5 Februar 2018 | |
Der Journalist Fabio Rossi, dreiunddreißig, erwacht im Krankenhaus, mit einer Kopfverletzung und einem Blackout von fünfzig Tagen. Die blonde junge Frau, die sich zärtlich über ihn beugt, soll schon seit ein paar Wochen seine Freundin sein. Fabio hat sie nie zuvor gesehen. Seine Lebensgefährtin Norina dagegen weigert sich hartnäckig, mit ihm zu sprechen. Nur allmählich findet sich Fabio im eigenen Leben wieder zurecht. Aber er kommt einem Alter ego auf die Spur, das ihm immer rätselhafter wird. Warum bloß hatte er seinen Job beim ›Sonntag-Morgen‹ gekündigt? Und was verbirgt sich hinter der »ganz großen Sache«, an der er angeblich drangewesen ist, wie man in der Redaktion munkelt? Und welche Rolle spielte bei all dem sein bester Freund und Kollege Lucas Jäger, den er ausgerechnet mit Norina zusammen erwischt? Lucas, der am ehesten Zugang zu all seinen Unterlagen und elektronischen Daten hatte – die von dritter Hand manipuliert wurden. Fabio gibt nicht auf. Er rekonstruiert sein verschwundenes Leben Schritt für Schritt. Und er wird wieder in jene skandalöse Geschichte hineingezogen, die der Öffentlichkeit eigentlich verheimlicht werden sollte… Ein faszinierender Roman über einen Mann in einer Lebenskrise. Ein Psychothriller über eine Männerfreundschaft. Ein aufregender Krimi zu einem leider hochaktuellen Thema.
Quelle: Diogenes-Verlag
Szenenauswahl:
Die Beerdigung eines Atheisten ohne religiöses Zeremoniell.
Eine „tiefgläubige“ Gemüseverkäuferin schüttelt den Kopf…
Mir gefällt, wie Martin Suter mit verschiedenen Lesarten oft spielt.
Ist diese Gemüseverkäuferin nur eine dieser zweckdienlichen Gottesdienstchristinnen und zugleich eine Alltagsheidin, die lediglich in einem formell erstarrten Gottesglauben verharrt und rein reflektorisch ihre (gespielte) Empörung zum Ausdruck bringt?
Ein kurzweiliges Köpfschütteln würde wohl eher für jenes oberflächliche Christenleben sprechen.
Martin Suter lässt aber noch eine weitere Option offen, als Fabio ein weiteres Mal von der anderen Straßenseite zur (immer noch) kopfschüttelnden Gemüseverkäuferin blickt, nämlich die Option einer wahrhaft gläubigen und keineswegs im Ritus verhafteten Gottesfrau.
Dieser sprachliche Kunstgriff einer weiteren Bedeutungsebene gelingt dem Autor Martin Suter mit dem sehr lakonischen Zusatz „Oder wieder?“, als fühle sie sich nach einer weiteren Besinnung in ihren religiösen Grundfesten erschüttert oder zumindest untröstlich irritiert.
nach dem Lesen des Buches
Auch eine Erinngerungsinsel aus der Kindheit:
Mein erstes Buch (nach „Schild des Glaubens“ von Jörg Erb), teilgelesen in den Sommerferien in Rendsburg, ebenfalls ein „Computer“-Krimithema, in dem – analog zum PowerBook von Fabio Rossi / Lucas Jäger – eine Frau auf dem Dachboden auf alten Disketten nach der wahren Identität ihres Mannes recherchiert.