30 Juni 1995 | |
Täubchen, enthebe Dich vom heimschen Ort,
leihe Dir des Windes Flügel,
straffen Gefieders eil’ mit Kurs nach Nord
gleitend über Berg und Hügel.
Flieg’ mit den Schwalben kühn um die Wette,
schwinge Dich zügig traulich zur Stätte
des hoffenden Busens flammendes Sehnen,
der tiefblauen Augen Berges-See, jenen
stillen Liebreiz, auf dessen silbern wogender Glut
matter Seele Flügelschlag fröhlicher Mut dir geruht.
Und das kalte Wachsessiegel,
gleichsam einem eisern Riegel,
gebrochen durch der Mädchenhand,
möge Einsicht dem gewähren,
fremde Blicke aber wehren,
dem dies Kleinod zugesandt.