4 August 2011 | |
Hildegard von Bingen übertragen ins Deutsche von Maria Kempf |
O Pastor animarum
Oh, Hirte der Seelen
et o prima vox,
und erste Stimme,
per quam omnes creati sumus,
durch welche wir alle geschaffen wurden,
nunc tibi, tibi placeat,
möge es dir nun gefallen,
ut degneris nos liberare
uns Niedrige zu befreien
de miseriis et languoribus nostris.
von unserem Elend und unserer Mattigkeit.
20 Kommentare zu “O Pastor Animarum”
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hast du die Übersetzung selbst gemacht? falls ja, hakt die aber noch ganz schön
Ja, ich war der Urheber dieser untröstlichen Übersetzungsarbeit 🙁
Das lag an zwei Problemen.
Problem Nr.1: Ich kann leider kein Latein, auch wenn es eine sehr reizvolle Sprache ist und stückweit auch von mir intuitiv erfasst und abgeleitet werden kann. Besonders das Kirchenlatein in Verbindung mit gregorianischem Gesang durchdringt mein ganzes Wesen (ich weiß, es klingt pathetisch, ist aber so).
Problem Nr.2: Hildegard von Bingen, selbst deutschsprechend, verfasste ihre Gesänge -damals üblich- in Latein. Da aber meine Lateinkenntnisse mehr als unterbelichtet sind, bin ich nach emsigem Googeln leider „nur“ auf eine englische Übersetzung gestoßen und hatte bei der Rückübersetzung Englisch-Deutsch meine Schwierigkeiten. Gott sei Dank gibt es in meinem Verwandtenkreis jemanden, der zweisprachig mit Deutsch und Englisch aufgewachsen ist und mir „Hebammendienste“ geleistet hat.
Sicherlich ist die Übersetzung an einigen Passagen sehr frei.
darf ich weiter Geburtshilfe leisten und es direkt aus dem Lateinischen übersetzen, wie ich denke, dass es stimmen müsste?
manche Stellen tun mir richtig weh 🙁
„So hoch empor verstieg sich nie und nimmer mein allerkühnstes Hoffen“ (Cyrano) 🙂
Ich wäre sehr dankbar darum 🙂
😀 ach, ich bin einfach mal so frei.
O Pastor animarum
et o prima vox,
per quam omnes creati sumus,
nunc tibi, tibi placeat,
ut degneris nos liberare
de miseriis et languoribus nostris.
O Hirte der Seelen,
und o erste Stimme,
durch welche wir alle geschaffen wurden,
nun soll es dir, dir gefallen,
uns niedrige zu befreien
von unserem Elend und unserer Mattigkeit.
statt „degneris“ bin ich von „degeneres“ ausgegangen, vielleicht eine mittelalter-lateinische Pluralform. macht jedenfalls einzig Sinn an der Stelle.
Das ging aber schnell! Vielen Dank 🙂
Du hingst wohl an der Lippe Gottes und schriebest danieder was göttlicher Mund offenbarte?
Ich habe dich auf jeden Fall als Geburtshilfe im Beitrag vermerkt.
ich muss mich übrigens schwer bedanken. die Melodie kannte ich schon lang, aber ich wusste nie, dass es sich um einen von Hildegard von Bingen geschriebenen Gesang handelt. hat sie auch die Melodie dazu gemacht oder nur den Text?
Eine verdammt gute Frage! Ich bin mir da nicht sicher.
Seit Tagen liegt in meinen Beitrags-Entwürfen ein weiterer Text von Hildegard von Bingen („O Ecclesia“), wo dem ich ausgehen kann, dass sowohl Text als auch Gesang von Hildegard stammen.
Ich werde ihn in den nächsten Tagen -gleichfalls wiederum nach „Übersetzungskämpfen“- ihn einstellen.
😀 nein, ich hab nur im Nebenfach Latein studiert.
wenn ich dir da irgendwie helfen kann, kannste dich gern melden. obwohl mittelalterliches Latein und Kirchenlatein natürlich nochmal ne ganz andere Liga ist, dessen muss man sich bewusst sein.
Vielen Dank, es sollte aber nicht allzu sehr von deiner Bachelor-Arbeit ablenken.
lass mir doch diese kleine Freude 😉
auf dein Geheiß hin…
Bezüglich des Gesanges „O Ecclesia“ (Hildegard von Bingen) wurde ich jetzt doch im Internet fündig.
Es wäre vermutlich auch für dich kein unbeträchtlicher Arbeitsaufwand gewesen, vor dem ich dich bewahren wollte.
Trotzdem danke nochmals für dein Übersetzungsangebot.
„möge es dir nun gefallen“ ist für die vierte Zeile eigentlich angemessener 🙂 kannst ja nochmal ändern
… scho(e)n geändert 🙂
Bei den Übersetzungen musst du natürlich auch beachten, dass sich in die Texte von Hildegard im auch Vokabular aus ihrer Lingua ignota, der von ihr selbst entwickelten „Geheimschrift“ eingeschlichen haben. Bis heute sind nicht wirklich alle Wörter entschlüsselt…
Darf ich mich nach 13 Jahren zu einer Frage äußern? In Hildegard von Bingen, Werke IV, Lieder, ist in der fünften Zeile überliefert: „ut digneris“. Könnte das nicht vielmehr von dignor, würdigen / sich entschließen, herstammen? Möge es dir nun gefallen, dass du uns würdigst uns zu befreien…
Verzeih‘ mein Säumen…
Verzeih‘ daselbst auch meine Unkenntnis, der von mir durchaus verehrten Sprache „Latein“. Aber ich bleibe ein
Dilettant.
Sprache kann sich aber auch durchaus in einem lieblichen Reinklang erströmen und darf sich, durch dem Herzen offenbar, durchaus auch dem Geiste entziehen.
Mit freundlichem Federschwung,
Ralphonsius Silentius,
der Stille im Erdenthal