| 9 September 2018 |
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| DICHTUNG | Clemens Brentano | |
| LESUNG | Hans Eckardt | |
| BEREITSTELLUNG | wortlover |
Hör, es klagt die Flöte wieder,
und die kühlen Brunnen rauschen!
Golden weh’n die Töne nieder,
stille, stille, laß uns lauschen!
Holdes Bitten, mild Verlangen,
wie es süß zum Herzen spricht!
Durch die Nacht, die mich umfangen,
blickt zu mir der Töne Licht!
| 19 Januar 2018 |
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| DICHTUNG | Clemens Brentano | |
| LESUNG | Will Quadflieg | |
| BEREITSTELLUNG | LYRIK & MUSIK |
Sprich aus der Ferne
Heimliche Welt,
Die sich so gerne
Zu mir gesellt.
Wenn das Abendrot niedergesunken,
Keine freudige Farbe mehr spricht,
Und die Kränze still leuchtender Funken
Die Nacht um die schattigte Stirne flicht:
Wehet der Sterne
Heiliger Sinn
Leis durch die Ferne
Bis zu mir hin.
Wenn des Mondes still lindernde Tränen
Lösen der Nächte verborgenes Weh;
Dann wehet Friede. In goldenen Kähnen
Schiffen die Geister im himmlischen See.
Glänzender Lieder
Klingender Lauf
Ringelt sich nieder,
Wallet hinauf.
Wenn der Mitternacht heiliges Grauen
Bang durch die dunklen Wälder hinschleicht,
Und die Büsche gar wundersam schauen,
Alles sich finster tiefsinnig bezeugt:
Wandelt im Dunkeln
Freundliches Spiel,
Still Lichter funkeln
Schimmerndes Ziel.
Alles ist freundlich wohlwollend verbunden,
Bietet sich tröstend und traurend die Hand,
Sind durch die Nächte die Lichter gewunden,
Alles ist ewig im Innern verwandt.
Sprich aus der Ferne
Heimliche Welt,
Die sich so gerne
Zu mir gesellt.
| 2 Juni 2012 |
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Im Namen Jesu (1:05)
Clemens Brentano (1778 – 1842)
Ich möchte gern was schreiben,
Das ewig könnte bleiben.
Denn alles andre Treiben
Will nur die Zeit vertreiben.
Ich möchte gern mein Leben
Zu Ewigem erheben.
Denn alles andre Streben
Ist in den Tod gegeben.
Drum schreib ich einen Namen,
Drum lieb ich einen Namen,
Und leb ich einen Namen,
Der Jesus heißt – sag: Amen.
Einsam will ich untergehn (2:57)
Clemens Brentano (1778 – 1842)
Einsam will ich untergehn
Keiner soll mein Leiden wissen.
Wird der Stern, den ich gesehn,
Von dem Himmel mir gerissen,
Will ich einsam untergehn,
Wie ein Pilger in der Wüste.
Einsam will ich untergehn
Wie ein Pilger in der Wüste.
Wenn der Stern, den ich gesehn,
Mich zum letzten Male grüßte,
Will ich einsam untergehn,
Wie ein Bettler auf der Heide.
Einsam will ich untergehn
Wie ein Bettler auf der Heide.
Gibt der Stern, den ich gesehn,
Mir nicht weiter das Geleite,
Will ich einsam untergehn,
Wie der Tag im Abendgrauen.
Einsam will ich untergehn
Wie der Tag im Abendgrauen.
Will der Stern, den ich gesehn,
Nicht mehr auf mich niederschauen,
Will ich einsam untergehn,
Wie ein Sklave an der Kette.
Einsam will ich untergehn
Wie der Sklave an der Kette.
Scheint der Stern, den ich gesehn,
Nicht mehr auf mein Dornenbette,
Will ich einsam untergehn,
Wie ein Schwanenlied im Tode.
Einsam will ich untergehn
Wie ein Schwanenlied im Tode.
Ist der Stern, den ich gesehn,
Mir nicht mehr ein Friedensbote,
Will ich einsam untergehn,
Wie ein Schiff in wüsten Meeren.
Einsam will ich untergehn
Wie ein Schiff in wüsten Meeren.
Wird der Stern, den ich gesehn,
Jemals weg von mir sich kehren,
Will ich einsam untergehn,
Wie der Trost in stummen Schmerzen.
Einsam will ich untergehn
Wie der Trost in stummen Schmerzen.
Soll den Stern, den ich gesehn,
Jemals meine Schuld verscherzen,
Will ich einsam untergehn,
Wie mein Herz in deinem Herzen.
Rückblick (6:22)
Clemens Brentano (1778 – 1842)
Ich wohnte unter vielen, vielen Leuten
Und sah sie alle tot und stille stehn.
Sie sprachen viel von hohen Lebensfreuden
Und liebten, sich im kleinsten Kreis zu drehn.
So war mein Kommen schon ein halbes Scheiden,
Und jeden hab ich einmal nur gesehn.
Denn nimmer hielts mich. Flüchtiges Geschicke
Trieb wild mich fort, sehnt ich mich gleich zurücke.
Und manchem habe ich die Hand gedrücket,
Der freundlich meinem Schritt entgegensah,
Hab in mir selbst die Kränze all gepflücket,
Denn keine Blume war, kein Frühling da,
Und hab im Flug die Unschuld mit geschmücket,
War sie verlassen meinem Wege nah;
Doch ewig, ewig trieb mich’s schnell zu eilen,
Konnt niemals meines Werkes Freude teilen!
Rund um mich war die Landschaft wild und öde,
Kein Morgenrot, kein goldner Abendschein,
Kein kühler Wind durch dunkle Wipfel wehte,
Es grüßte mich kein Sänger in dem Hain.
Auch aus dem Tal schallt’ keines Hirten Flöte,
Die Welt schien mir in sich erstarrt zu sein.
Ich hörte in des Stromes wildem Brausen
Nur eignen Fluges Flügelschläge sausen!
Nur in mir selbst die Tiefe zu ergründen,
Senkt ich ins Herz mit Geistesmacht den Blick;
Doch hier auch konnt es eigne Ruh nicht finden,
Kehrt friedlos stets zur Außenwelt zurück;
Es sah wie Traum das Leben unten schwinden,
Las in den Sternen ewiges Geschick;
Und rings um mich eiskalte Stimmen sprachen:
“Das Herz, es will vor Wonne schier verzagen!
Ich sah sie nicht, die großen Süßigkeiten
Vom Überfluss der Welt. Sie schien mir schal.
Ich musst hinweg mit schnellem Fittich gleiten.
Hinabgedrückt von unerkannter Qual,
Konnt nimmer ich Frucht und Genuss erbeuten
Und zählte stumm der Flügelschläge Zahl.
Von ewigen, unfühlbar mächtgen Wogen
In weite, weite Ferne hingezogen.
Und so noch jetzt. – Wohl muss ich es gestehen,
Dass Dinge mich umscheinen, Menschen gleich.
Zu hören sie, leibhaftig sie zu sehen,
Kann ich nicht leugnen. Doch bleibet mir dies Reich
Der Welt so fremd und hohl, dass all ihr Drehen
Es doch nicht schafft, dass mir der Zweifel weich,
Ob Sein, ob Nichtsein seinen Spuk hier treibe,
Ob solcher Welt auch Seele wohn im Leibe.
Was reif in diesen Zeilen steht (8:20)
Clemens Brentano (1778 – 1842)
[Auszug]
O Stern und Blume, Geist und Kleid
Lieb, Leid und Zeit und Ewigkeit!
Was reif in diesen Zeilen steht,
Was lächelnd winkt und sinnend fleht,
Das soll kein Kind betrüben.
Die Einfalt hat es ausgesät,
Die Schwermut hat hindurchgeweht,
Die Sehnsucht hats getrieben.
O Stern und Blume, Geist und Kleid
Lieb, Leid und Zeit und Ewigkeit!
| 28 April 2012 |
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»Seit fünfzehn Jahren lebt Herr Brentano entfernt von der Welt, eingeschlossen, ja eingemauert in seinen Katholizismus.
Gegen sich selbst und sein poetisches Talent hat er am meisten seine Zerstörungssucht geübt.
Sein Name ist in der letzten Zeit fast verschollen und nur wenn die Rede von
den Volksliedern ist, die er mit seinem verstorbenen Freund Achim von Arnim herausgegeben hat, wird er noch zuweilen genannt«Heinrich Heine
über Clemens von Brentano
Wenn der lahme Weber träumt, er webe… (1:15)
Clemens Brentano (1778 – 1842)
Wenn der lahme Weber träumt, er webe,
Und die kranke Lerche träumt, sie schwebe,
Träumt die stumme Nachtigall, sie singe,
Dass ein Herz vom Widerhall zerspringe.
Träumt das blinde Huhn, es zähl die Kerne,
Und wer nur bis drei kann zählen die Sterne,
Träumt die taube Nüchternheit, sie lausche,
Wie die Traube Schüchternheit berausche.
Kommt dann Wahrheit mutternackt gelaufen,
Führt der hellen Töne Glanzgefunkel
Und der grellen Lichter Tanz durchs Dunkel,
Rennt den Traum sie schmerzlich übern Haufen.
Horch! Die Fackel lacht, horch! Schmerz-Schalmeien
Der erwachten Nacht ins Herz dir schreien!
Weh, ohn Opfer gehn die süßen Wunder,
Gehn die armen Herzen einsam unter.
Abendständchen (2:41)
Clemens Brentano (1778 – 1842)
Hör, es klagt die Flöte wieder.
Und die kühlen Brunnen rauschen.
Golden wehn die Töne nieder.
Stille, stille, lass und lauschen!
Holdes Bitten, mild Verlangen,
Wie es süß zum Herzen spricht!
Durch die Nacht, die mich umfangen,
Blickt zu mir der Töne Licht.
Hörst du, wie die Brunnen rauschen?
Hörst du, wie die Grille zirpt?
Stille, stille, lass uns lauschen.
Selig, wer in Träumen stirbt.
Selig, wen die Wolken wiegen,
Wem der Mond ein Schlaflied singt!
O, wie selig kann der fliegen,
Dem der Traum den Flügel schwingt,
Dass an blauer Himmelsdecke
Sterne er wie Blumen pflückt.
Schlafe, träume, flieg! Ich wecke
Bald dich auf und bin beglückt.
Verzweiflung an der Liebe in der Liebe (5:55)
Clemens Brentano (1778 – 1842)
In Liebeskampf? In Todeskampf versunken?
Ob Atem noch von ihren Lippen fließt?
Ob ihr der Krampf den kleinen Mund verschließt?
Kein Öl die Lampe? Oder keinen Funken?
Der Jüngling – betend? Tot? In Liebe trunken?
Ob er der Jungfrau höchste Gunst genießt?
Was ists, das der gefallne Becher gießt?
Hat Gift, hat Wein, hat Balsam er getrunken?
Des Jünglings Arme Engelsflügel werden –
Nein, Mantelfalten – Leichentuchs Falten.
Um sie strahlt Heiligenschein – zerraufte Haare.
Strahl Himmelslicht! Flamm Hölle zu der Erde!
Brich der Verzweiflung rasende Gewalten!
Enthüll – verhüll – das Freudenbett – die Bahre!
Der Spinnerin Nachtlied (7:58)
Clemens Brentano (1778 – 1842)
Es sang vor langen Jahren
Wohl auch die Nachtigall.
Das war ein süßer Schall,
Als wir zusammen waren.
Ich sing und kann nicht weinen
Und lausche so allein
Den Worten klar und rein,
Solang der Mond wird scheinen.
Als wir zusammen waren,
Da sang die Nachtigall.
Nun mahnet mich ihr Schall,
Dass du von mir gefahren.
So oft der Mond mag scheinen,
Denk ich wohl dein allein.
Mein Herz ist klar und rein.
Gott wolle uns vereinen.
Seit du von mir gefahren,
Singt stets die Nachtigall.
Ich denk bei ihrem Schall,
Wie wir zusammen waren.
Gott wolle uns vereinen.
Hier sitz ich so allein.
Der Mond scheint klar und rein.
Ich sing und möchte weinen.
| 28 April |
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»Von Rechts wegen sollte dieses Büchlein in jedem Hause, am Fenster, unterm Spiegel, oder wo sonst Gesang- und Kochbücher zu liegen pflegen, zu finden sein, um aufgeschlagen zu werden in jedem Augenblick der Stimmung oder Unstimmung.«
Johann Wolfgang von Goethe
über: „Des Knaben Wunderhorn“
Schwere Brombeeren (2:34)
Achim von Arnim (1781 – 1831)
Es wollt ein Mägdlein früh aufstehn,
Drei Stündlein vor dem Tag.
Wollt in den grünen Wald naus gehen,
Brombeerlein brechen ab.
Und als sie in den Wald nein kam,
Begegnet ihr Jägers Knecht.
»Ei Mädchen, scher dich weg nach Haus,
Dem Herrn ist das nicht recht.«
Und als das Mädchen heimwärts kam,
Begegnet ihr Jägers Sohn:
»Ei Mädchen, pflück nur ohne Scham,
Einen Schoß voll gönn ich dir schon.«
»Einen Schoß voll den begehr ich nicht,
Eine Handvoll ist mir genug.«
Die Brombeeren standen dicht an dicht,
Sie suchten sie immerzu.
Und als ein halbes Jahr um war,
Die Brombeern wurden groß,
Und als drei viertel Jahr um war,
Saß ein Kindlein auf dem Schoß.
Herr Olof (4:42)
Johann Gottfried Herder (1744–1803)
Herr Olof reitet spät und weit,
Zu bieten auf seine Hochzeitsleut.
Da tanzen Elfen auf grünem Land,
Erlkönigs Tochter reicht die Hand.
»Willkommen, Herr Olof, was eilst du von hier?
Tritt her in den Reihen und tanz mit mir.«
»Ich darf nicht tanzen, nicht tanzen ich mag,
Frühmorgen ist mein Hochzeitstag.«
»Hör an, Herr Olof, komm, tanz mit mir,
Zwei güldene Sporen schenk ich dir.
Ein Hemd von Seide so weiß und fein,
Meine Mutter bleichts im Mondenschein.«
»Ich darf nicht tanzen, nicht tanzen ich mag,
Frühmorgen ist mein Hochzeitstag.«
»Hör an! Herr Olof komm tanz mit mir,
Einen Haufen Goldes schenk ich dir.«
»Einen Haufen Goldes nehm ich wohl,
Doch tanzen ich weder darf noch soll.«
»Und willst du Herr Olof, nicht tanzen mit mir,
Soll Seuch und Krankheit folgen dir.«
Sie tät einen Schlag ihm auf sein Herz,
Noch niemals fühlt er solchen Schmerz.
Sie hob ihn bleichend auf sein Pferd.
»Reit heim nun zu deinem Bräutlein wert.«
Und als er kam vor des Hauses Tor,
Seine Mutter zitternd stand davor.
»Hör an, mein Sohn, sag an mir gleich,
Wie ist deine Farbe blass und bleich!«
»Wie sollt sie nicht blass sein und bleich,
Ich war in des Erlenköniges Reich.«
»Hör an mein Sohn, mir lieb und traut,
Was soll ich denn sagen deiner Braut?«
»Sag ihr, ich sei im Wald zur Stund,
Zu erproben mein Pferd dort und den Hund.«
Frühmorgen als es Tag kaum war,
Da kam die Braut mit der Hochzeitschar.
Sie tranken Met, sie tranken Wein,
»Wo ist Herr Olof, der Bräutigam mein?«
»Herr Olof, er ritt in den Wald zur Stund,
Er erprobt allda sein Pferd und den Hund.«
Die Braut hob auf den Scharlach rot,
Da lag Herr Olof, und er war tot.
Das Wunderhorn (8:20)
aus: »Des Knaben Wunderhorn«
hrsg. von Achim von Armin und Clemens Brentano
Ein Knab auf schnellem Ross
Sprengt auf der Kaisrin Schloss.
Das Ross zur Erd sich neigt,
Der Knab sich zierlich beugt.
Wie lieblich, artig, schön
Die Frauen sich ansehn.
Ein Horn trug seine Hand,
Daran vier goldne Band.
Gar mancher schöne Stein
Gelegt ins Gold hinein.
Viel Perlen und Rubin
Die Augen auf sich ziehn.
Das Horn vom Elephant,
So gross man keinen fand,
So schön man keinen fing,
Und oben dran ein Ring.
Wie Silber blinken kann!
Und hundert Glocken dran
Vom feinsten Gold gemacht.
Aus tiefem Meer gebracht
Von einer Meerfei Hand
Der Kaiserin gesandt.
Zu ihrer Reinheit Preis
Weil sie so schön und weis.
Der Knabe sagte auch:
»Dies ist des Horns Gebrauch:
Ein Druck von Eurem Finger,
Ja, ja, von Eurem Finger
Und diese Glocken all
Sie geben süßen Schall,
Wie nie ein Harfenklang
Und keiner Frauen Sang,
Kein Vogel obenher,
Die Meerfei nicht im Meer
Noch schöner singen kann!«
Fort sprengt der Knab bergan,
Ließ in der Kaisrin Hand
Das Horn, so weltbekannt.
Ein Druck von ihrem Finger,
O süßes hell Geklinger!
| 10 Februar 2012 |
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Zu Bacharach am Rheine,
Wohnt eine Zauberin,
Die war so schön und feine
Und riß viel Herzen hin,
Und machte viel zuschanden
Der Männer rings umher,
Aus ihren Liebesbanden
War keine Rettung mehr.
Der Bischof ließ sie laden
Vor geistliche Gewalt,
Und mußte sie begnaden,
So schön war ihr‘ Gestalt.
Er sprach zu ihr gerühret,
»Du arme Lore Lay.
Wer hat dich dann verführet
Zu böser Zauberei.«
»Herr Bischof laßt mich sterben,
Ich bin des Lebens müd,
Weil jeder muß verderben
Der meine Augen sieht.
Die Augen sind zwei Flammen,
Mein Arm ein Zauberstab,
O schickt mich in die Flammen,
O brechet mir den Stab.«
»Den Stab kann ich nicht brechen,
Du schöne Lore Lay,
Ich müßte dann zerbrechen,
Mein eigen Herz entzwei.
Ich kann dich nicht verdammen,
Bis du mir erst bekennt
Warum in deinen Flammen
Mein eignes Herz schon brennt.«
»Herr Bischof mit mir Armen
Treibt nicht so bösen Spott,
Und bittet um Erbarmen
Für mich den lieben Gott,
Ich darf nicht länger leben,
Ich lieb‘ kein Leben mehr
Den Tod sollt ihr mir geben,
Drum kam ich zu euch her.
Ein Mann hat mich betrogen,
Hat sich von mir gewandt,
Ist fort von mir gezogen
Fort in ein andres Land.
Die Blicke sanft und wilde,
Die Wangen rot und weiß,
Die Worte still und milde,
Die sind mein Zauberkreis.
Ich selbst muß drin verderben,
Das Herz tut mir so weh,
Vor Jammer möcht‘ ich sterben,
Wenn ich zum Spiegel seh‘.
Drum laßt mein Recht mich finden,
Mich sterben, wie ein Christ,
Denn alles muß verschwinden
Weil er mir treulos ist.«
Drei Ritter ließ er holen:
»Bringt sie ins Kloster hin,
Geh Lore! Gott befohlen,
Sei dein berückter Sinn.
Du sollst ein Nönnchen werden,
Ein Nönnchen schwarz und weiß.
Bereite dich auf Erden
Zum Tod mit Gottes Preis.«
Zum Kloster sie nun ritten
Die Ritter alle drei,
Und traurig in der Mitten
Die schöne Lore Lay.
»O Ritter laßt mich gehen,
Auf diesen Felsen groß,
Ich will noch einmal sehen,
Nach meines Buhlen Schloß,
Ich will noch einmal sehen
Wohl in den tiefen Rhein,
Und dann ins Kloster gehen,
Und Gottes Jungfrau sein.«
Der Felsen ist so jähe,
So steil ist seine Wand,
Sie klimmen in die Höhe,
Da tritt sie an den Rand,
Und sprach: »Willkomm, da wehet
Ein Segel auf dem Rhein,
Der in dem Schifflein stehet,
Der soll mein Liebster sein.
Mein Herz wird mir so munter,
Er muß der Liebste sein.«
Da lehnt sie sich hinunter
Und stürzet in den Rhein.
Es fuhr mit Kreuz und Fahne
Das Schifflein an das Land,
Der Bischof saß im Kahne,
Sie hat ihn wohl erkannt.
Daß er das Schwert gelassen,
Dem Zauber zu entgehn,
Daß er zum Kreuz tät fassen,
Das konnt‘ sie nicht verstehn.
Wer hat dies Lied gesungen
Ein Priester auf dem Rhein
Und immer hat’s geklungen,
Vom hohen Felsenstein
Lureley
Lureley
Lureley.
Als wären es meiner drei!
| Textdichter | Clemens Brentano | |
| Lesung | Anna Thalbach |
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| Bereitstellung | wortlover |























