Lyrik ~ Klinge
    Versuch einer Dichtung            

2 
 August 
 
2016


 

havana-club_1

Quelle:
www.ausflugsziele-weimar.de
Lars Mielke | Ausflugsziele Weimar

 
Soeben in der Pension Havana-Club eingecheckt, sporadisch meinen Kleiderschrank “eingerichtet”, Schuhwerk daselbst auf den Ablageboden gestellt, Kulturbeutel ins ansehnliche Badezimmer platziert. Fertig!!!

Ich bin recht angetan von der behaglichen, schmucken und aber auch zweckdienlichen Schlichtheit, die anheimelnd das Wenige spendet und keineswegs Anlass zur geistigen Zerstreuung gibt mittels überladener Stilelemente jener athmospährisch aufgeladenen Musenstadt.

Und mehr bedarf’s nicht für meinen Gedanken-Reset… (die Akupressurpunkte der Gesichtsmuskel wären: [STRG] + [ALT] + [ENTF]

Folgende (fettgeschriebene) Zeilen hingen als Abriss-Zettel an einem Fenster in der Gasse:
“You need an Inspiration?”
(yes, it’s a small I.)

Dunkel war´s der Mond schien helle…

Dunkel war’s, der Mond schien helle,
Schneebedeckt die grüne Flur,
Als ein Auto blitzesschnelle
Langsam um die Ecke fuhr.

Drinnen saßen stehend Leute
Schweigend ins Gespräch vertieft,
Als ein totgeschossner Hase
Auf der Sandbank Schlittschuh lief.

Und der Wagen fuhr im Trabe
Rückwärts einen Berg hinauf.
Droben zog ein alter Rabe
Grade eine Turmuhr auf.

Ringsumher herrscht tiefes Schweigen
Und mit fürchterlichem Krach
Spielen in des Grases Zweigen
Zwei Kamele lautlos Schach.

Und auf einer roten Bank,
Die blau angestrichen war
Saß ein blondgelockter Jüngling
Mit kohlrabenschwarzem Haar.

Neben ihm ‘ne alte Schachtel,
Zählte kaum erst sechzehn Jahr,
Und sie aß ein Butterbrot,
Das mit Schmalz bestrichen war.

Oben auf dem Apfelbaume,
Der sehr süße Birnen trug,
Hing des Frühlings letzte Pflaume
Und an Nüssen noch genug.

Von der regennassen Straße
Wirbelte der Staub empor.
Und ein Junge bei der Hitze
Mächtig an den Ohren fror.

Beide Hände in den Taschen
Hielt er sich die Augen zu.
Denn er konnte nicht ertragen,
Wie nach Veilchen roch die Kuh.

Und zwei Fische liefen munter
Durch das blaue Kornfeld hin.
Endlich ging die Sonne unter
Und der graue Tag erschien.

Dies Gedicht schrieb Wolfgang Goethe
Abends in der Morgenröte,
Als er auf dem Nachttopf saß
Und seine Morgenzeitung las.

 
 

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