12 Oktober 2019 |
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Lieber wortlover, DANKE für diesen wundersamen Beitrag, der mich in seiner schubertschen Vertonung seit Wochen schon begleitet.
Wahrlich von Goethe ein zartgepflückter Wortblumenstrauß …
Trotzdem komme ich nicht umhin, auf das ursprüngliche Gedicht von Friederike Brun zu verweisen, auf das sich auch Goethe bezog und ihm das Gedicht dieser Dichterin als Vorlage diente.
Wieso jene Dichterinnen nicht auf dem schulischen Lehrplan stehen und nur im Schatten der „großen Dichter“ verweilen, ich weiß es nicht…
Friederike Brun
(1765- 1835)
Ich denke dein
Ich denke dein, wenn sich im Blütenregen
Der Frühling malt;
Und wenn des Sommers mild gereifter Seegen
In Ähren strahlt.
Ich denke dein, wenn sich das Weltmeer tönend
Gen Himmel hebt,
Und vor der Wogen Wuth das Ufer stöhnend
Zurücke bebt.
Dein denk‘ ich, wenn der junge Tag sich golden
Der See enthebt,
An neugebornen zarten Blumendolden
Der Frühthau schwebt.
Ich denke dein, wenn sich der Abend röthend
Im Hain verliert,
Und Philomelens Klage leise flötend
Die Seele rührt.
Dein denk‘ ich, wenn im bunten Blätterkranze
Der Herbst uns grüßt;
Dein, wenn, in seines Schneegewandes Glanze,
Das Jahr sich schließt.
Am Hainquell, ach! im leichten Erlenschatten
Winkt mir dein Bild!
Schnell ist der Wald, schnell sind die Blumenmatten
Mit Glanz erfüllt.
Beim trüben Lampenschein, in bittern Leiden,
Gedacht‘ ich dein!
Die bange Seele flehte nah‘ am Scheiden:
»Gedenke mein!«
Ich denke dein, bis wehende Zypressen
Mein Grab umziehn;
Und selbst in Lethe’s Strom soll unvergessen
Dein Name blühn!
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Lyrik & Musik
Zu einer Trilogie sei es auch Schubert nicht verwehrt, in den goetheschen Chor seeliger Regungen seine Stimme einzumischen 🙂
Und darüber hinaus möchte ich auch an dieser Stelle Friederike Brun erwähnen, ein durchaus rankes Rosengewächs im allzu übermächtigen Schatten des Schlossgemäuers Goethe, die allzuwenig ans Licht des literarischen Bewusstseins geführt wurde und auf deren Redeblümchen sich Goethe in seinem Gedicht bezog.
Friederike Brun
(1765 – 1835)
Ich denke dein
Ich denke dein, wenn sich im Blütenregen
Der Frühling malt;
Und wenn des Sommers mild gereifter Seegen
In Ähren strahlt.
Ich denke dein, wenn sich das Weltmeer tönend
Gen Himmel hebt,
Und vor der Wogen Wuth das Ufer stöhnend
Zurücke bebt.
Dein denk‘ ich, wenn der junge Tag sich golden
Der See enthebt,
An neugebornen zarten Blumendolden
Der Frühthau schwebt.
Ich denke dein, wenn sich der Abend röthend
Im Hain verliert,
Und Philomelens Klage leise flötend
Die Seele rührt.
Dein denk‘ ich, wenn im bunten Blätterkranze
Der Herbst uns grüßt;
Dein, wenn, in seines Schneegewandes Glanze,
Das Jahr sich schließt.
Am Hainquell, ach! im leichten Erlenschatten
Winkt mir dein Bild!
Schnell ist der Wald, schnell sind die Blumenmatten
Mit Glanz erfüllt.
Beim trüben Lampenschein, in bittern Leiden,
Gedacht‘ ich dein!
Die bange Seele flehte nah‘ am Scheiden:
»Gedenke mein!«
Ich denke dein, bis wehende Zypressen
Mein Grab umziehn;
Und selbst in Lethe’s Strom soll unvergessen
Dein Name blühn!