Lyrik ~ Klinge
    Versuch einer Dichtung            

11 
 Oktober 
 
2020


 

DICHTUNG Charles Baudelaire
LESUNG Christian Redl
BEREITSTELLUNG Lyrik für Puristen



Oft fangen die Matrosen, um sich zu vergnügen,
Den mächtigen Meeresvogel ein, den Albatros;
Den Schiffen, die den bittern Abgrund überfliegen,
Folgt er in gleichgemut der Fahrt geselltem Troß.

Kaum aber ist er hingezwungen auf die Planken,
Läßt dieser König des Azur in seiner Scham
Die großen weißen Flügel kläglich an den Flanken
Wie Ruder niederhängen, ungeschickt und lahm.

Wie linkisch er sich hinschleppt in der Flügel Steife!
Er, sonst so schön, wie ist er häßlich in der Schmach!
Den Schnabel neckt ihm einer mit der Stummelpfeife,
Ein andrer, hinkend, äfft den Flug des Krüppels nach!

Des Dichters Ebenbild ist dieser Fürst der Wolke,
Im Sturm ist er behaust, verlacht des Schützen Strang,
Verbannt zur Erde aber und umhöhnt vom Volke,
Hindern die riesenhaften Flügel seinen Gang.

 
 

2 Kommentare zu “Der Albatros”

  1. Martin Schumacher sagt:

    Hallo ,ich glaube,daß eine Kleinigkeit ganz anders übersetzt werden müßte.Irgend ein Matrose hat seine Tabakspfeife auf dem Deck verloren und der gefangene Albatros hält die Pfeife für freßbar und müht sich aber vergeblich ,die Pfeife zu fressen.Baudelaire schreibt dazu: (wörtlich übersetzt)”einer stumpft seinen Schnabel mit einer (Tabaks)pfeife ab.Diese Übersetzung macht Sinn und sollte auch in der deutschen Übersetzung verwendet werden.Ich wäre für eine kurzfristige Reaktion dankbar

    1. Silentius sagt:

      Lieber Namenskollege Herr Schumacher,
      vielen Dank für Ihren lieben Kommentar und Ihr Feedback!
      Ich werde meine Nachforschungen betreiben, da ich (Jahrgang 1974) aktuell die guten alten Sendungen von “Vorsicht Falle” mit Eduard Zimmermann schaue und daher künftig alles prüfen werde, obgleich ich schon jetzt an Ihrer Aussage kein Fehl vermuten kann 🙂
      Sie merken bereits an meiner nicht bös gemeinten Antwort, daß ich wohl von “Nepper, Schlepper, Bauernfänger” und den Anpreisungen löblicher Verkaufsprodukte etwas übersensibilisiert bin.

      Liebe Grüße
      Ralph Schumacher

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