig gemeint ist, sondern -wie im 18. Jahrhundert- durchaus als normale, wertefreie Bezeichnung gilt.
    Vielleicht aber auch ein Ehrbegriff für mich darstellt. Im Englischen hat sich ja “wife” bis heute gehalten.

    Richtig ist auch, dass Wortbezeichnungen “willkürlich” gewählt sind, d.h. zwischen dem Schriftbild und dem Referenten (reales Objekt) kein Zusammenhang besteht (Ferdinanad Saussure nennt dies “arbiträr”, zufällig).
    Aber dieses Thema ist ein Komplex für sich 😉

    Liebe Grüße,
    Ralph

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