Lyrik ~ Klinge
    Versuch einer Dichtung            

11 
 September 
 
2007

abgelegt in
Hexameter | Schach

 

Das Patt


 
Folgende Partie wurde auch von mir auf dem Freundschaftstag meines Schachvereins via Beamer dargestellt:

 

Liebe Schachgemeinde,
liebe Brüder und Schwestern im schachlichen Geiste,
liebe Bekannte, liebe Unbekannte, unserer Glaubensgemeinschaft
liebe noch Verbliebenen nach all so festlichem Mahle!

Vielleicht ist dem einen oder anderen unter uns dieses Werk bekannt?

 Das Standardwerk “Mein System” (Nimzowitsch) wird den Anwesenden gezeigt
…betretenes Schweigen

Es ist die Schachbibel schlechthin, in der die Lehren des Aaron Nimzowitsch’ zum königlichen Spiele dem Laienspieler sich offenbaren.
Das Werk stammt aus dem Jahre 1925 und wirkt daher in seiner Ausdrucksweise vielleicht ein wenig altbacken.

Doch aus diesem Buche möchte ich Euch gerne heute vorlesen.
Ich fühle mich nicht zu einem allein sprechenden Prediger berufen und so möchte ich mit Euch, liebe Gemeinde, gemeinsam zwei Partien betrachten.

Und zwar – zu Beginn- aus dem Buch

1. Brief des Nimzowitsch an die Gemeinde zu Steinsfurt

zu dem durchaus erhabenen Thema der Patt-Rettung, welche sich dem Auge durch folgendes Diagramm uns stellt.
Es sei gestattet, sich über mögliche Motive Gedanken zu machen.



 

Köstliches Märtyrium
[ freies Versmaß ]

 
Siehe, Bauer c6, wie das Glück Deiner Adelung hold Dir
winkt und lohnt die erduldete Schmach im Gefechte der Schlacht.
Walle Vasall und vollende den Lauf durch der Dame schützende Hand!

 

Schaudernd fristet indes auf h1 verwaist der schwarze Regent und
harret dem nahenden Matt, das ihn in Bälde ereilt.
Dame Schwarz, der Gefahr gegenwärtig,
bietet dem König flugs ein drohendes Schach,
den Aufschub des Gatten Tod damit erhoffend.

 
Jene Majestät im weißen Gewand
lächelt gelassen der feindschen Gesinnung entgegen,
wähnt sich vermeintlich im Schutz durch des Bauern Geleit,
der durch Aufmarsch ein weiteres Unheil abwendet.

 
Müßiger Kriegsherr des weißen Lagers,
hättest selbst den Fuß du gesetzt
auf friedliches Feld b4,
wo keine Gefahr länger Dir bräute.

 
Denn Schock, schwere Not,
es dränget die schwarze Königsgemahlin
dem weißen König und seiner Gattin erneut,
mit tollkühner Gabel opfert selbstlos
die schwarze Dame sich nun.

 
Oh, welch köstlich Märtyrium!
Die weiße Dame muss nehmen,
dem Gebote des Schaches zu wehren
und wird durch die schwarze Macht
auf g3 verheerend gelenkt,
wo sie die rettende Flucht des Schwarzen daselbst
vereitelt und somit Remis nun erwirkt.

 

 
 

3 Kommentare zu “Köstliches Märtyrium”

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  2. Tophie1984 sagt:

    Ein kleiner fader Beigeschmack ist leider vorhanden. Nach 1. c7 Dg8+ 2. c4 Dg3+ könnte Weiß die schwarze Dame mit 3. Kc2 verschmähen und nach 3. … Dxd6 4. c8D spielen und sich noch berechtigte Hoffnungen auf den vollen Punkt machen.

  3. Ralph sagt:

    Hallo Admins von Schachblätter.de,
    ein Dankeschön von mir für die Verlinkung und Bekanntgabe auf eurer Seite.

    Hallo Tophie1984,
    auch dir ein Danke für deinen Kommentar.
    Du hast natürlich recht! Ein Schachvereinskollege (DWZ 1800) hatte dieses “Loch” auch schon bemerkt.
    Hmm, komisch, hatte ich dieses Partiebeispiel doch aus dem Buch “Schachkombinatinen (Karl Colditz) entnommen.
    Sei’s drum, löschen wollte ich die vertonte Schachaufgabe wiederum auch nicht. Es war ein kleines Experiment.

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